Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
Vom Netzwerk:
heiser. Er hatte das Mädchen unterschätzt. Kein Wunder. Dass sich eine Dreizehnjährige so gut mit Kampftechniken auskannte, war ungewöhnlich. Er hustete. Sein Hals schmerzte. Wahrscheinlich hatte er sich eine ordentliche Erkältung eingefangen. Er wüsste gern, wie lange er bereits hier gelegen hatte.
    Oliver schloss die Augen und wünschte sich, in Simons Wohnung zu sein, mit einer warmen Decke auf der Couch zu liegen und zu schlafen. Ja, das würde er tun. Später. Zuerst einmal musste er sich von den Fesseln befreien.
    Er riss die Augen wieder auf und versuchte, die Hände hinter seinem Rücken durch die Stricke zu schieben, doch die waren fest zugezogen und seine Hände schon taub. Unruhig sah er sich um. Wenn er die Fesseln nicht lösen konnte, würde er nicht weit kommen. Vielleicht konnte er es wenigstens bis zum nächsten größeren Weg schaffen.
    Er ging in die Hocke und versuchte aufzustehen, verlor jedoch das Gleichgewicht und fiel seitlich nach hinten. Dabei berührte er mit den Händen etwas Glattes, das ihn an einen Knauf erinnerte. Mühsam drehte er sich auf den Bauch, kam in die Knie und befühlte den Gegenstand mit seinem Mund. War das etwa ein Messer? Hier im Gras? Oliver wunderte sich darüber, aber eigentlich konnte es ihm egal sein, wie das Messer hierher gelangt war. Wenn er sich geschickt anstellte, wäre er die Fesseln bald los.
    Das Messer ragte mit einem Teil der Klinge aus dem Boden Oliver legte sich wieder hin, streckte die Hände aus und begann die Fesseln an der Klinge zu reiben. Nach kurzer Zeit gab das Messer dem Druck jedoch nach und fiel ins dichte Gras. Oliver fluchte und drehte sich auf den Bauch, um es sich wiederzuholen, als er die Gestalt neben sich bemerkte.
     
    •
     
    Ben bemerkte den Mann auf der Straße im letzten Augenblick. Ruckartig trat er auf die Bremse.
    „Bremsen!“, brüllte auch der Fremde auf der Rückbank. Das Sportcoupé rutschte über den nassen Asphalt und kam zwei Meter vor dem Mann mit quietschenden Reifen zum Stehen. Der Fremde atmete hörbar auf. „Okay, fahr weiter!“, befahl er.
    Ben stieß die Fahrertür auf. Feine Aschepartikel wehten ins Innere des Fahrzeugs.
    „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, rief Ben.
    Der Mann auf der Straße stieß ein schrilles Lachen aus. „In Ordnung?“, fragte er und musterte Ben mit einem Blick, als wäre der Junge geistig zurückgeblieben. „Klar. Es geht mir hervorragend.“
    Er kam näher und beugte sich zu ihm hinunter in den Wagen. „War nicht so gemeint“, brummte er. „Mir geht’s gut. Was ist mit ihm?“, erkundigte er sich mit Blick auf Max. „Ist er krank?“
    Ben nickte. Der Mann war groß, sein kurzes graues Haar teilweise versengt. Über der rechten Schulter trug er ein Gewehr. Immer wieder sah er sich unruhig nach allen Seiten um. Auch den Wagen ließ er nie lange aus den Augen. „Die Klinik ist in der anderen Richtung.“ 
    „Bitte helfen Sie uns“, sagte Ben. „Wir werden von diesem Mann bedroht.“ Er zeigte mit dem Finger über die Schulter.
    „So ein Blödsinn“, knurrte der Fremde auf der Rückbank.
    „Er ist in unser Auto eingebrochen“ fuhr Ben fort. „Und er hat eine Waffe.“ Er sah den Mann eindringlich an.
    „Ich lauf doch nicht ohne Waffe durch die Stadt. Hast du noch nichts von den Plünderungen gehört?“, blaffte die Qualle. Und zu dem Fremden auf der Straße: „Glauben Sie dem Typen kein Wort! Der schuldet mir noch was und will sich vor der Bezahlung drücken.“
    Der Mann auf der Straße musterte die Qualle. „Es geht um Geld?“
    „Nee. Eher um einen Gefallen.“
    Ben sah die Qualle empört an. „Dieser Mann lügt“, sagte er so ruhig er konnte. „Bitte, können Sie ihn nicht zwingen, auszusteigen?“
    „Mischen Sie sich bloß nicht in unsere Angelegenheiten!“, zischte es von der Rückbank. „Es könnte nämlich den Falschen treffen. Sie haben überhaupt keine Ahnung, worum es hier geht!“
    Der Mann sah sich um. Er überlegte. „Ich könnte eine Mitfahrgelegenheit gebrauchen“, meinte er schließlich.
    „Ich bringe Sie überall hin“, sagte Ben eilig. „Wohin möchten Sie denn? “
     Bitte lassen Sie mich nicht mit diesem Typen allein! Solange Sie hier sind, wird er mich nicht angreifen.
    „Habt ihr irgendwo Militäreinheiten gesehen?“
    Ben schüttelte den Kopf. „Aber wir finden welche! Garantiert.“
    Er wusste nicht, wie gefährlich die Qualle wirklich war, doch er wollte auf keinen Fall einen Kampf riskieren. Auch eine Flucht kam

Weitere Kostenlose Bücher