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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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baumelte, spendete trübes Licht.  
    Ben konnte es kaum fassen. Eine Weile starrte er in das staubige Gelb als könnte er auf diese Weise Energie tanken, dann schaute er sich um. Der Raum war lang und schmal und voller Gerümpel. Ben sah Kartons in einer Ecke, Müllsäcke, das Metallgehäuse eines Computers und einige Behälter aus schmutziggrauer Plastik, die einmal weiß gewesen sein musste.
    Er lief auf die Kartons zu. Als er merkte, dass seine Beine erneut nachgaben, setzte er sich auf den Boden und kroch auf allen Vieren. Obwohl die Kartons nur wenige Meter von ihm entfernt waren, kam ihm der Weg endlos vor. Inständig wünschte er sich, dass die Kartons nicht leer waren. Dass sie etwas enthielten, was ihm weiterhelfen würde. Er musste sich etwas einfallen lassen, bis der Mann zurück kam und die Tür öffnete. Falls er zurückkam …
    Bei dem Gedanken, dass er womöglich für immer hier eingesperrt bleiben sollte, begann Ben zu keuchen. Er hatte das Gefühl, dass seine Brust unter einem extremen Druck zusammengepresst wurde. Mühsam versuchte er zu atmen und schlug um sich, bis er die Panikattacke soweit unter Kontrolle hatte, dass er weiterkriechen konnte. Endlich bei den Kartons angekommen, fühlte er sich so erschöpft, dass er einfach sitzen blieb. Es dauerte mehrere Minuten bis Ben wieder an die Kartons dachte.
    Erwartungsvoll beugte sich der Junge über den ersten Karton. Er war leer. Im zweiten und dritten fand er Packpapier, im vierten ein paar alte kunststoffummantelte Kabel, im fünften einzelne Computerbauteile. Speicherchips, eine zerkratzte Tastatur und einen Stapel jahrzehntealter DVDs, möglicherweise Patientendaten. Er nahm eines der Kabel und kroch zur Tür zurück.
     
    •
     
    Tom parkte den Van in einer Seitenstraße und machte sich auf den Weg zu FUOP-TECH. Er kannte das Gebäude von diversen Fotos und aus Nachrichtensendungen, aber bisher war er noch nie hier gewesen. Stirnrunzelnd betrachtete er die blaue Glasfassade. Ihm ging durch den Kopf, dass das Gebäude gemessen an der Bedeutung des Unternehmens recht unscheinbar wirkte. Es gab keinen sich in den Himmel schraubenden Wolkenkratzer, keine architektonischen Spielereien, keine Wasserspiele vor dem Eingangsbereich, ja nicht einmal eine Bank.
    Ihr wollt nicht auffallen , dachte Tom. Niemanden anlocken. Weder Reporter noch Touristen. Warum? Jedes andere Unternehmen, das etwas auf sich hielt, versuchte seiner Zentrale eine möglichst eindrucksvolle Erscheinung zu verleihen. Besonders wenn es Milliardengewinne machte.
    Er ging zum Eingang und bemerkte, dass die breite Glastür verschlossen war. Neugierig spähte er durch die Scheibe ins Innere. In der großen Eingangshalle patrouillierten Wachleute mit schussbereiten Waffen. Er schloss daraus, dass der Roboter vor kurzer Zeit hier gewesen war.
    Offensichtlich war euch der Besuch nicht willkommen , dachte er. Na dann – hier kommt noch ein ungebetener Gast.
    Er aktivierte die Kommunikationsanlage.
    „Bitte geben Sie Ihren Einlasscode ein!“, meldete sich eine automatische Frauenstimme. „Besucher ohne vorherige Terminabsprache benutzen Code H 8081.“
    Tom sah in die Überwachungskamera über dem Eingang und bemühte sich, seinem Gesicht einen strengen offiziellen Ausdruck zu verleihen. „H 8081“, sagte er laut. „Lange. NT-Security.“
    „Warten Sie einen Augenblick, ich verbinde“, antwortete die künstliche Stimme.
    Tom nickte und sah weiter in die Kamera. Kurz danach meldete sich eine andere Frauenstimme.
    „Hillert, zu wem möchten Sie?“, erkundigte sich die Person am anderen Ende ohne ihn zu grüßen.
    „Lange“, wiederholte Tom. „NT-Security. Wir suchen einen Roboter der Baureihe RT mit fehlerhafter Programmierung. Er ist –“, gefährlich wollte er hinzufügen, dann wurde ihm jedoch bewusst, dass FUOP-TECH das inzwischen wohl auch mitbekommen hatte.
    Die Stimme räusperte sich kurz. „Einen Moment. Wir schicken Ihnen gleich jemanden.“ Damit schaltete sich die Kommunikationsanlage ab.
    Tom setzte sich auf die oberste Treppenstufe. Der Wind war stärker geworden und blies ihm Staub und halbzerfallene braune Blätter in Haare und Gesicht. Tom zog ein zerfetztes Papiertaschentuch aus seiner Hosentasche und schnaubte sich die Nase. Hoffentlich blieb er dieses Jahr von den üblichen Erkältungen verschont. Ein guter Grund, den Herbst zu hassen , dachte er.
    Hinter ihm wurde die Eingangstür geöffnet. Tom sprang auf. Er sah sich zwei Männern gegenüber, die ihn

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