Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Gericht der Dreißig hat deinem Ansehen nicht gerade gutgetan. Da du den König und den Obersten Richter zum Narren gehalten hast, sind dir jetzt alle Türen verschlossen.«
»Es wird höchste Zeit, dass wir getrennte Wege gehen, Bebon.«
»Das kann doch nicht wahr sein. Du willst mich doch nicht etwa im Stich lassen?«
»Nein, aber …«
»Dann hör endlich damit auf, mich so schlecht zu machen! Ich habe keinen Anstand, meinetwegen, und ich besitze auch nicht die Fähigkeiten eines Schreibers. Aber das musst du mir doch wirklich nicht ständig vorhalten.«
»Nein, ich …«
»Also los. Ich werde meinen Freund schon davon überzeugen, dass du kein Mörder bist.«
Nordwind ging voraus.
»Ich würde zu gern wissen, woher dieser Esel immer den besten Weg weiß«, wunderte sich der Schauspieler.
Außer sich vor Wut hatte Amasis den falschen Helm zertrampelt, ehe er in tiefe Niedergeschlagenheit versank und deswegen sein Zimmer nicht mehr verließ. Siegelbewahrer Udja kümmerte sich lediglich um die wichtigsten Geschäfte und ließ verlauten, dass der Pharao an einer vorübergehenden Unpässlichkeit leide.
Allein der Einfluss von Tanit erwies sich als heilsam. In einer Mischung aus Mitgefühl und Strenge erinnerte sie den Herrscher an seine Pflichten und brachte es fertig, ihn wachzurütteln.
»Wie konnte es dieser Mörder wagen, mir derart unverfroren gegenüberzutreten?«, fragte er mit schwacher Stimme.
»Mir scheint, es war eine List, mit der er seine Unschuld beweisen wollte.«
»Was für eine erbärmliche List! Er musste sich doch darüber im Klaren sein, dass ich mir den Helm genau ansehen würde, der mich zum König gemacht haben soll.«
»Zum Glück macht dieser Schreiber gelegentlich Fehler.«
»Und er ist immer noch auf freiem Fuß! Ruft meine engsten Berater zusammen und bringt mir etwas zu trinken.«
»Meint Ihr, dass das vernünftig ist?«
»Es ist jedenfalls unumgänglich.«
Da fügte sich die Königin.
Amasis nahm sie in die Arme.
»Ich danke Euch für Eure Hilfe. Wer mich am Ende meiner Kräfte wähnt, hat sich getäuscht. Dieser Zwischenfall war eine harte Prüfung, das muss ich zugeben. Aber jetzt nehme ich die Zügel wieder in die Hand. Lasst meinen Haarschneider und meinen Kammerdiener rufen.«
Siegelbewahrer Udja, Henat und Heeresführer Phanes von Halikarnassos trafen einen Herrscher in kampflustiger Stimmung an.
»Haben wir eine Spur von diesem Kel?«
»Leider nein«, bedauerte der Siegelbewahrer. »Er ist uns wieder einmal entkommen.«
»Hat man wenigstens seine Helfershelfer erkannt?«
»Auch das nicht. Sie haben ein solches Durcheinander angerichtet, dass es keine brauchbaren Zeugenaussagen gibt. Und auch die Befragung der Verdächtigen, die festgenommen wurden, hat nichts ergeben. Richter Gem hat strenge Wachen an allen Stadttoren angeordnet, und unsere Späher sind in höchster Bereitschaft. Mit Sicherheit wissen wir nur eins: Der Mörder hält sich nicht im Inneren von Neiths Reich versteckt. Der Hohepriester liegt krank im Bett und kann ihm nicht helfen.«
»Wie ist es nur möglich, dass wir diesen Mann nicht verhaften können?«, fragte der König verärgert.
»Weil er ein Einzelgänger ist«, mutmaßte Henat. »Diese vermeintliche Schwäche ist jetzt seine große Stärke.«
»Bestimmt hat er ein Netz von Helfern«, widersprach der Siegelbewahrer.
»Nicht unbedingt. Ich glaube eher an vorübergehende Rastplätze und gutgläubige Menschen, die sich von ihm ausnützen lassen. Dieser Mörder ist ständig auf der Hut und bleibt nirgends lange. Irgendwann werden ihn aber seine Kräfte verlassen.«
»Ich begreife nicht, warum Richter Gem nichts erreicht«, erklärte Amasis. »Am liebsten würde ich jemand anderen mit den Ermittlungen beauftragen.«
»Meiner Meinung nach wäre das falsch«, sagte Henat. »Gem ist nicht nur ein hervorragender Richter, hartnäckig und gewissenhaft, sondern er wurde auch zutiefst in seinem Stolz verletzt. Für ihn ist es Ehrensache, diesen Fall aufzuklären.«
Amasis nickte.
»Glaubst du denn, dass dieser Schreiber den richtigen Helm hat?«
»Dann hätte er, wenn er ein Thronräuber wäre, den Tod des Apis-Stiers als Gelegenheit genutzt. Selbst wenn er im Besitz dieses Schatzes sein sollte – Kel kann anscheinend nichts damit anfangen.«
»Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten mit den griechischen Söldnern?«, fragte der Pharao nun Phanes von Halikarnassos.
»Nein, nichts, Majestät. Sie sind sehr erfreut über den höheren
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