Götterdämmerung (German Edition)
ihren großen bernsteinfarbenen Augen an „Ich möchte dir etwas zeigen. Es lohnt sich.“
„Was denn?“, fragte Simon überrascht und spuckte seinen Kaugummi schnell in einen der Abfalleimer. Isabelle lächelte. Dann nahm sie entschlossen seine Hand und zog ihn hinter sich her zur Treppe. Ihre Hand fühlte sich angenehm warm und weich an und obwohl Simon die neugierigen Blicke seiner Kollegen fürchtete, ließ er sie nicht los. Sie liefen bis ins Dachgeschoss. Hier oben befanden sich ausschließlich Büroräume. Isabelle blieb vor der letzten Tür stehen und gab einen Code ein.
„Was machst du da?“, fragte Simon erschrocken. „Wenn uns hier jemand erwischt … Woher hast du überhaupt den Code?“
Sie zuckte die Schultern. „Ich hab manchmal hier oben zu tun. Keine Angst, der Chef ist nicht da.“
Sie zog ihn hinter sich her in den Raum. Das Büro war relativ groß, aber einfach eingerichtet. Abgesehen von einer grünen Ledercouch in der Ecke, gab es nichts, was es von anderen Büros unterschied. Auf dem Schreibtisch standen ein paar 3D-Fotos und ein Strauß silbergrauer Chrysanthemen, eine Neuzüchtung. Am anderen Ende des Zimmers befand sich eine Dachterrasse. Isabelle eilte darauf zu, ohne sich umzusehen.
Simon folgte ihr zögernd. Er hatte diese Terrasse oft genug von der anderen Seite der Klinik aus gesehen, aber nicht geahnt, wie beeindruckend sie wirklich war. Wobei ihn weniger die Terrasse an sich beeindruckte, als vielmehr die überwältigende Aussicht, die sich ihm bot.
„Na, was sagst du?“, fragte Isabelle. Sie strich mit den Fingern sanft über seinen Handrücken und Simon spürte dieses Kribbeln im Bauch, das sich bis in seine Genitalien ausdehnte und ihm fast den Atem nahm.
„Es ist wirklich schön“, flüsterte er. Sein Ärger wurde vom Wind hinaus in die Stadt getragen, verschwand hinter Häuserfronten, in Straßenschluchten. Gedankenverloren blickte er auf die hell beleuchtete Straße hinunter, die von Kastanien gesäumt wurde und den Fluss überkreuzte. Der Fluss selbst glitzerte wie ein dunkelblaues Band und spiegelte die Lichter der Schiffe und Laternen an seinem Ufer wider. Die Morgendämmerung hatte noch nicht begonnen. Simon roch die würzige Luft, die kühl aus dem Park am Fluss bis zu ihnen hinauf stieg. Nicht weit entfernt befand sich das alte Museum, dessen wuchtige Mauern von mehreren roten Lampen angestrahlt wurden, sodass es an eine geheimnisvolle Burg aus einem Fantasy-Film erinnerte. Es war unwirklich. Genauso unwirklich, wie er sich gerade fühlte.
„Mir ist kalt“, sagte Isabelle. Sie drehte sich zu ihm um. Ihr Gesicht war seinem so nah, dass Simon sich zu ihr herunterbeugte, um sie zu küssen, doch noch bevor er sie berühren konnte, drehte Isabelle sich lachend weg. Ihre Zähne blitzten. „Lass uns reingehen!“
Sie ließ seine Hand los und kehrte in das leere Büro zurück. Simon folgte ihr. Er schloss schnell die Terrassentür und hoffte, dass sie jetzt nicht einfach verschwand. Er hatte Angst, dass sie mit seinen Gefühlen spielen könnte, ihn innerlich auslachte.
Doch neben dem Schreibtisch blieb Isabelle stehen. Ihre Finger spielten mit den Knöpfen ihres Schwesternkittels, umkreisten sie, entfernten sich wieder. Schließlich öffnete sie den Kittel langsam, ließ ihn auf den Boden gleiten und zog Simon zu sich heran. Und endlich küsste sie ihn. Simon fühlte ihren Mund auf seinem, fühlte ihre Zunge, die fordernd seine heißen Lippen auseinander drückte und wieder schien ihr Kuss ihm fast die Besinnung zu rauben. Durch die geschlossenen Lider fühlte er den Blick ihrer Augen. Roch ihr Parfüm, das sie nur ganz schwach aufgetragen hatte.
Seine Hände fassten ihr Gesicht, tasteten sich den Hals entlang, glitten tiefer, schoben sich unter ihr T-Shirt und ruhten auf ihren festen Brüsten. Ihr Körper fühlte sich noch viel weicher und erregender an, als er es sich ausgemalt hatte. Er sollte diesen Moment auskosten, ihn hinauszögern, aber er konnte nicht länger warten. Mit einer heftigen Handbewegung schob er Stifte und Unterlagen zur Seite und setzte Isabelle auf den Schreibtisch, während sie an seiner Jeans zerrte. Dann drang er in sie ein, ungeduldig und immer noch von der Angst besessen, sie könnte ihn zurückweisen.
An den missglückten Überfall dachte er nicht mehr, er strich den ganzen missglückten gestrigen Tag aus seinen Gedanken. In seinem Kopf war nur noch Platz für Isabelle.
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Maria saß mit Leo, dem Kater, auf dem
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