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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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Feinde habe. Karl von Este, nun mit hochrotem Kopf, rutschte bereits wütend auf seinem Sitz hin und her; doch ohne innezuhalten warnte ihn Seine Majestät mit deutlichen Worten, er möge auf sein Verhalten achten, denn man beobachte ihn, man wolle einen Eklat, damit sich, wie man es von Verwandten und Verbündeten gewohnt war, etwas gegen ihn zusammenbraue, und schließlich ließ er den Namen seines Onkels und früheren Tutors fallen, Franz V., Herzog von Modena.
    «Er also, der Hungerleider!», rief Seine Hoheit aufgebracht …
    Worauf ihm der Kaiser das Wort abschnitt, denn er wollte schnell zu Ende kommen, sich kurz entschlossen einem anderen Thema zuwandte und fragte, ob es wahr sei, dass Karl von Este sechzehn Millionen für das Hôtel Beaujon ausgegeben habe.
    Die Antwort des Herzogs war nicht in sich schlüssig, sondern entsprang dem Eifer eines Empörten, der seinem Ärger Luft verschaffen will. Nachdem Seine Majestät ihn einige Zeit hatte klagen lassen, sagte der Kaiser, dass er, ganz gleich wie der Fall liege, sich in der unangenehmen Lage befinde, ihm derart ärgerliche Dinge mitzuteilen, doch könne er diese nicht mehr zurückhalten. Er wisse aus sicherer Quelle, dass die Familie des Herzogs Ränke schmiedete: Man gebe vor, die Befürchtung zu hegen, dass die verschwenderische Fülle wie der Bau dieses Palais, diese blinde Prozesswut und tausend andere merkwürdige Umtriebe (auch wenn dies nicht die verwendete Formulierung war) auf wie auch immer geartete Gesundheitsbeschwerden Seiner Hoheit hindeuteten; dass man bemüht sei, diesem Zustand ein Ende zu bereiten; dass Franz, Herzog von Modena, an der Spitze dieses Bündnisses stehe. «Und ich habe allen Grund anzunehmen», fuhr der Kaiser fort und betonte jedes einzelne Wort, «dass er schon Schritte zur Einberufung eines Familienrates unternommen hat, der Euch unter Vormundschaft stellen soll.»
    «Ach! Sire! Verzeiht!», sagte der Herzog und erhob sich mit purpurrotem Gesicht; nun begann er, schnaubend im Kabinett auf und ab zu gehen … «Ein Feigling! Ein Tyrann! Ein Dieb», stammelte er außer sich vor Wut. Ja! Ein Dieb! Denn als Franz V. dereinst schmählich geflohen war, hatte er nachweislich Bilder im Wert von fünf bis sechs Millionen entwendet, die dem Staat gehörten. Ein unfähiger und bösartiger Greis und demgegenüber er, Karl von Este, als Oberhaupt der älteren Linie, von höherem Stand war …
    Und während er sich immer mehr hineinsteigerte, fing die arme, entthronte Hoheit an, Beschimpfungen auszustoßen, von denen das Kabinett nur so widerhallte. Der Kaiser saß an seinem großen, unordentlichen Schreibtisch, nahm zerstreut aus einer Schale Schokoladenbonbons und wiegte sich mit nachdenklicher Miene hin und her.
    «Ja, zweifelsohne», ergriff er wieder das Wort, «das alles ist ärgerlich, äußerst ärgerlich.»
    Nach einem langen Schweigen schließlich, während dessen der Herzog noch wütend mit großen Schritten umherlief, sah ihm Seine Majestät direkt ins Gesicht und sagte, dies sei nicht alles; er habe alles über die möglichen Folgen eines solchen Schriftstücks wissen wollen; man habe sie ihm erklärt, die Entscheidung des Familienrates werde dem Außenminister überbracht, gelange von dort zum kaiserlichen Staatsanwalt …
    «Aber, Sire …», unterbrach der Herzog, «in Frankreich …»
    «In Frankreich», wiederholte der Kaiser, «wie in Italien, der Schweiz, in Russland und überall, wo Ihr Besitz habt, wird Franz V. unter Berufung auf die Zwangsverwaltung Anspruch auf die Erträge Eurer Güter erheben und so auf juristischem Wege erreichen, dass diese in seine Hände gelangen.»
    «Sire», sagte der Herzog, «wir werden die Sache vor Gericht bringen!»
    «Tja, zweifellos, nichts anderes habe ich von Euch erwartet», erwiderte der Kaiser schulterzuckend. «Ihr werdet klagen … aber werdet Ihr gewinnen? Es scheint, man kann die Meinung vertreten, dass der Beschluss des Familienrates ein regelrechter Gläubigeranspruch ist, der Euch überallhin folgt; und der Justizminister hat mir nicht verheimlicht, dass es gut möglich ist, dass ein Gericht sich dieser Meinung anschließt.»
    «Aber das wäre ungeheuerlich, Sire», meinte der Herzog aufbrausend. «Ich bin doch nicht verrückt!»
    «Habt Ihr denn», fuhr der Kaiser fort, ohne darauf zu antworten, «gar keine Handhabe gegen Franz V.?» – und er erhob sich aus seinem Sessel und heftete einen trüben Blick auf den Herzog.
    Die Ankunft von Herrn Babinet war längst

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