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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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angenehmen Traum.
    Eva wandte den Blick ab. Sie bemerkte, dass die hintere Wand des Raumes einen langen Riss aufwies. Ein Bild war von der Wand gefallen, eines der Regale stand schief, aber ansonsten schien der Raum in gutem Zustand zu sein.
    Sie durchquerte die Tür zum Labor, lief an dem Mann auf der Liege vorbei und hob das Bild vom Fußboden auf. Nachdenklich wischte sie über das angebrochene Glas. Es handelte sich um das Schwarzweiß-Porträt eines Mannes. Er musste um die Anfang Fünfzig sein und hatte den Mund zu einem herablassenden Lächeln verzogen. Trotz der fehlenden Farben fielen Eva sofort die Augen auf. Sie waren sehr hell und hatten einen harten Ausdruck, der sich in abgeschwächter Form überall in seinem Gesicht wiederfand.
    „Wer ist das?“, erkundigte sie sich.
    Nadja, die ihr ins Labor gefolgt war, sah von der Liege zu ihr herüber. „Wer?“
    Nachdenklich fuhr sich Eva mit dem Daumen über die Wange. „Der Mann hier auf dem Foto. Ich kenne ihn. Er hat Kai besucht, damals, ein paar Tage, bevor er starb. Er hat gesagt, er wäre Arzt.“ Sie dachte daran, wie der angebliche Arzt ihr die Hand gereicht hatte und erinnerte sich an sein hintergründiges Lächeln.
    „Das ist Alexander Naval“, sagte Nadja bemüht gleichgültig. „Er hat früher mal hier gearbeitet. Ich weiß nicht, was er jetzt macht.“
    Das klang nicht besonders glaubwürdig. Eva fiel die leise Unsicherheit in Nadjas Stimme sofort auf. Sie musterte die Assistentin verärgert und gleichzeitig nachsichtig, als wäre sie ein Kind, das beim Spiel betrügt. Obwohl sie nicht genau sagen konnte, woher ihre Nachsichtigkeit rührte. Irgendwie spürte sie, dass Nadja nicht die einzige Person war, die falsch gespielt hatte und dass sie jemand dazu angestiftet hatte, der größer und bedeutender war als sie. Und sie bemerkte, wie unglücklich Nadja in ihrem Inneren war.
    „Wieso wollte er Kai untersuchen? Was genau war sein Fachgebiet? Und was sind das für Geräte da?“ Eva zeigte auf die Röhren.
    Nadja nahm ihr das Bild aus der Hand und hängte es in seinem angebrochenen Rahmen an die Wand zurück. Offenbar suchte sie nach einer Antwort.
    „Finden Sie nicht, dass es nun an der Zeit ist, mir zu sagen, was hier gespielt wird?“, bohrte Eva nach.
    „Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich Ihnen alle Fragen beantworte, aber zuerst muss ich Dr. Eisenberg aufwecken“, sagte Nadja. Sie öffnete eines der Schubfächer im Regal und holte einen kleinen metallenen Stift heraus.
    „Lassen Sie ihn doch schlafen. Oder wacht er nicht von allein auf? Merken Sie überhaupt, dass Sie mir ständig ausweichen?“
    Nadja biss die Zähne zusammen und sah Eva wütend an. „Dass ich Ihnen ausweiche, liegt daran, dass Sie zu einem verdammt schlechten Zeitpunkt gekommen sind“, zischte sie. „Ich kann ihn verdammt noch mal nicht länger schlafen lassen, denn bis er von selbst aufwacht, vergehen mindestens noch fünf Stunden. So lange hätte der Prozess nämlich dauern sollen.“ Sie setzte die Spitze des Metallstiftes an Eisenbergs Schläfe und berührte den kleinen Knopf am hinteren Ende des Gerätes.
    „Na und? Gönnen Sie ihm doch die fünf Stunden Ruhe“, meinte Eva unbeeindruckt.
    Nadja verdrehte die Augen. „In fünf Stunden wimmelt es hier von Robotern.“
    „Was denn für Roboter?“
    „Intelligente Maschinen mit Bewusstsein.“ Eva sah sie verständnislos an.
    „Sie werden Jagd auf uns machen.“
    „Sie spinnen doch total!“, rief Eva aus. Wenn die Frau versuchte, sie mit diesem billigen Trick abzulenken, hatte sie sich die Falsche ausgesucht.
    „Schön wär’s“, murmelte Nadja. Sie wandte sich wieder dem Mann auf der Liege zu, der jetzt blinzelte und versuchte, die Augen zu öffnen.
    „Wir müssen schleunigst hier weg, Georg!“, wandte sie sich an ihn. „Die Roboter sind schon unterwegs.“
    Eisenberg sah sich verwirrt im Raum um. „Hat es geklappt?“, fragte er mit rauer Stimme.
    Nadja schüttelte den Kopf. „Es gab einen Stromausfall. Wahrscheinlich haben seine Maschinen damit zu tun.“ Der Mann senkte den Kopf und schwieg.
    „Ich habe die bisherigen Aufzeichnungen trotzdem im HYP 33 gespeichert“, erklärte Nadja. „Es sind aber nicht genug Informationen.“
    „Die Maschinen? Das Beben? Sie meinen, das haben Roboter ausgelöst?“, unterbrach Eva sie ungläubig. Nadja machte eine abwehrende Handbewegung. Eisenberg setzte sich auf, drehte Eva den Kopf zu und musterte sie feindselig.
    „Wer ist das? Was hat sie hier

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