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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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er sonst doch nicht auf den Schnabel gefallen.«
    »Der Tote Mann hat irgendwas mit ihm angestellt.«
    Linda schüttelte sich. Der Tote Mann war ihr unheimlich. Das könnte ein Problem werden.
    »Vergiß einfach die Tatsache, daß ich dich seit undenklichen Zeiten nicht mehr gesehen habe.«
    »Seit drei Tagen?«
    »Was willst du?« Obwohl sie sich offensichtlich mit mir streiten wollte, sprach sie mit gedämpfter Stimme. Ihre Vorgesetzten und Kollegen mochten nicht, daß ich ein- und ausging. Es erschütterte ihr Zutrauen in ihre Sicherheit und die der Königlichen Sammlung. Wenn ich so weitermachte, mußten sie eines Tages vielleicht etwas unternehmen. Möglicherweise sogar Geld für eine richtige Wache ausgeben.
    »Du kannst dich doch nicht innerhalb von drei Tagen in deine eigene Großmutter verwandeln… Mist! Das wollte ich doch nicht!«
    »Ich hatte keinen guten Tag, Garrett. Die Zeit läuft.«
    Es war besser, nicht noch mehr Schwierigkeiten heraufzubeschwören. Ich erzählte ihr die Geschichte, kurz und bündig, und schilderte ihr, so schnell es ging, die meisten Einzelheiten. Dabei unterschlug ich nur, was sie wirklich nicht zu wissen brauchte. Zum Beispiel, wie aufregend einige Göttinnen waren.
    Noch bevor ich meine Zusammenfassung beendete, runzelte sie nachdenklich die Stirn. »Echte Götter? Ich hab nie… Du glaubst doch nicht, daß sie dir wirklich in die Quere kommen könnten, oder?«
    »Nein. Sie sind wie Feuerlords und Sturmwächter. Wahrscheinlich bestimmen sie unser Leben, aber man erwartet kaum, um die Ecke zu biegen und auf einen zu stoßen. Meine Güte, ich hätte liebend gern darauf verzichtet, ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Es ist auch viel zu gefährlich.«
    »Vollkommen richtig. Weißt du etwas über diese Götter?«
    »Nur ihre Namen. Es gibt viele alte Mythologien, aber das gehört nicht in mein Fachgebiet. Ich könnte Maddy fragen.«
    Ich sah sie fragend an.
    »Madelaine. Sie ist für unsere alten Schriften zuständig.« Ich erinnerte mich an eine betagte, miesepetrige Schachtel, die so alt war, daß sie die ersten Exemplare der Werke aus ihrem Fachgebiet gut hätte selbst schreiben können. »Nicht nötig. Ich muß alles, was es über Godoroth und Shayir gibt, mit nach Hause nehmen, damit ich es dem Toten Mann vorlesen kann.«
    »Du darfst keine Bücher mitnehmen!«
    »Ich dachte, ich hätte es dir erklärt. Ich habe nur ein paar Tage Zeit und keine Ahnung, wo ich anfangen soll.« Ich drückte schon wieder die wunden Punkte.
    Sie verstand mich, gut. Also verhandelte sie nur. Wenn sie das Risiko schon einging, würde sie vielleicht mehr wollen als einen Kuß und ein Dankeschön, Wie wär’s mit Teerosen?
    »Schon gut, schon gut.« Sie flüsterte und sah besorgt über ihre Schulter. Dann legte sie einen Finger auf die Lippen. Ich nickte. Ihre Ohren waren besser als meine. Das erste, was geprüft wird, wenn man sich in dieser Bibliothek bewirbt, sind die Ohren. Tja.
    Mit einer Handbewegung bedeutete sie mir, zu verschwinden. Ich gehorchte. Sie würde mir den Gefallen tun. Vielleicht würde sie dem Toten Mann sogar vorlesen. Er konnte sie alle um den Finger wickeln, wenn er wollte. Aber mich würde sie dafür bluten lassen.
    Ich drückte mich in die Schatten der Regale, als die Mutter sämtlicher Bibliothekarinnen bei Linda auftauchte. Bei ihrem Tempo hätte sie die hundert Meter locker in knapp unter einem Jahrzehnt geschafft. Dabei stützte sie sich auf einen krummen, häßlichen Stock, in den Kerben eingeritzt waren. Sie hatte weiße, dünne, wild abstehende Haare und ging gebückt. Sie trug einen Zwicker, was bedeutete, daß sie reiche Verwandte haben mußte. Brillen kosten ein Vermögen. Aber sie konnte trotzdem die Hand nicht vor den Augen sehen, wenn sie sie weiter als dreißig Zentimeter entfernt hielt. Ich hätte dort, wo ich war, nackt herumtanzen können, und sie hätte es nicht gemerkt.
    »Was ist das für ein Krach hier unten, Kind?« krächzte sie.
    Andererseits… »Mistress Krine?«
    »Der Lärm, Kind, der Lärm. Ich habe ihn bis oben gehört. Hast du wieder einen deiner Männer hier versteckt?«
    Einen? Du kleines Luder!
    »Aber Mistress! Ich habe nur mit mir selbst geflüstert, weil ich die Buchstaben auf den Einbänden nicht entziffern kann. Die Goldschrift ist fast ganz abgeblättert.«
    »Das ist doch deine Aufgabe, oder? Sollst du nicht die Bände suchen, die restauriert werden müssen? In Zukunft behalt bitte deine frustrierten Ausrufe für dich… Was war das?

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