Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
Vom Netzwerk:
es also wahr“, murmelte Tom. Er ließ die Waffe sinken und lief mehrmals um den Roboter herum. Ich habe schon davon gehört, dass es das gibt, aber ich hätte nicht geglaubt, dass …“ Er brach ab.
    „Ich sehe dir nicht besonders ähnlich für eine Kopie“, sagte der Roboter.
    Tom winkte ab. „Im Moment sehe ich mir selbst nicht ähnlich“, sagte er. „Hast du auch Kopfschmerzen?“ Der Roboter schüttelte den Kopf.
    „Dachte ich mir.“
    „Ich fühle mich trotzdem beschissen.“
    Tom sah erstaunt auf. „Du redest fast wie ich“, stellte er fest. Er schüttelte den Kopf. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir mal selbst begegnen würde, außerhalb eines Spiegels, meine ich.“
    „Das habe ich auch nicht erwartet.“
    „Das Verfahren ist verboten.“
    „Ja. Deshalb die Geheimniskrämerei.“
    Tom dachte daran, wie er in dem kleinen Raum aufgewacht war, dachte an die MRT-ähnlichen Geräte in dem geheim gehaltenen Labor und schließlich an den Computerausdruck in Eisenbergs Büro. „Du kannst nicht hierbleiben“, sagte er entschlossen.
    „Das ist genauso gut meine Wohnung.“
    „Erinnerst du dich an diesen merkwürdigen Computerausdruck?“, fragte Tom.
    „An jeden einzelnen Buchstaben.“
    „Okay. Dann musst du etwas unternehmen. Außer Eisenberg und seiner Assistentin sind wir zwei wahrscheinlich die Einzigen, die etwas von der Sache wissen.“
    „Du meinst, ich soll den Absender ausfindig machen?“
    Tom zuckte mit der Schulter. „Sowas in der Art.“
    „Und weil ich einen künstlichen Körper habe, überlässt du es mir, mich den Viren draußen auszusetzen?“
    „Nicht zu vergessen die mysteriöse Armee, mit der du sicher besser fertig wirst als ich.“
    „Ich habe keine Ahnung, wie ich an diese Armee rankommen soll. Aber ich glaube, dass sie existiert.“
    Tom schwieg. „Ich glaube auch nicht, dass das eine leere Drohung war“, sagte er dann. „Wir sollten der Sache auf jeden Fall nachgehen.“
    „Das denke ich auch.“
    „Wenn du …“
    „Wenn ich zu FUOP-TECH gehe, könnte ich vielleicht etwas finden, das uns weiter hilft?“
    „Ja. Die müssen knietief mit drin stecken. Vielleicht findest du eine Spur. Vielleicht sogar die ganze verfluchte Armee. Du könntest ein bisschen Chaos stiften, dann taucht der imaginäre Absender möglicherweise auf.“
    Der Roboter hob die Schultern. „Das wäre möglich“, meinte er. „Aber da ist etwas, was du wissen solltest: Ich bin keine kaltblütige Maschine. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, gegen eine ganze Armee vorzugehen. Ich habe Angst.“
    Tom schaute den Roboter an, der seine Kopie war und nickte. „Ich weiß, wie dir zumute ist. Aber ich habe keine bessere Idee.“
    „Wenn Eisenberg mich erwischt, wird er mich ausschalten. Er hat mir ein paar spezielle Funktionen einprogrammiert. Ich verfüge nur zum Teil über einen freien Willen.“ Der Roboter sah jetzt an Tom vorbei. „Ich will damit nur sagen, dass ich nicht weiß, wie weit ich komme. Du solltest dich nicht auf mich verlassen.“
    Tom seufzte. „Ich kann mich wohl kaum auf einen einzelnen Roboter verlassen, der noch dazu auf mir basiert. Ich habe schon genügend Aufträge vermasselt.“
    „Bevor ich gehe, möchte ich Nina sehen!“, forderte der Roboter.
    „Das geht nicht“, sagte Tom abweisend. „Sie ist nicht hier. Ich habe sie ins Krankenhaus bringen lassen.“ Er machte unwillkürlich einen Schritt auf die Maschine zu, als wollte er sie aus der Wohnung drängen.
    S elbst wenn Nina hier wäre: Du kannst sie nicht haben , dachte er.
    Der Roboter verharrte eine Weile unentschlossen, dann wandte er sich zum Gehen.
    „Viel Glück!“, sagte Tom leise. „Pass auf dich auf!“
    Der Roboter hob die rechte Hand zum Gruß und schlurfte schwerfällig in den Flur, wo er die demolierte Wohnungstür öffnete, und verschwand.
    Tom stand noch minutenlang reglos im Wohnzimmer. Das helle Licht der Lampe brannte in seinen Augen und als er sich endlich abwandte und einen Blick aus dem Fenster warf, konnte er kaum etwas erkennen. Seine Augen tränten. Der Roboter – seine Kopie – war längst in der Dunkelheit verschwunden.
    Er lief ins Badezimmer und sah in den Spiegel. Sein Gesicht kam ihm plötzlich fremd vor. Während Tom es betrachtete, dachte er an sein künstliches Pendant und suchte bei sich nach ersten Krankheitszeichen.
     

Fünf
     
     
    31. Oktober 2045
     
    Die Morgendämmerung drang durch das automatisch entdunkelte Fenster ins Zimmer. Eva lag mit

Weitere Kostenlose Bücher