Göttergetöse
ganz gleich von welcher Spezies. Aus diesem Grund sabotiert er auch meine Liebesgeschichten. Er glaubt, daß die Frauen mich nicht verdient haben.
Dean dagegen ist völlig anderer Auffassung. »Ich glaube, Miss Tate hat sie als Alyx vorgestellt.« Er machte etwas mit meinem Kopf, das einen stechenden Schmerz auslöste, der von meiner Kopfhaut bis hinunter in die Zehennägel zuckte.
»Du stehst ganz oben auf meiner Liste, Dean. Irgendwann kriege ich auch die Chance, dich zusammenzuflicken.«
Ich bin offiziell Chef des Wachdienstes von Weiders Brauerei. Dafür muß ich nur unerwartet vorbeischwirren und die Ehrlichkeit der Angestellten überprüfen. Vor langer Zeit habe ich Weider davor bewahrt, wie eine Weihnachtsgans ausgenommen zu werden. Der Job ist meine Belohnung. Seitdem versucht der alte Weider, mich zu einer Festanstellung zu überreden. Manchmal kommt mir ein geregelter Job ganz verlockend vor, selbst wenn ich dafür jemand anderen »Boß« nennen muß.
Alyx war der Liebling des alten Mannes und viel jünger als seine anderen Bälger. Ich hatte sie seit einiger Zeit nicht gesehen. Sie war damals ein entzückendes, scheues Ding von sechzehn Jahren gewesen. Es überraschte mich, daß sie hierher gekommen war. Ihr Daddy gehörte nicht zu den Vätern, die ihr Nesthäkchen einfach so herumlaufen lassen, schon gar nicht im heutigen TunFaire.
Miss Tate hat sie hergebracht. Es ist in der Weider-Familie etwas vorgefallen, das offenbar mit Dem Ruf und anderen radikalen Gruppierungen der Menschenrechtsbewegung zu tun hat. Wir schulden ihnen zwar Aufmerksamkeit, aber diese Angelegenheit hier hat Vorrang. Götter! Gute Güte, Garrett! Im besten Fall könnte man dich Agnostiker nennen. Und trotzdem schaffst du es, mit einer Bande überflüssiger Gottheiten aneinander zu geraten.
»Habe ich etwa nach ihnen gesucht? Außerdem bin ich kein Agnostiker. Ich bin bloß gleichgültig. Meine Philosophie ist ganz einfach: Laß die Götter in Ruhe, dann ignorieren sie dich gewöhnlich auch.«
»Wieder eine weniger«, stellte Dean fest.
»Häh?« Wollte er mich verkohlen?
»Eine Ihrer jugendlichen Illusionen.«
Dean ist ein sehr religiöser Mensch. Ich habe ihn nie unter Druck gesetzt, aber ich kann seine blinde Hingabe an diese ganz besondere monotheistische Mythologie nicht verstehen, wo wir doch von tausend anderen Gottheiten geplagt werden und offenbar diese Götter tatsächlich dann und wann den Sterblichen Ärger machen. Die menschliche Fähigkeit zur Eindimensionalität ist wirklich unerschöpflich.
Für mich wird das religiöse Geschäft erst dann problematisch, wenn die Götter zahlreicher werden als ihre Anbeter.
Jedenfalls manchmal. Und es sah aus, als wäre ich genau in so einen Fall hineingestolpert. »Du klingst ja richtig interessiert«, sagte ich zum Toten Mann. »Vielleicht sollte mir das zu denken geben. Aber leider haben wir keine Zeit, mißtrauisch zu sein.«
Sehr richtig. Lange Stunden absoluter Selbstdisziplin liegen vor uns. Deine erste Aufgabe wird sein, die Königliche Bibliothek zu besuchen und deine Freundin zu überreden, uns alle Bücher zu leihen, die über diese Religionen in ihren Regalen stehen.
»Das… Das könnte schwierig werden.«
Schließ Frieden mit ihr.
»Daran liegt es nicht. Linda und ich kommen prima miteinander aus. Ich habe ein paar seltene Bücher wiedergefunden, auf die sie nicht richtig aufgepaßt hatte.«
Dann such mir auch ein paar Bücher. Dean! Überwinde deine Vorurteile einen Moment und begib dich in Mr. Ahrms Etablissement…
»Das ist vielleicht auch keine besonders gute Idee. Morpheus ist die soziale Leiter hochgekraxelt. Er wird versuchen, seine Vergangenheit ganz und gar abzustreifen.«
Mußt du mich immer unterbrechen? Er kramte in meinem Gedächtnis herum. Das tut er nur, wenn er ernstlich provoziert wird oder außerordentlich besorgt ist. Dann informiert er sich auf direkte Weise über die Erlebnisse, die ich während seines Nickerchens hatte, während er normalerweise übermäßig viel Rücksicht auf meine Privatsphäre nimmt.
Sein Verhalten machte mir Sorgen und ließ nur eine Deutung zu: Er wußte etwas, was mir bisher nicht aufgefallen war.
Wen kennen wir, der lesen kann, abgesehen von dir?
»Lou Latsch«, antwortete ich verwirrt. »Aber nicht sehr gut. Winger kann ein bißchen lesen. Morpheus, Kläffer Amato…«
Winger? Er war erstaunt.
»Sie lernt es gerade. Damit sie die Leute noch besser reinlegen kann. Winger ist immer für eine
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