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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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denn?«, fragte jemand mit heiserer Stimme.
    Ein kräftiger Kerl mit einem dicken Knüppel tauchte aus der Dunkelheit auf.
    »Ein Mädchen. Hier soll es welche geben, hab ich gehört.«
    »Da hast du aber falsch gehört.«
    »Auch gut. Dann versuch ich mein Glück eben woanders.«
    »Wo kommst du denn her?«
    »Geh doch einfach wieder schlafen«, empfahl ihm Bebon.
    »Nein, ich passe hier auf die Schiffe auf. Und ich kümmre mich um neugierige Kerle wie dich.«
    »Dann gute Nacht, mein Freund.«
    Die Ordnungshüter waren überall. Bebon wollte vor dem Auslaufen des Schiffs noch einmal kommen und sich vergewissern, dass keine Falle aufgestellt war.
    Menk versuchte, so viel wie möglich aus seinen beiden Ämtern herauszuholen, um auf dem Gelände des Tempels von Hermopolis zu ermitteln: Mal gab er sich als Veranstalter der Feste von Sais, mal als Sondergesandter des Palastverwalters Henat aus. Je nachdem, mit wem er sprach, war er mal freundlich und mal einschüchternd. Trotz dieser äußerst geschickten Vorgehensweise hatte er nicht einen einzigen Hinweis entdecken können, der darauf hindeutete, dass sich Kel und Nitis im heiligen Reich des Gottes Thot aufhielten. Offensichtlich war nur die ablehnende Haltung mehrerer Priester gegenüber der Haltung von Amasis, die eine mögliche Mittäterschaft denkbar machte.
    Als er sich bei einem Brunnen mitten im Tal der Tamarisken ein wenig ausruhte, bemerkte Menk einen sonderbaren Kerl, der sich hinter einem Baum versteckte und ihn beobachtete.
    »Bringt ihn her«, befahl Menk zwei Söldnern.
    »Ich bin ein anständiger Gärtner«, schimpfte der Schnüffler. »Ihr habt kein Recht, mich festzuhalten.«
    »Der Palast hat mich mit allen Vollmachten ausgestattet«, antwortete Menk mit eisiger Stimme. »Eine Lüge, eine verweigerte Antwort, und du bist verschwunden. Warum schnüffelst du hinter mir her?«
    Die Stimme des Gärtners zitterte.
    »Das ist nur wegen dem anderem, diesem Beamten … Ich hatte Angst, dass alles wieder von vorn losgeht, wenn Ihr zusammengehört … Ich helfe doch den Wachtruppen! Ich sage ihnen, wenn irgendwelche verdächtigen Leute auftauchen, und dafür werde ich belohnt.«
    »Hast du ihnen den auch gemeldet?«
    »Nein, er hat ja zu ihnen gehört.«
    »War er allein?«
    »Nein, also, ich glaube jedenfalls nicht. Hier beim Brunnen waren auch noch eine sehr hübsche Frau und ein Esel. Wahrscheinlich haben sie den Fremden begleitet.«
    Kel und Nitis!, dachte Menk.
    Dann war der Tempel von Thot also doch ihr Zufluchtsort.
    »Hat dich mein Kamerad verhört?«, fragte Menk jetzt freundlich.
    »Nein, er hat mir nur gesagt, dass er gerade aus dem Dorf Zu den drei Palmen kommt und an der Verhaftung eines Verbrechers beteiligt war. Mehr wollte ich dann auch nicht wissen.«
    »Gut gemacht, mein Freund. Diese Untersuchung betrifft dich gar nicht. Wenn du den Mund hältst, geschieht dir nichts.«
    Unter den drohenden Blicken der Söldner machte sich der Gärtner aus dem Staub.
    Menk hätte Henat verständigen und um die Unterstützung seiner Leute bitten müssen. Aber er wollte es keinem anderen überlassen, den Schreiber Kel zu töten und Nitis zu retten. Bestimmt würde sie den Sinn dieser Geste verstehen und sich dafür erkenntlich zeigen.
    Deshalb musste er sich eine noch schlauere Vorgehensweise überlegen, um seinen Nebenbuhler in eine tödliche Falle zu locken.

36
    D er Hohepriester vom Tempel des Thot war schon sehr betagt und verließ deshalb seine bescheidene Wohnung in der Nähe des heiligen Sees nur noch selten. Trotzdem leitete er weiter das rituelle Leben in diesem gewaltigen Heiligtum und überwachte die Verwalter, die für das irdische Wohlergehen dieses großen Reiches zuständig waren, sehr streng. Jeden Morgen genoss er aufs Neue, wie die Sonne den Tempel in goldenes Licht tauchte, und dankte dem Gott der Erkenntnis, dass er ihm ein langes und glückliches Leben im Dienst der Heiligkeit geschenkt hatte.
    Sein engster Vertrauter, der Oberritualist, erledigte seine vielfältigen Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit. Er gehörte zu der seltenen Spezies von Gottesdienern, die nicht von Ehrgeiz angetrieben waren und nur im Sinn hatten, die rituellen Feiern so vollkommen wie möglich zu gestalten. Seine jüngste Unternehmung hatte ihn überrascht, aber er hatte den Hohepriester überzeugen können, der sehr viel von dem Recht auf Zuflucht hielt, das eine Bresche in das augenblickliche Machtgefüge schlug. Maats Gesetz hatte über der Rechtsprechung der

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