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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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hatten. Jetzt wurden wir von Zentaurenüberschuß und allem möglichen anderen geplagt.
    Wie meine alte Tante Buh zu sagen pflegt: »Irgendwas is’ immer.«
    Ich sah mich um. Mrs. Cardonlos stand vor ihrer Tür und glotzte. Ich winkte ihr zu. Mr. Garrett hat immer ein Lächeln für die Nachbarn übrig. Es treibt sie in den Wahnsinn. Und wiegt sie in der Überzeugung, daß ich irgend etwas Schlimmes vorhabe.
    Ich hatte mich kaum unter die Menge gemischt, als Dean das Haus verließ. Er war blaß um die Nase und würdigte mich keines Blickes, als er den Weg zu Morpheus’ Freudenhöhle einschlug. Jetzt schmückte die Kaschemme sich mit dem Namen: »Zum Palmenhain.«
    Ich ging in die andere Richtung und paßte mich dem Verkehr an. Diesmal sah ich mich nicht nach einem Verfolger um. Wenn ich wirklich Götter auf den Fersen hatte, verfügten sie sehr wahrscheinlich über bessere Ressourcen als ich. Also machte ich mich wie befohlen auf den Weg und wunderte mich nur, warum der Tote Mann die Angelegenheit so ernst nahm.
    Mir folgte die gleiche Frau, nur wirkte sie jetzt größer und hatte eine weiße Strähne in ihrem ansonsten rabenschwarzen, langen Haar. Ihre Kleidung konnte ich nicht genau sehen. Aus der Entfernung jedoch sah sie ziemlich fremdartig aus.
    Die Königliche Bibliothek hat einen Seiteneingang, von dem man nur etwas erfährt, wenn man drinnen Freunde hat. Man muß sich an einem uralten Wächter vorbeischleichen, der seine Zeit gewöhnlich damit totschlägt, den Schlaf nachzuholen, den er während seines Dienstes im Cantard versäumt hat. Ist diese Hürde genommen, muß man nur noch darauf achten, daß man von der Chefin der Bibliothek nicht erwischt wird. Was auch kein großes Problem ist. Sie ist ebenfalls uralt, langsam, fast blind und stößt ständig gegen irgendwelche Dinge, wenn sie herumläuft. Sobald man drin ist, muß man sich nur entscheiden, ob man seine Freundin besucht oder sich mit seltenen, wertvollen Büchern belädt, die man verscherbeln kann.
    Es stellte sich jedoch heraus, daß ich nicht mehr auf dem neuesten Stand war. Es hatte Veränderungen gegeben. Und ich war schuld, weil ich die gestohlenen Bücher zurückgegeben hatte, die ich aufgetrieben hatte.
    Der Alte war ersetzt worden. Ein knallharter, junger Veteran hatte seinen Platz eingenommen. Er schnarchte viel kräftiger und umklammerte mit der Hand eine Schnapsflasche. Es wäre Verschwendung gewesen, zu schleichen. Einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, ihm den Papagei auf die Schulter zu setzen. Was für ein Schreck, wenn er aufwachte. Bestimmt würde er einige Stunden keinen Schluck trinken.
    Ich widerstand der Verlockung. Wir wollen doch unsere Diener der Öffentlichkeit nicht verhöhnen.
    Ich stöberte Linda zwischen den Regalen auf. Sie musterte angestrengt mitgenommene und fleckige Ledereinbände. Zwischen ihren Lippen steckte ein Griffel. In der einen Hand hielt sie eine Wachstafel und in der anderen eine kleine Laterne. Ihr glattes braunes Haar hatte sie hinter dem Kopf zu einem Dutt zusammengebunden, was ihr ein altjüngferliches Aussehen verlieh. Und tatsächlich: An ihren Schläfen zeigten sich erste graue Strähnen. Vielleicht schleppte sie ja ein paar Jährchen auf ihrem hinreißenden Rücken mit sich herum, die sie mir unterschlagen hatte.
    Trotzdem war sie der süßeste Bücherwurm, der mir je unter die Augen gekommen war.
    »Was machst du, wenn du etwas aufschreiben willst?«
    Sie zuckte zusammen und wirbelte herum. Ihre Augen funkelten. Ich würde nie erfahren, wie sie mich normal begrüßen würde. »Was zum Teufel machst du hier?« Ihre Worte klangen trotz des Griffels sehr deutlich.
    »Ich suche dich.«
    »Hast du gerade mal wieder kein Glück bei den Frauen?«
    »Diesmal ist es geschäftlich…«
    »Wunderbar, Garrett. Wie du in das erstbeste Fettnäpfchen latschst.«
    »Mist. Heute bringe ich einfach nichts von dem über die Lippen, was ich eigentlich sagen will.«
    »Keine große Überraschung. Und das Ding auf deiner Schulter? Willst du etwa deinen Stil verändern?«
    »Du erinnerst dich doch an Mr. Big?«
    »Unglücklicherweise. Deshalb frag ich ja. Warum hast du ihn nicht schon längst ertränkt? Was ist los mit ihm?«
    »Häh?« Sie benahm sich anders als sonst. Ich fragte mich, wie sie wohl wirklich war. Vielleicht bekam ich dann ja einen Schimmer, was sie von mir erwartete, und wir hatten eine winzige Chance, miteinander auszukommen.
    »Er hat bis jetzt noch keinen Piep von sich gegeben. Dabei ist

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