Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
Vom Netzwerk:
Blick auf dieses Ungetüm genügte Oliver, um zu wissen, dass er kaum eine Chance hatte.
    Er schaffte es, auf die Beine zu kommen, aber da seine Hände und Füße gefesselt waren, konnte er nur mühsam vorwärts hüpfen wie ein Hase und selbst dabei hatte er Mühe, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Er war sich bewusst, wie lächerlich seine Fluchtversuche wirken mussten und seltsamerweise beschäftigte ihn der Gedanke daran noch mehr, als die Furcht vor dem Roboter, dessen Strahl ihn jeden Augenblick treffen musste. Aber wenn er es schaffte, die Wiese und den angrenzenden Weg zu überqueren, könnte er sich vielleicht in dem kleinen Wäldchen in der Nähe des Flusses verstecken. Nur dort wäre es möglich zu entkommen.
    Wider besseres Wissen drehte Oliver sich nach dem Roboter um. Der rote Lichtstrahl war nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Die Maschine hatte aufgeholt. Und sie war nicht mehr allein. Dicht hinter ihr liefen zwei weitere Roboter, die dem ersten stark ähnelten.
    Verzweifelt versuchte Oliver schneller zu springen. Ein paar Meter kam er voran, dann trat er in einen Haufen Hundekot, rutschte aus und verlor das Gleichgewicht. Noch während er stürzte, spürte er, wie ein heißer Strahl seine Waden versengte. Er nahm alle Kraft zusammen und bemühte sich, wieder auf die Beine zu kommen. Der Geruch verbrannter Kleidung drang in seine Nase und er war zum ersten Mal froh, dass seine Sachen nass waren.
    Wieder stürzte er. Diesmal waren die Roboter so nahe, dass er keinen Versuch mehr unternahm aufzustehen, sondern sich auf dem Rücken liegend mit dem Kopf voran über die Wiese schob. Der Laserstrahl erreichte ihn erneut und verbrannte ein weiteres Stück Jeans.
    Oliver starrte in die roten Kameraaugen der Maschine. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass der Roboter langsam sein Bein hob. Der nächste Schritt würde ihn wie ein Insekt zerquetschen. Sein Herz hämmerte, aber er hatte nicht mehr Angst, als in jenem Moment, als er sich gefesselt auf der Wiese wiedergefunden hatte. Irgendwann mussten sie ihn ja erwischen. Dass es allerdings so schnell ging, damit hätte er nicht gerechnet. Er hatte noch so viele Pläne. Vor allem wollte er die Organisation wieder aufbauen und sich mit ihr verewigen. Und nun?
    Er sah, wie die Maschine das Bein senkte. Dann spürte er einen gewaltigen Druck in seinen Eingeweiden. Einen Schmerz, der ihn zu zerreißen schien. Bevor er das Bewusstsein verlor, entdeckte er noch ein viertes Maschinenwesen. Es schwebte lautlos am Himmel direkt über seinem Kopf, vom Nebel und der schwachen Beleuchtung verborgen und schoss einen siedend heißen Feuerstrahl auf ihn ab.
    Verloren. Das war das Letzte, was er dachte und er hatte nicht mehr zu Ende denken können, ob er nur sich damit meinte.
     
    •
     
    Seit einiger Zeit begleitete ein Sirren das Sportcoupé. Ben warf einen Blick aus dem Seitenfenster. „Was ist das?“, fragte er irritiert. Er konnte nichts entdecken, aber irgendwoher musste das Geräusch ja stammen. Auch Tom und der Fremde, der ihnen seinen Namen immer noch nicht verraten hatte, wendeten sich dem Fenster zu.
    „Ich höre nichts“, sagte die Qualle. „Wenn das ein Trick sein soll, dann –“ Er beendete seinen Satz nicht. Wahrscheinlich wusste er selbst nicht, wie er weiter verfahren sollte.
    „Aber es ist da“, beharrte Ben. „Direkt über uns.“
    „Ja. Jetzt höre ich es auch“, sagte Tom. „Psst!“ Er lauschte. „Halt den Wagen an!“, meinte er schließlich zu Ben. „Ich sehe mal nach.“ Er riss die Tür auf.
    „Warten Sie!“, rief Ben hastig. Es gelang ihm nicht, die Panik aus seiner Stimme vollständig zu verdrängen. „Ich komme mit.“ Um nichts in der Welt wollte er mit der Giftqualle allein bleiben.
    Tom sah ihn mit hochgezogenen Brauen an, dann verstand er. Er seufzte, riss dem Mann das Elektroschockgerät aus der Hand, bevor der reagieren konnte und steckte es ein. Dann stieg er vorsichtig aus dem Fahrzeug, ließ sich jedoch schnell wieder auf seinen Sitz fallen und schloss die Tür.
    „Eine Spähdrohne hat uns entdeckt“, sagte er. „Mach das Licht aus und fahr weiter! Vielleicht können wir sie abhängen.“
    Ben schaltete auf Autopilot um. Ohne die Scheinwerferbeleuchtung, nur durch die Nachtsichtanzeige in der Frontscheibe betrachtet, wirkte die Umgebung geisterhaft fremd. Unruhig rutschte Ben auf seinem Sitz umher. Er konnte die Drohne am Himmel immer noch nicht sehen. Sie hatte sich direkt über dem Fahrzeug positioniert und

Weitere Kostenlose Bücher