Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Ist da jemand?«
    Nicht mehr. Ich war verschwunden, durch die Hintertür, und hatte dabei weniger Geräusche als eine Maus auf der Flucht gemacht. Der Wächter war kein Problem. Er schlief den Schlaf des Gerechten.
    Aber was war heute bloß mit Dem Gottverdammten Papagei los? Das wäre die Gelegenheit seines Lebens gewesen. Er hatte sie verpaßt, weil er nicht einmal Piep gesagt hatte.
     
     

 
15. Kapitel
     
    Es war noch Tag. Ich wußte es, weil einige Sonnenstrahlen meine Augäpfel beinah rösteten, als ich auf die Straße trat. Zwar war der Morgen vorbei, aber das machte keinen großen Unterschied. Es war einfach zu früh.
    Als der Schmerz nachließ, begutachtete ich die unmittelbare Umgebung. Die Bibliothek lag mitten in einer Festung offizieller städtischer und auch königlicher Gebäude. Hier herrscht ein anderer Betrieb, weil fast nur Funktionäre unterwegs sind. Ich bemerkte nichts Ungewöhnliches, was bedeutet, daß ich keine Verfolger wahrnahm.
    Zögernd setzte ich mich in Bewegung.
    Der Nachmittag blieb so unerbittlich angenehm, daß ich mich ihm trotz meiner Kopfschmerzen ergab. Angesteckt von der besseren Laune, machte ich an den Stufen des Gerichtshofes eine kleine Pause und hörte den Knallköpfen zu, die dort ihre Reden schwangen. Jeder Verrückte mit einem Spleen oder einem spinnerten Anliegen kann diese Stufen als Forum benutzen. Und wir anderen betrachten sie als kostenlose Unterhaltung was sonst? Ich kenne einen der wenig bizarren Redner. Aber ich pflege meine Kontakte nicht genug. Und auch heute blieb mir leider nicht die Zeit dazu. Ich hielt Kläffer Amato aufmunternd meine aufgerichteten Daumen hin, warf eine Spende in seine Tasse, winkte zwei anderen Schreihälsen zu und ging weiter. Mein Kopf tat weh. Und mein Papagei klapperte nicht mal mit dem Schnabel. Der Tote Mann mußte sein Gehirn paralysiert haben.
    Zögernd schlenderte ich Richtung Südstadt. Die Sache gefiel mir nicht, schon wegen der langen Fußmärsche. Es gibt weit weniger anstrengende Möglichkeiten, herumzukommen, aber keine schnellere. Selbst die großen Zauberer mit ihren großen Kaleschen, ihren Bediensteten zu Fuß, ihren Reitern und Trompetern kommen nicht schneller voran als ein Mann zu Fuß. Wenn man geht, kann man durch schmale Hintergassen abkürzen und über Zäune klettern.
    Ich kürze nicht viel ab. Ich klettere nur, wenn es nicht anders geht, und in den hohlen Gassen lauern oft Halunken oder Aussichten, die man besser im dunkeln läßt. Klar, wenn man vor der Wahl steht: Hundert Meter Luftlinie oder eine Meile Umweg, dann…
    Die Hohle Gasse hatte ich schon oft benutzt. Wie viele andere Leute auch. Sie ist relativ sauber. Starker Verkehr entmutigt sowohl die herumlungernden Bettler und auch die Kräfte der freiberuflichen Sozialisten. Ein mehr oder weniger auf Privatsphäre orientiertes Eins-zu-Eins-Handelsabkommen ist nur schwer durchzuführen, wenn jederzeit irgendwer zwischen dich und deinen… sagen wir, Klienten treten kann.
    Ich ging das Risiko ein und benutzte die Hohle Gasse.
    Die baufälligen Giebel der in dieser Gegend verbreiteten Fachwerkhäuser neigten sich über mir aneinander wie Betrunkene, die sich gegenseitig stützten. Bis hierher drang so gut wie keine Sonne, aber trotzdem war es heller als gewöhnlich. Und die Pflastersteine waren sauberer als gewöhnlich. Man konnte ihr dunkles Rot erkennen. Andererseits lungerten eine Menge Stadtstreicher herum, und zwar nicht nur die üblichen Rattenmänner, sondern auch ganze Familien von Flüchtlingen.
    Die Zeiten ändern sich.
    Wie sollten wir all die Einwanderer nur ernähren? Wenn es nach Rassistenbanden wie Der Ruf ging, würden die Einwanderer schon längst Zwerge, Riesen und Elfen fressen.
    Plötzlich blieb ich stehen. Ich hatte einen seltsamen Geruch aufgeschnappt, den ich nicht beschreiben konnte. Er war weder ekelhaft noch besonders angenehm. Hauptsächlich erschreckte er mich.
    Im selben Augenblick war er auch schon wieder verschwunden. Ich konnte ihn nicht mehr aufspüren. So was passiert andauernd. Ich ging weiter und ignorierte den schlaftrunkenen Rattenmann, der überlegte, ob ich mich irgendwie seltsam benahm.
    Das tat ich. Bei der ersten Andeutung von etwas Ungewöhnlichem hatte ich Magodors Strick berührt. Normalerweise begegne ich unvermuteten Gefahren mit einem vierzig Zentimeter langen Eichenprügel, in den zur weiteren Entmutigung eines Möchtegern-Kriminellen ein Pfund Blei am aktiven Ende eingearbeitet wurde.
    Die Hohle Gasse

Weitere Kostenlose Bücher