Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Sold, den Ihr ihnen zugestanden habt, und schwören nur auf Euch. Die Sondertruppen arbeiten hart, ich treffe mich jede Woche einmal mit den Offizieren und besuche die wichtigsten Lager, um mögliche Klagen entgegennehmen zu können. Sais, Memphis, Bubastis und Daphnae sind bestens gerüstet. Die Männer sind gut untergebracht und ernährt, und ihre Bewaffnung wird von Tag zu Tag besser.«
»Auch unsere Kriegsflotte wird noch weiter ausgebaut«, berichtete Udja. »Und unsere Flottenführer beherrschen diese Abschreckungswaffe ausgezeichnet.«
»Das kann mögliche Spitzel nur entmutigen«, fügte Henat hinzu. »Wenn sie dem Kaiser von Persien Bericht erstatten, muss sie der Weltschmerz überkommen. Uns anzugreifen, käme einem Selbstmord gleich.«
»Baust du das Übersetzeramt neu auf?«
»Schritt für Schritt, Majestät. Es arbeitet noch langsam und wird streng überwacht, aber der Schriftwechsel mit den Nachbarländern ist bereits wieder aufgenommen. Das heißt, der Mörder der Übersetzer ist mit seinem Vorhaben gescheitert. Niemand konnte diese unglückliche Lage ausnützen, und diese Prüfung hat uns im Grunde nur gestärkt und noch wachsamer gemacht.«
»Gibt es Neuigkeiten von Krösus?«
»Ja, gerade heute ist ein Schreiben von ihm eingetroffen. Er erkundigt sich nach Euch und Eurer königlichen Gemahlin und berichtet vom ausgezeichneten Gesundheitszustand des neuen persischen Kaisers. Dieser wünsche nach wie vor einen dauerhaften Frieden, den er durch enge Beziehungen zu Ägypten festigen will. Natürlich sind das schöne Worte, aber sie zeugen auch vom Umdenken des Kambyses.«
»Hatten unsere Spitzel etwas aus Persien zu berichten?«
»Der Kaiser soll ein mutiger Herrscher sein, dem besonders an der wirtschaftlichen Entwicklung seines Landes gelegen ist. Die unterschiedliche Abstammung seiner Untertanen und die zahlreichen aufrührerischen Gruppen bereiten ihm große Schwierigkeiten. Die Unabhängigkeitsbestrebungen einiger Provinzen dürften ihn vermutlich dazu zwingen, gewaltsam einzugreifen.«
»Das ist ausgezeichnet!«, meinte Amasis zufrieden.
»Solange er sich um die Einheit seines Reichs kümmern muss, wird er alle Eroberungsträume vergessen.«
75
N ordwind blieb plötzlich stehen. Er richtete seine Ohren auf und scharrte mit dem linken Vorderhuf.
»Schnüffler«, flüsterte Bebon, »wir müssen umkehren.«
Aber der Esel weigerte sich.
Er ließ sich auf die Seite fallen und keuchte, dass ihm die Zunge heraushing.
Kel kniete sich neben ihn und strich ihm über die Stirn.
Da tauchte ein Dutzend bewaffneter Männer auf, die den Esel und die beiden Männer umringten.
»Was ist hier los?«
»Unser Esel ist krank geworden«, sagte Bebon verzweifelt. »Wir müssten unsere Ware in die königlichen Lager liefern, und jetzt sitzen wir hier fest.«
»Stellt das Tier wieder auf die Beine und macht, dass ihr fortkommt.«
»Seht Ihr nicht, wie schwer er ist? Ihr müsst uns helfen.«
Nordwind machte sich besonders schwer und tat so, als habe er große Schmerzen – vier Beamte mussten mit anpacken, um ihm auf die Beine zu helfen.
Dann hinkte er langsam davon.
»Gut gespielt«, flüsterte ihm Bebon ins Ohr.
Die drei machten einen großen Umweg. Das Grautier hatte aufgehört zu hinken, schien auch nicht mehr beunruhigt und blieb schließlich vor der Tür zu einer Werkstatt, mitten in einem Handwerkerviertel, stehen.
Wie immer hatte Nordwind den richtigen Weg gewusst.
Bebon stieß die Holztür auf, und Kel fuhr erschrocken zurück. Direkt vor seiner Nase befand sich der Kopf von Anubis, dem Gott, der die gerechten Toten ins Jenseits geleitet.
»Mein Freund macht Masken«, erklärte der Schauspieler. »Man braucht sie für die Mysterien und Ritualfeiern.«
Anubis, Horus, Hathor, Sechmet, Thot, Seth … Sämtliche Götter bewohnten diesen finsteren Ort.
»Komm schon«, forderte ihn Bebon auf. »Die beißen nicht.«
Nordwind hielt Wache.
Als sich Kel wieder beruhigt hatte, sah er sich jede Maske einzeln an, als stelle sie eine göttliche Gestalt dar, der man ehrfürchtig gegenübertreten musste.
»Bist du da, Lupin?«, rief Bebon.
»Ja, hier hinten«, antwortete jemand mit heiserer Stimme.
Der Künstler stellte gerade eine Maske der Nilpferdgöttin Taweret fertig, der Schutzgöttin der schwangeren Frauen.
Lupin war ein magerer Mann, der äußerst genau arbeitete. Weil er nicht auf die Zeit achtete, übersah er nicht die kleinste Kleinigkeit an seinen Kunstwerken.
»Was macht die
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