Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Elephantine muss eine unüberwindliche Grenzfestung bleiben. Anschließend überprüfst du unsere Standorte im Süden, wobei du keinerlei Nachlässigkeit dulden darfst.«
»Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Majestät.«
Nun wandte sich der König an Henat.
»Schon längst hätten wir eine Lösung für unsere Schwierigkeiten mit Theben finden sollen. Die Gottesdienerin missbilligt mein Vorgehen und schwächt damit meinen Führungsanspruch erheblich.«
»Ihr werdet doch nicht etwa an das Schlimmste denken«, warf Königin Tanit besorgt ein. »Die Hohepriesterin des Amun ist äußerst beliebt, ihrer Rechtschaffenheit und ihrer Achtung vor den alten Ritualen verdankt sie hohes Ansehen unter der Bevölkerung.«
Zärtlich nahm Amasis die Hände seiner Frau.
»Das weiß ich selbstverständlich, und obwohl ich verärgert bin, glaube ich doch, dass wir an dieser überkommenen Einrichtung festhalten sollten. Dennoch müssen wir die Gottesdienerin daran hindern, uns Schaden zuzufügen. Henat, du machst dich auf den Weg nach Theben und erklärst ihr die Lage.«
»Eine äußerst schwierige Aufgabe, Majestät!«
»Berichte ihr von der Verschwörung, und dass der Anführer, der Schreiber Kel, versuchen wird, mit ihr Verbindung aufzunehmen und sie gegen mich aufzuhetzen. Sie soll sich von diesem Mörder nicht benutzen lassen und der Krone treu bleiben. Dann darf sie ihr winziges Herrschaftsgebiet Theben meinetwegen behalten und weiterhin ihre alten Rituale feiern.«
Henat verneigte sich zum Zeichen seines Gehorsams.
Dann wandte sich Amasis an Siegelbewahrer Udja. »Dir lege ich die gesamte Verwaltung des Landes in die Hände«, sagte er. »Du bleibst hier bei mir in Sais und baust unsere Abschreckungswaffen weiter aus – besonders unsere Kriegsflotte. Außerdem laufen alle Berichte dieses Hohen Rats bei dir zusammen, und du hast mich von jedem noch so kleinen Zwischenfall zu unterrichten.«
»Ich werde Euch nicht enttäuschen, Majestät.«
Die Würdenträger verabschiedeten sich.
Müde schenkte sich Amasis einen Becher Rotwein ein.
»Das Herrschen strengt mich sehr an«, gestand er seiner Gattin, »aber schließlich kann ich ja mein Land nicht im Stich lassen.«
»Seid unbesorgt«, sagte sie und sah ihn lächelnd an. »Ganz im Gegenteil, gerade habt Ihr Euch neue Geltung verschafft.«
»Irgendein Minister glaubt immer, er sei der wahre Herrscher. Ich musste sie wieder einmal daran erinnern, wer hier das Sagen hat! Was Pef anbelangt, bin ich mir noch nicht im Klaren.«
»Er ist ein reicher Mann, alt, um das Wohlergehen der Bevölkerung besorgt, und will sich bald nach Abydos zurückziehen und dort den Mysterien des Osiris widmen … Sieht so der Anführer einer Verschwörerbande aus?«
»Vielleicht ist es eben eine ganz geschickt eingefädelte List? Der Schreiber Kel braucht Hilfe, und mein Schatzmeister könnte ihn sehr wirkungsvoll unterstützen, indem er mir angeblich weiter die Treue hält.«
Die Königin schien ratlos.
»Kann es sein, dass ein Mann, der so viel von den überlieferten Werten hält, dem Amt des Pharaos die Achtung verweigert?«
»Ehrgeiz macht alle Zurückhaltung vergessen, meine Liebe. Pef hat meinen Vorgänger gekannt, vielleicht bedauert er diese Entwicklung. Und sein Widerstand gegen die Art meiner Beziehungen zu den Nachbarländern spricht nicht gerade für ihn. Andererseits zeugt seine aufrichtige Haltung stets von ehrenhaftem, mutigem Verantwortungsbewusstsein.«
»Wie sollen wir eine Antwort auf diese Frage finden?«
»Henat wird die Wahrheit zutage fördern.«
21
B ebon machte sich keine falschen Hoffnungen: Sollten Kel, Nordwind und er auch nur den Versuch machen, sich dem Lager der griechischen Söldner in Sakkara zu nähern, würde man sie auf der Stelle festnehmen. Bestimmt hatte Schatzmeister Pef die Leute bereits gewarnt und wollte bald damit prahlen, den Mörder gefasst zu haben, der schon so lange auf der Flucht war.
»Ich vertraue ihm«, sagte Kel.
»Die Liebe macht dich blind! Dieser gute Mann hat uns in eine Falle geschickt. Und diesmal werden uns Nordwinds Hufe nicht daraus befreien können.«
»Pef hätte mich auf seinem Schiff für immer zum Schweigen bringen können. Er gehört nicht zu den Verschwörern.«
»Na klar, das wäre ja noch schöner! Der Herr Schatzmeister macht sich doch nicht die Hände schmutzig.«
»Sakkara ist unsere einzige Spur, Bebon, und …«
»Halt mir jetzt bitte keinen Vortrag! Ich weiß, dass ich dich nicht aufhalten kann; ich
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