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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hatten scheiden lassen. Der Mann beschuldigte die Frau des Ehebruchs, weshalb er den gesamten Besitz und das Sorgerecht für die Kinder verlangte. Die Frau legte schriftliche Zeugenaussagen vor, die ihre Unschuld bewiesen. Darauf hatte der Mann in Gegenwart von zwei Zeugen mit Beleidigungen und versuchter Tätlichkeit geantwortet.
    Eine Frau zu schlagen, galt in Ägypten als schweres Verbrechen. Deshalb wurde die Klage des Handwerkers abgewiesen, und er wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Seine frühere Frau bekam die Kinder und zusätzlich den Besitz des Ehepaars zugesprochen.
    Der nächste Fall machte Richter Gem schier sprachlos.
    Am liebsten hätte er ihn der Zuhörerschaft vorenthalten.
    Einer der Dreißig bemerkte seine Not und bat ums Wort.
    »Müssen nicht alle Stimmen gehört werden? Sollte uns diese hier als nicht verhandelbar erscheinen, werden wir das zu begründen wissen. Den Fall von vornherein auszuschließen, widerspräche unserer Rechtsprechung.«
    »Der Verfasser dieses Schreibens behauptet, die Lösung für eine Angelegenheit zu haben, die die Sicherheit unseres Landes bedroht, und will deshalb persönlich vor diesem Gericht erscheinen. Da ihm bewusst ist, wie ungewöhnlich diese Bitte ist, betont er die Wichtigkeit seines Anliegens und bittet untertänigst darum, angehört zu werden.«
    Damit war Amasis' Neugier geweckt. Trotzdem hütete er sich einzugreifen. Die Dreißig, und niemand sonst, hatten zu entscheiden.
    Nun lieferten sich die streng auf die Form Bedachten und jene ein heftiges Wortgefecht, die eher Wert auf den Inhalt legten. Dem höflichen Schlagabtausch machte Richter Gem schließlich ein Ende, indem er erklärte, dass die Sicherheitsbelange des Landes es erforderlich machten, den Verfasser dieses beunruhigenden Schreibens anzuhören.
    Sollte der Antragsteller nur seinen Spott mit dem Gericht treiben wollen, würde er zu einer hohen Strafe verurteilt.
    »Der Kläger möge vortreten und sich erklären«, verlangte Gem, worauf ein langes Schweigen folgte.
    Jeder sah seinen Nachbarn an. Wer würde nach vorn gehen?
    Schließlich erhob sich ein junger Mann, der eine Perücke alter Art und einen gestutzten Oberlippenbart trug, und trat vor. Mit den Händen hielt er sich einen Gegenstand vors Gesicht, der mit einem Leinentuch zugedeckt war, weshalb es Richter Gem nicht gelang, sein Gesicht zu sehen.
    »Wer seid Ihr und was habt Ihr uns zu sagen?«
    »Zu Unrecht schrecklicher Verbrechen angeklagt, bringe ich hier den Beweis meiner Unschuld und meiner Treue zu Pharao Amasis. Dank meines Eingreifens sind die Verschwörer zur Untätigkeit verurteilt.«
    Richter Gem und der König waren starr vor Entsetzen. Keiner von beiden wollte verstehen, was er soeben gehört hatte.
    Dann stellte Gem die brennende Frage: »Bist du etwa der Schreiber Kel?«
    »Ja, der bin ich.«
    Die Schützen spannten ihre Bogen, die Ordnungshüter griffen nach ihren Knüppeln.
    Aber der Richter hob die Hand.
    »Keine Gewalt vor Gericht! Wartet das Urteil und meine Befehle ab.«
    Kel wandte sich an den König. »Ich habe niemand getötet, Majestät, ich bin das Opfer von Machenschaften, die Euch vom Thron und unser Land ins Verderben stürzen sollen. Die wahren Verbrecher haben sich von nie dagewesener Grausamkeit gezeigt, und ich fürchte, es kommt noch schlimmer. Ich aber habe ihr Vorhaben verhindert. Darf ich näher kommen?«
    Der Anführer von Amasis' Leibwache zog sein Schwert aus der Scheide.
    »Tritt näher, Schreiber Kel, für den Augenblick hast du nichts zu befürchten.«
    Langsam ging der junge Mann auf den Thron zu. Er kniete vor dem Pharao nieder und entfernte das Leintuch von dem Gegenstand in seiner Hand.
    »Hier habt Ihr den Helm zurück, der Euch aus dem Palast gestohlen wurde, Majestät. Jetzt kann ihn sich kein Thronräuber mehr auf den Kopf setzen.«
    Und der Schreiber reichte dem König das kostbare Stück.
    Amasis betrachtete den Helm lange, dann sagte er: »Schreiber Kel, du bist nicht nur ein Mörder, sondern auch noch ein Lügner und ein Aufwiegler. Dieser Helm gehört mir nicht.«

73
    N ehmt den Mörder fest!«, befahl Richter Gem.
    Unruhe in der Menschenmenge behinderte die Beamten mit ihren Knüppeln.
    Kel nutzte die Gelegenheit, verließ den Gerichtsplatz und mischte sich unter die Schaulustigen. Die Bogenschützen konnten nicht schießen, ohne Unschuldige zu verletzen oder zu töten.
    Genau diesen Augenblick hatte Bebon abgewartet – jetzt scheuchte er die Eselherde los, die das

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