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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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anbieten?«
    Das ist keine gute Idee. Es könnte uns einem Risiko aussetzen, weil wir als die Quelle des Ganzen identifiziert werden könnten. Außerdem haben einige Stücke einen Wert, der weit über ihrem Materialwert liegt.
    »Aber dieses Zeug ist doch schon seit Jahrhunderten verschwunden. Es dürfte sich eigentlich keiner überhaupt daran erinnern.«
    Leg das Zeug unter meinen Stuhl, damit es außer Sicht ist, und zahl Mr. Ahrm sein Honorar.
    »Du brauchst nicht gleich zu schimpfen. Ich wollte ihn nur auf den Arm nehmen.«
    Das ist mir ebenso klar wie Mr. Ahrm. Die Säuberung ist notwendig, weil wir demnächst Gäste empfangen werden, die hochnotpeinliche Fragen stellen dürften, wenn diese Säcke mit Münzen und Colliers bei ihrer Ankunft noch herumliegen.
    »Häh?« Ich band die Säcke zu. Morpheus half mir und zahlte sich dabei gleich selbst aus, ohne es mit der Höhe seines Honorars zu übertreiben. »Was sind das für Gäste, alter Komiker?« Ich konnte mir niemanden vorstellen, der Mut genug hatte, sich durch die Meute vor meiner Schwelle zu wagen, damit er an meine Tür klopfen und mich nerven konnte.
    Aber trotzdem klopfte jemand.
    Priester.
    Ach du Heiliger!
     
     

 
59. Kapitel
     
    Es waren keine einfachen Priester. Es war eine ganze Bande von Priestern, und sie waren sehr gut bewaffnet. Ich sah sie mir genau an, während ich eine Abordnung von ihnen hereinließ, eine Freundlichkeit, die sie nur der Hartnäckigkeit des Toten Mannes verdankten. Keiner von ihnen sah aus, als wäre er gewohnt, durch die Straßen von TunFaire zu streifen. Vielleicht erklärte das die große Zahl und die Bewaffnung.
    »Wer paßt auf eure Kirchen auf, Jungs? Die Diebe werden sie ausräumen bis auf die Ziegel auf dem Dach.«
    Einer von ihnen zuckte zusammen. Er war so alt, daß sie ihn hierhergetragen haben mußten. Er knurrte und wühlte in seiner Soutane, bis er einen TenHagen-Zwicker herausgekramt hatte. Die Gläser waren so dick wie Fensterglas. Er setzte sie mit zittrigen Händen auf und rückte sie ans äußerste Ende seiner spitzen Nase. Gesicht und Hände waren voller Altersflecken. Dann nahm er den Kopf zurück, damit er mich betrachten konnte. »Sie müssen Garrett sein.«
    Seine Stimme überraschte mich. Es war nicht die Stimme eines alten Mannes, und sie gehörte einer Person, die anderen befahl, was sie zu tun hatten. Aber ich kannte ihn nicht. Dabei hatte ich geglaubt, die Gesichter der Leute zu kennen, die in St. Bramarbas etwas zu sagen hatten.
    »Ich fürchte, daß Sie mir da etwas voraus haben, Ehrwürden.«
    Der Alte neigte den Kopf. »Man sagt, daß Sie vom Glauben abgefallen und vielleicht sogar ungläubig wären.«
    Das konnte ich nicht abstreiten. Man hatte recht, doch wer war man? Ich hatte mich einmal mit den Mächtigen der Kirche angelegt, aber ich dachte, es wäre längst vergessen. Vielleicht war das ja ein Irrtum. Vielleicht hatten diese ganzen Heiligen nichts Besseres zu tun, als mich zu beobachten und Berichte über mich an die Priester zu liefern.
    »Ich bin Melton Carnifan.« Pause. Die vor Bedeutung beinah platzte, bevor er weitersprach: »Sekretär Seiner Heiligkeit.«
    »Hallo, Mel.« Aber Hallo. Ein richtiges Schwergewicht, jedenfalls seiner Einschätzung nach. Bischof Melton Carnifan war eine Graue Eminenz hinter dem Thron, der seinem Boß jederzeit einen Floh ins Ohr setzen konnte. Selbst innerhalb der Kirche war er gefürchtet. Nur vor dem Großinquisitor und seinen fröhlichen Henkersknechten hatten sie noch mehr Schiß.
    Jede große Religion fußt auf wirklich gut begründetem Terror.
    Wie Bruder Melton ganz richtig gesagt hatte: Ich war nicht mehr in der Mannschaft. Und heute noch weniger als je zuvor.
    »Vermutlich sollte ich mich gebauchpinselt fühlen. Eine ganze Legion von Euch, um mich zurückzugewinnen? Oder?«
    Carnifan lächelte. Der Alte hatte Sinn für Humor, wenn auch genauso stark ausgeprägt wie bei Seidenblumen. Vermutlich lief er zu richtiger Hochform auf, wenn er und sein Spießgeselle, der Großinquisitor, irgendwelchen Häretikern die ungeheure Größe ihres Irrtums zeigten.
    »Ihr Seelenheil ist mir vollkommen gleichgültig, Mr. Garrett. Anhand der Unterlagen ist vollkommen klar, daß die Kirche nur Verdruß an Ihnen hätte, selbst wenn Sie nach der Erlösung griffen.«
    Auch das war zweifellos richtig. »Ich nehme nicht an, daß Sie hergekommen sind, um den Zehnten meiner Mutter zurückzuzahlen.« Ich schluckte jeden weiteren Kommentar hinunter. Diese Kerle

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