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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Entschlüsselung der Schrift helfen?«
    »Eins nach dem anderen, Nitis! Ehe wir ihm ein so wichtiges und gefährliches Schriftstück zeigen dürfen, müssen wir uns erst von seiner Glaubwürdigkeit überzeugen.«
    »Ja, aber die Zeit läuft uns davon!«
    »Das weiß ich wohl, aber ein falscher Schritt von uns wäre tödlich und würde Kel ins Verderben stürzen.«
    »Ich gehe ins Haus des Lebens zurück«, sagte Nitis. »Es gibt dort zahllose Papyrusrollen, die sich mit der Mathematik befassen. Und ich habe bereits einige wichtige Einzelheiten entdeckt.«
    »Tu das, aber vergiss darüber nicht zu schlafen«, riet ihr der Hohepriester. »Dein Amt bringt viele Aufgaben mit sich, für die du deine ganze Kraft brauchen wirst.«

34
    R ichter Gem, der eine altertümliche Perücke und einen Anhänger mit dem Bild von Maat trug, der Göttin der Gerechtigkeit, hatte den Vorsitz über das Gericht, das vor dem Haupteingang des Neith-Tempels abgehalten wurde. Ohne einen Unterschied zwischen einem hohen Herrn und seinem Diener, einer Dienerin und ihrer Herrin zu machen, hörte er sich verschiedene Klagen an, die die Zuständigkeit der kleineren Landgerichte überschritten. Der Dorfrat konnte die meisten Auseinandersetzungen bereinigen, die Gerichte der Nachbarstädte kümmerten sich um die schwierigeren Fälle. Wenn aber gar keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden konnte, wandten sich Kläger und Angeklagte an den obersten Richter.
    Gem berührte die Gestalt der Maat und eröffnete mit dieser Geste die Sitzung. Dreißig Richter hörten sich an, was die Schreiber verlasen: ausführliche Klagen samt Höhe der gewünschten Entschädigung und die Antworten der Verteidiger. Weil die Erbstreitigkeiten so verwickelt waren, wurde auch noch die Widerlegung dieser Argumente und der letzte Gegenangriff der Gegner gehört.
    Gem hätte die beiden Parteien vorladen können, aber die schriftlichen Beweismittel reichten zur Wahrheitsfindung vollkommen aus. Also legte er einfach die kleine Figur der Maat auf die Unterlagen der Kläger. Eine Mutter hatte ihre Kinder, die undankbar und schlecht waren, rechtmäßig zugunsten einer beherzten Hausangestellten enterbt, die die Horde der Verbitterten zu verunglimpfen suchte. Weil sie dazu sogar Falschaussagen gemacht hatten, wurden sie zu hohen Geldstrafen verurteilt.
    Nachdem er im Namen von Maat und dem Pharao Gerechtigkeit hatte walten lassen, kehrte Gem in sein Arbeitszimmer zurück, wo ihn die neuesten Berichte in der Sache Kel erwarteten.
    Es gab keine Spur von dem flüchtigen Mörder.
    Dabei waren alle Spitzel auf der Suche, und auch die Ordnungskräfte gaben sich alle erdenkliche Mühe.
    Also musste Kel Sais verlassen haben.
    Wenn er sich nicht doch noch in Neiths Tempel verbarg … Nein, die Durchsuchung war vorschriftsmäßig durchgeführt worden, und der Richter durfte nicht an der Glaubwürdigkeit des Hohepriesters zweifeln.
    Das hieß, alle Städte im Delta mussten gewarnt werden. Hatte der Täter Helfer, hielt er sich vielleicht auf dem Land auf. Und wenn er wirklich ein Netz von Verschwörern aufgebaut hatte, würden die ihm dann nicht helfen, Ägypten zu verlassen?
    Vielleicht kannte Henat die Antwort auf diese Fragen. Doch der blieb stumm, obwohl der König eingegriffen hatte.
    »Was geschieht mit besagtem Bebon?«, wollte der Gerichtsschreiber wissen.
    »Führt ihn zu mir.«
    Der Richter öffnete die Akte des fahrenden Schauspielers – sie war leer. Und die Ordnungshüter wurden nicht müde, Unschuldige festzunehmen, deren einziges Vergehen darin bestand, dass sie Kel ähnlich sahen!
    Weil Gem unter diesen sinnlosen Aktenbergen beinahe erstickte, beschloss er, diesen Fall loszuwerden.
    Der Kerl war zermürbt und zeigte keinen Widerstandsgeist mehr.
    »Und, Bebon, hast du nachgedacht?«
    »Worüber denn?«
    »Gibt es nichts, was du mir wegen des Schreibers Kel sagen musst?«
    »Ich? Nein, wirklich nicht! Ich wollte gerade aus dem Gefängnis und mich wieder an die Arbeit machen.«
    »Willst du auf Reisen gehen?«
    »Das ist mein Beruf.«
    »Solltest du mir nicht die ganze Wahrheit gesagt haben, wäre das ein großer Fehler.«
    »Eben deshalb habe ich Euch auch alles gesagt.«
    »Bei deiner Verhaftung ist man gewalttätig vorgegangen. Willst du die Wachen deswegen verklagen?«
    Bebon machte große Augen.
    »Diese Klage wäre zulässig«, erklärte Gem, »und als Unschuldiger wäre es dein gutes Recht.«
    »Ich hab so schon genug Ärger gehabt.«
    »Wie du meinst.«
    »Heißt

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