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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hausen, werden sie mir nicht entwischen. Ich mache dir jetzt einen Vorschlag, du kannst ihn annehmen oder nicht: Ich biete dir freie Kost und Unterkunft, du arbeitest für mich so viel ich will, im Gegenzug bekommst du von mir die gewünschten Auskünfte. Solltest du nicht einverstanden sein, hast du Naukratis auf der Stelle zu verlassen.«
    »Ich bleibe«, entschied sich Kel.

32
    Z wei der Heiligtümer im heiligen Reich der Göttin Neith waren zum Weben der vielen Stoffe bestimmt, die für die feierlichen Feste und Rituale benötigt wurden. Nachdem sie alle Stufen der Rangordnung erklommen und alle Bereiche dieses Berufs bewältigt hatte, würde sich die junge Oberpriesterin bestimmt nicht von einer faulen Untergebenen täuschen lassen.
    Da aber alle mit ihrer Ernennung einverstanden waren und jede sich dafür beglückwünschte, dass diese große Verantwortung nicht auf ihr lastete, arbeiteten die Priesterinnen mit großem Eifer und Fleiß. Die Älteste zeigte Nitis die Leinengewänder, die am Vorabend fertiggestellt worden waren, und die Bänder, die für die Mumifizierung eines heiligen Krokodils bestimmt waren. Sie sollte ihm eine glückliche Seele schenken und ihm dabei helfen, die Pforten zum himmlischen Dasein zu durchschreiten.
    »Die Zeit ist gekommen, das Horus-Auge zu weben«, verkündete die Oberpriesterin.
    Zugleich Sonne und Mond, Tageslicht und Licht der Nacht, nahm dieses Auge in einem strahlend weißen Stoff von herausragender Güte Gestalt an. Mit sicherer Hand musterte Nitis das erste Bündel, während ihre Gehilfinnen Fasern aufdrehten und rollten. Dann stimmten die Spindeln ihren Gesang an.
    Dieses gewebte Auge sollte auch das Leichentuch von Osiris darstellen, das Kleid für die Auferstehung des lichten Körpers, der über den Tod hinaus strahlte. Nur wenige Weberinnen waren in die Mysterien eingeweiht, aber die Gemeinschaft der Schwestern wusste, was sie zu tun hatte. Indem sie diese Opfergabe schufen und dabei nach Vollkommenheit strebten, hatten sie teil an der göttlichen Unsterblichkeit.
    Beim Anblick ihrer Schwestern fühlte sich Nitis beruhigt: Die Arbeit ging ausgezeichnet vonstatten. Nicht Neid, sondern der Wunsch nach hervorragender Leistung und große Begabung zeichneten sie aus. Neiths Stärke erfüllte die Herzen ihrer Priesterinnen.
    Bei Einbruch der Nacht wurden die Werkstätten geschlossen. Eine Wächterin überprüfte alle Riegel, dann gingen die Priesterinnen.
    Als sich Nitis auf den Weg zu ihrer Dienstwohnung machte, sprach Menk sie an.
    »Nun – zufrieden mit diesem ersten harten Arbeitstag?«
    »Die Weberinnen haben sich ihrer schwierigen Aufgabe würdig erwiesen.«
    »Ihr scheint auch die Widerspenstigsten zähmen zu können!«
    »Dieses Wunder schreibe ich der Zauberkraft des Horus-Auges zu. Es führt zusammen, was verstreut war.«
    »Seid nicht zu bescheiden, was Eure persönliche Wirkung betrifft«, riet ihr Menk. »Der Hohepriester tat recht daran, Euch für diese Aufgabe auszuwählen.«
    »Ich hoffe, ich werde ihn nicht enttäuschen.«
    »Für den reibungslosen Ablauf in einem so großen Tempel zu sorgen, ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden«, sagte Menk. »Jeden Morgen müssen alle, die im Heiligtum eine Arbeit verrichten, der Regel gemäß gereinigt werden – und nicht etwa nach den eigenen Vorstellungen. Es müssen ausreichend Leinengewänder und Sandalen vorhanden sein, die Brunnenbecken müssen gereinigt und täglich mit frischem Wasser gefüllt werden, nichts darf vergessen werden, schon gar nicht das Wohlbefinden der Gottheiten, die in ihren Kapellen dargestellt sind. Von den Festen ganz zu schweigen!«
    »Ihr seid doch nicht etwa entmutigt?«
    »Nein, gewiss nicht, aber ich würde gern einige der vielen Schwierigkeiten, mit denen wir umgehen müssen, mit Euch besprechen. Zu zweit könnten wir sie wirkungsvoller angehen.«
    »Schreibt die Regel denn nicht den Rahmen unserer Zusammenarbeit vor?«, fragte Nitis verwundert.
    »Schon, aber sie verbietet uns auch keine … sagen wir außerdienstlichen Treffen. Auf jeden Fall solltet Ihr Euch vor gewissen Schreibern und Verwaltungsbeamten hüten, denen es nur um ihren eigenen beruflichen Erfolg und die Vermehrung ihres Vermögens geht. Sie versuchen, Euer Wohlwollen zu gewinnen und Euch dann Fallen zu stellen.«
    »Ich danke Euch für Eure guten Ratschläge, Menk, und werde sie beherzigen.«
    »Ihr könnt mich jederzeit um Rat fragen. Ich kenne alle Würdenträger und bin immer bestens darüber

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