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Götterfall

Götterfall

Titel: Götterfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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mich«, sagte Hüffart.
    »Frauen haben das ab und zu.« Frankie klopfte ihm auf die Schultern. »Sind nicht alles Engel!«
    »Silvie war sehr böse.«
    Lena war schon auf der Brücke. Sie versuchte zu rennen. Die sportlichste Figur gab sie dabei nicht gerade ab, aber sie hatte es eilig. Mensch, jetzt sah er es auch: Die Limousine war schon auf halber Strecke zum Hotel. Ein dickes, schwarzes Bonzenauto. Nutzte Urbich aber auch nicht viel. Er war jetzt dran, musste gestehen und bezahlen. Da half kein Airbag und keine Sicherheitsverglasung. Jetzt war es so weit!
    »Sie kommen«, sagte er zu Hüffart und zeigte auf das Auto. Plötzlich bemerkte er, dass der alte Mann völlig zusammengesunken in seinem Rollstuhl saß und heulte. »Hey, was ist denn los? Brauchst keine Angst zu haben, Hüffart, du bist doch sonst so ’ne große Nummer.«
    »Silvie war sehr böse!«
    »Ist sie jetzt bestimmt nicht mehr, Alter. Guck, da kommt sie um die Ecke gefahren, die drei Millionen für deine Freilassung hat sie bestimmt in ihrer Handtasche gebunkert, und dann ist sie froh, dich wieder in ihre Arme zu schließen, Küsschen und alles ist gut!« Frankie suchte ein Taschentuch, fand aber keins. »Jetzt hör doch auf! Sie hat sich bestimmt ganz dolle Sorgen gemacht und wenn sie dich gleich sieht …«
    »Ich weiß, sie war sehr böse, aber ich habe vergessen,warum«, jammerte Hüffart, doch das hörte Frankie nur mit halbem Ohr. Jetzt gab es Wichtigeres zu tun. Lena war da. Das Auto war da.
    Urbich, Silvie und dieser Jarle Yngvisson stiegen aus.
    Es war so weit.
    Gleich würden die Götter fallen.
    [17. Juni, 9.34 Uhr, Goðafoss , Þingeyjarsveit, Island]
    Als Silvie endlich auf diesem vorspringenden Felsen angekommen war, spürte sie gleich, dass etwas nicht stimmte. Es war die Art, wie Karl sie anschaute. Die Tatsache, dass er das erste Mal seit Jahren nicht ihre stereotype Begrüßungsformel aufsagte, die sie einstudiert hatten. »Oh, meine Göttergattin, hallo!« Er war nicht derselbe Mann, den sie vorgestern am Gletschersee aus den Augen verloren hatten. Vielleicht war eingetreten, was sie am meisten gefürchtet hatte. Vielleicht hatte Karl begonnen, sich zu erinnern.
    Trotzdem war sie unendlich erleichtert, ihn zu sehen. Er schien unverletzt, das war die Hauptsache. Sie wollte auf ihn zueilen, ihn umarmen, doch Jarle hielt sie zurück. »Bitte, Frau Hüffart, wir wissen nicht, was Götze im Schilde führt. Ihm ist alles zuzutrauen, wie Sie wissen.«
    Dass Götze hinter allem steckte, war ja vorhersehbar gewesen. Kriminelle wie er würden sich niemals ändern. Urbich hatte die drei Millionen Euro wie verabredet in einer großen Plastiktüte verstaut. Woher er gestern noch so schnell das Geld hatte auftreiben können, entzog sich Silvies Kenntnis. Es war ihr auch gleichgültig. Hauptsache, die Erpresser hielten die Scheine in den Händen und die schlimme Sache wäre damit ausgestanden. Es war allerhöchste Zeit, dass Karl seine Medikamente bekam.
    Dann bemerkte Silvie, dass außer Götze, Karl, Urbich und Yngvisson auch noch diese undurchschaubare Lena Jacobi anwesend war. Hatte sie sich doch gleich gedacht, dass an dieser Person etwas faul war. Doch wo war Wencke? Silvie blickte sich um: keine Spur von ihrer ehemaligen Zimmergenossin. Das passte ganz und gar nicht zu dieser Frau, sich ausgerechnet das Finale entgehen zu lassen. Denn das war es doch, was sie hier erwartete, oder nicht?
    Urbichs Schädel glänzte so rot in der Sonne, dass es nicht gesund sein konnte. Es ließ sich nur erahnen, wie schwer ihm dieser Auftritt fiel. Am wenigsten juckte ihn dabei wahrscheinlich das Geld. »Was soll das hier alles?«, schimpfte er. »Warum kann man die Übergabe nicht an einem etwas komfortableren Ort vonstattengehen lassen? Und mit etwas weniger Tamtam?«
    Yngvisson zuckte mit den Schultern. »Bringen wir es hinter uns!«
    »Wer kriegt die Kohle?« Urbich wischte sich den Schweiß von der Stirn und schaute sich um. Er würdigte Karl keines Blickes, fast als wäre er wütend auf seinen Weggenossen aus alten Zeiten, weil der sich einfach so hatte entführen lassen. Hinter dem Rollstuhl stand Frank-Peter Götze mit versteinertem Gesicht.
    »Götze! Dachte ich mir doch, dass Sie hinter dem Ganzen stecken! Was sind Sie bloß für ein Idiot! Wir werden Sie ein zweites Mal drankriegen und dann dürfen Sie die nächsten zwei Jahrzehnte wieder Gefängnisflure wischen und beim Duschen mit dem Arsch an der Wand stehen!«
    Doch in diesem Moment trat

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