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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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zusammen, dass ihr Kiefer knackte und stöhnte lautlos. Mit ihrer Stimme in ihrem Kopf, die nur für sie zu hören war.
    Nichts geschah.
    Nadja drehte sie sich wieder zur Zimmermitte um – und hielt sich die Faust vor den Mund. Von Eisenberg war nichts übrig geblieben als seine in ehemals teuren Lederslippern steckenden Füße. Der Rest seines Körpers war mit der Liege zu einem zähen schwarzen Klumpen verschmolzen. Das Transfergerät rauchte.
    Die Roboter hatten sich bereits von Eisenbergs Überresten abgewandt. Sie standen nun so dicht vor ihr, dass Nadja nur ihre Arme auszustrecken bräuchte, um sie zu berühren. Aber es waren die Maschinen, die die Arme ausstreckten und nach ihr griffen.
     
    •
     
    Die Greifarme packten das Fahrzeug an der Frontseite und hoben es langsam an. Ben wurde gegen die Lehne gedrückt, die Füße blieben am Lenkrad hängen. Max’ Spazierstock rutschte nach hinten bis unter die Rückbank. Die Landschaft außerhalb des Autos begann sich zu drehen und machte schließlich einem trüben graublauen Himmel Platz. Straße, Felder und Solarkraftwerk verschwanden aus Bens Blickfeld. Die Frontscheibe befand sich nun über ihnen.
    „Raus hier!“, brüllte Tom. Er riss seine Tür auf und sprang auf die Straße. Der Fremde tat es ihm gleich. Ben zog sich an Max heran und löste dessen Gurt. Die Fahrertür wurde von einem der Greifarme blockiert und ließ sich nicht öffnen. Sie mussten auf der Beifahrerseite aussteigen, aber die schien meilenweit entfernt.
    Der Junge versuchte, an das Armaturenbrett zu kommen, um die Tür automatisch zu öffnen, aber es gelang ihm nicht, sich weit genug aufzurichten. Auch mit seinen Füßen konnte er nicht viel erreichen. Die einzelnen Knöpfe standen einfach zu dicht beieinander. Er versuchte es trotzdem, trat unermüdlich dagegen, während der Wagen weiter angehoben wurde.
    Ben gab auf. Er musste die Beifahrertür manuell öffnen.
    Er rollte sich über die Seite auf die Knie, wobei er fast zwischen die Lehnen der Vordersitze gerutscht wäre. Vorsichtig beugte er sich über Max’ Sitz, reichte jedoch noch nicht an den Öffnungsmechanismus heran. Draußen brüllte Tom etwas, was Ben nicht verstand. Er konzentrierte sich darauf, den Türgriff zu fassen, streckte seinen Arm weiter aus. Die Karosserie knirschte unter dem zunehmenden Druck der Greifarme. Sie bohrten sich tiefer und tiefer in die Motorhaube. Das Metall begann aufzuplatzen. Kleinere Metallteile regneten auf die Straße. Ben zwang sich, nicht hinzusehen und endlich gelang es ihm, die Tür aufzustoßen.
    Ein Ruck ging durch den Wagen. Einer der Greifarme hatte die Beifahrertür gepackt und begann, sie nach außen zu biegen. Mit einem trockenen Krachen brachen die Scharniere. Die Tür stürzte auf die Straße.
    Der Junge wich zurück. Die Klauen des Greifers schlossen sich nun um die A-Säule, nur knapp verfehlten sie dabei die Beine von Max. Schon verformte sich die Karosserie. In der Frontscheibe bildete sich ein Riss. Er wurde größer und Ben fragte sich, wann das Sicherheitsglas zerspringen würde und wie sie an dem Greifer vorbeikommen sollten.
    Plötzlich hörte er ein Knistern. Es kam von außen, schien jedoch sofort in seinen Kopf einzudringen und dort zu explodieren. Ben schrie auf. Er hatte das Gefühl, dass in seinem Kopf Blitze zuckten, während die Farben ringsum verblassten.
    Tom. Das EMP dachte er, während er schief auf der Lehne lag, kaum fähig sich zu bewegen. Er starrte durch die offene Beifahrerseite ins Graue und fragte sich, ob das jetzt alles war. Ob er einfach aufhören würde, etwas wahrzunehmen. Doch als Toms Gesicht in der Öffnung erschien, erhielt die Umgebung ihre Farben bereits zurück und Ben schaffte es, auf die Knie zu kommen.
    „Seid ihr in Ordnung?“, fragte Tom.
    Ben nickte.
    „Ich hab die Drohne erledigt, du kannst aussteigen.“ Er klopfte auf seinen EMP-Aufsatz.
    „Was ist mit dem Kran?“
    Der Greifarm hatte die A-Säule weiterhin fest umklammert.
     „Der bekommt keine Daten von der Drohne mehr“, erklärte Tom. „Für den elektromagnetischen Impuls war er etwas zu weit entfernt. Wahrscheinlich ist seine Steuerung kurzfristig durcheinander geraten. Das kann sich aber jederzeit ändern“, fügte er hinzu. Also beeil dich!“
    „Wir müssen zuerst Max rausholen“, bemerkte Ben. „Allein schaffe ich das nicht.“
    Er sah auf die Straße. Das Fahrzeug hing in einer Höhe von zwölf Metern über der Straße. Die Drohne lag auf dem Asphalt. Sie war in

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