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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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umzusehen. Die Shayir schienen auf die Hilfe zu vertrauen, die da kommen sollte.
    Ich verließ mein Versteck und untersuchte mich. Gut. An dem Unsichtbarkeitssack war kein bißchen Schlamm zurückgeblieben. Ich musterte die Shayir. Sie hatten aufgehört zu plappern und schielten aus den Augenwinkeln oder mit zusammengekniffenen Augen, als könnten sie mich so besser sehen. Wahrscheinlich spürten sie, daß ich mich bewegte.
    Die erste Eule landete urplötzlich, veränderte sich und vertrieb sofort das andere Mädchen von dem Faun, der sich nicht mal entschuldigte. Der Große rumpelte wie ein Vulkan, der gleich Feuer spucken will, und wedelte mit der Axt. Ein Kreischen ertönte. Spaziergänger hörten es und sahen sich nervös um. Die Ex-Eule ließ kurz von ihrem Satyr ab und überbrachte ihre Nachricht. Die anderen wirkten sehr zufrieden.
    Das konnte nur großen Ärger bedeuten, Garrett.
    Wie konnte ich sie reinlegen?
    Ich hatte keine Ahnung. Am besten schien es mir, mich vorsichtig weiterzubewegen. Ich schlich zu einer Wand und tastete mich nach Norden vor. Im Gegensatz zu den Göttern mieden mich Leute, die mich nicht sehen konnten, nicht. Glücklicherweise war der Kerl, mit dem ich zusammenprallte, völlig betrunken. Er murmelte eine Entschuldigung und torkelte ein Dutzend Schritte weiter, bevor er wie vom Donner gerührt stehenblieb. Die Kinnlade fiel ihm herunter, und er sah sich um. Hoffentlich waren die Shayir nicht so aufmerksam.
    In dem Moment öffnete ein Blödmann seine Haustür. Er blieb stehen und brüllte über die Schulter zurück, was für eine Schlampe seine bessere Hälfte sei. Die Lady ihrerseits blieb ihm nichts schuldig. Ich benutzte die Gelegenheit und schob mich an dem Kerl vorbei in die winzige Zweizimmerwohnung, in der sich offenbar die Fabrikationsstätten für sämtliche Knoblauchwürste der Welt befanden. Einen Augenblick tat mir das Paar leid, das hier hauste. Sie hatten noch keine Zeit gefunden, nach dem Großen Erdbeben aufzuräumen. Man kennt das ja. Die Jahrhunderte fliegen nur so dahin. Es gab Zeug hier, dessen Schimmel schon Schimmel angesetzt hatte.
    Die Frau lag ausgestreckt auf einer Matratze auf dem Boden, die offenbar schon von mehr als einem Vorbesitzer ausgemustert worden war. Das schien sie aber nicht zu stören. Mit einem Arm umschlang sie eine Flasche billigen Fusels, während sie sich mit der anderen Hand deren Zwillingsschwester an den Hals setzte. Sie schien gewohnt zu sein, daß unsichtbare Männer durch den Müll um sie herum spazierten. Ich bezog eine Stellung, von der aus ich durch ein Loch in der Tür die Straße beobachten konnte. Es war das einzige Fenster in der Bude.
    Sofort bemerkte ich den dünnen Kerl mit den Taubenflügelöhrchen, der seinen Kopf etwa einen halben Block weiter nördlich aus einer Gasse streckte. Die Shayir sahen ihn im gleichen Moment und regten sich mächtig auf. Die ganze Bande stürmte auf ihn zu.
    Flügelöhrchen setzte sich in Bewegung.
    Der Ausdruck »wie ein geölter Blitz« wurde ihm nicht gerecht. Er zuckte eher wie ein dunkler Blitz zwischen verschiedenen Punkten hin und her. Die Bande tobte hinterher, brüllte und schwenkte bizarre Waffen.
    Sie konzentrierten sich völlig auf ihn. Ich nutzte die Gunst der Stunde und verließ meinen unsichtbaren Sack. Dabei erschreckte ich meine Zimmergenossin so sehr, daß sie doch tatsächlich etwas von dem wertvollen Wein vergoß. »Immer sachte, Lady«, sagte ich. »Das Zeug kostet schließlich Geld.« Ich winkte ihr zu und trat auf die Straße wie ihr Mann zuvor. Dann schlenderte ich davon, als wäre ich ein Anwohner, der seinen Geschäften nachging. Ich tat, als hätte ich einen Stein im Schuh, wodurch ich meinen Gang veränderte.
    Es klappte.
    Drei Blocks weiter konnte ich nirgendwo mehr einen Unsterblichen sehen. Ich verfiel in einen Trott und machte mich auf den Heimweg.
    Mit einem leisen Zischen fiel Flügelöhrchen neben mir in den gleichen Schritt. »Danke«, sagte ich. Er warf mir einen rätselhaften Blick zu und verschwand in der Ferne vor mir. War man hinter ihm, konnte man ihn gut verfolgen. Er verblaßte einfach nur schnell.
    Ich verlangsamte meine Geschwindigkeit, bis ich mich der Menge angepaßt hatte. Und war sehr mit mir zufrieden.

 
19. Kapitel
     
    Eulen hatten schon immer einen schlechten Ruf, vor allem, wenn sie tagsüber fliegen. Diese Eulen gaben mir den ersten Hinweis darauf, daß ich mich vielleicht etwas zu früh gefreut hatte. Doch den Eulen selbst folgte ein

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