Götterdämmerung (German Edition)
über. „So war es abgemacht! Dafür haben wir deine Identität geheim gehalten. Was soll ich denn machen, wenn niemand mehr da ist, der etwas kauft?“
„Genieß es!“
„Was?“
„Du hast dich doch immer über den Stress beklagt.“
„Nein! Nein!“ Eisenberg schüttelte energisch den Kopf. „Ich brauche den Stress! Wirklich! Du musst es rückgängig machen!“
„Es ist zu spät, Doktorchen.“
„Nenn mich nicht so!“
Die Stimme machte eine Pause und fuhr dann ungerührt fort. „Ich will dir mal was sagen, Georg – und das ist das Letzte, was du oder irgendjemand sonst von mir hören wird: Du hattest zehn, nein zwölf unverdient fette Jahre. Dass die Firma erfolgreich war, hast du mir zu verdanken, niemandem sonst! Ihr alle wart austauschbar. Ist das nicht Dank genug für deine – na, sagen wir mal Verschwiegenheit? Und ich sag’ dir noch was: Ich habe keine Lust, länger von Weichlingen und Schwachköpfen umgeben zu sein! Du hast meine Maschinen gesehen. Sie sind stark, intelligent, unsterblich. Und sie gehorchen allein mir. Mir!“
„Die Roboter werden dir nicht ewig loyal sein“, wandte Eisenberg ein. „Wenn sie so intelligent sind, wie du behauptest, werden sie sich von dir abwenden und ihre eigenen Ziele verfolgen.“
„Und wenn schon!“ Verächtliches Schnaufen. „Damit kann ich leben. Ich habe dieses Risiko einkalkuliert. Ich will keine stumpfen, hirnlosen Maschinen. Ich will beobachten, wie mein Experiment weiterläuft. Außerdem habe ich alle Roboter nach meinem Vorbild programmiert. Es sind mechanische neuronale Klone, wenn man so will. Selbst, wenn sie mich irgendwann ausschalten, lebe ich weiter. Tausendfach. Nur schade, dass niemand außer euch von diesem Coup erfahren wird.“
Das Gespräch verstummte. Eisenberg warf den Roboterwachen einen giftigen Blick zu. Nadja dagegen vermied es, die Maschinen anzusehen. Mit gesenktem Kopf hastete sie weiter, bemühte sich, nicht langsamer zu werden. Endlich hatten Sie das Ende des Gangs erreicht und gelangten wieder in den Laborbereich.
Eilig schlossen die beiden Menschen die Tür und verriegelten sie, aber ihnen war klar, dass die Roboter nicht lange aufgehalten werden konnten, wenn sie sich erst entschlossen hatten, aus ihrem unterirdischen Versteck aufzubrechen. Der Türcode ließ sich nicht ohne Weiteres ändern und selbst wenn sie es schafften, würden die Roboter die Tür einfach zerstören. Eine einfache Metalltür stellte kein großes Hindernis dar. Und dann waren da noch die beiden anderen Ausgänge …
Keine Chance, sie aufzuhalten , dachte Nadja entmutigt, schüttelte diesen lähmenden Gedanken jedoch mit aller Kraft wieder ab und wandte sich an Eisenberg.
„Wir müssen die Polizei informieren“, sagte sie. „Oder besser gleich das Militär. Die Regierung. Die müssten doch feststellen können, woher der Anruf kam.“
Eisenberg schnaubte. „Vergiss es! Der Anruf war verschlüsselt und garantiert über mehrere Server umgeleitet, um die Herkunft zu verschleiern.“
„Ach verdammt!“, fluchte Nadja. „Es gibt doch Wege, so was rauszubekommen. Wenn er festgenommen wird, kann er die – diese Ungeheuer nicht mehr befehligen. Und gegen das Virus lässt sich doch ein Gegenmittel finden.“
„In zwei bis drei Tagen? Das bezweifle ich. Er hätte nie ein Virus benutzt, das so einfach auszuschalten wäre.“ Eisenberg schüttelte den Kopf und legte seiner Kollegin die Hände auf die Schultern. „Nadja, jetzt hör mir mal genau zu! Wenn du die Regierung informierst, hat das nur zur Folge, dass sie uns festsetzt und verhört. Uns , verstehst du? Die werden uns nicht gehen lassen, bevor sie nicht das letzte Detail aus uns rausgequetscht haben. Ich habe etwas Besseres vor.“ Er deutete auf den Raum links von ihnen mit dem unscheinbaren Schild „Labor – Zutritt verboten “.
„Also, zuerst gehe ich in mein Büro und räume ein bisschen auf“, fuhr er fort. „Es gibt da noch ein paar Daten, die besser verschlüsselt werden sollten. Und dann suche ich mir ein oder zwei Freiwillige, die die Maschinen testen, bevor ich sie benutze.“
Er sah Nadja eindringlich an. „Bitte! Ich brauche dich. Du musst mir helfen! Alleine schaffe ich es nicht. Wir informieren die Regierung, wenn wir fertig sind.“
Nadja schloss die Augen und plötzlich hatte sie wieder dieses Bild aus ihrem Alptraum vor sich. Sie sah den Friedhof mit seinen Gräbern tief unter sich. Nur war er diesmal viel größer und drehte sich nicht und sie lief
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