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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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verwirren.
    Ich huschte um eine Ecke in einen schmalen Durchgang und bereitete meine magische Kordel vor. Jorken gefiel das gar nicht. Er schüttelte heftig den Kopf. »Nicht!« fuhr er mich an.
    Ich sprang trotzdem in meinen Unsichtbarkeitssack und arbeitete mich weiter vor. Es gab zwar nicht viel Licht, aber ich konnte sehen, daß die Jägerin und ihre Meute an dem Durchgang vorbeifegten. »Siehst du, Flügelöhrchen«, sagte ich kichernd. Doch Jorken war abgezischt und unterdrückte sein letztes Lachen.
    Das schwarze Bündel tauchte auf, zögerte und bog dann in den Durchgang ein. Kurz darauf kam die Reiterin zurück. Ihre vierbeinigen Kumpel kletterten übereinander und versuchten, eine Spur zu erschnüffeln, die gar nicht da war. Aber anscheinend vertrauten sie alle Nogs Nase, oder seinen Ohren, oder was sonst noch.
    Ich hoppelte in meinem Sack auf das Ende des Durchgangs zu, erreichte den Ausgang jedoch nicht mehr. Gerade als ich versuchte, mich in einer Haustür zu verstecken, holte Nog mich ein. Ich hörte ein Geräusch, wie wenn Reptilienschuppen über Schuppen gleiten. Kleine schwarze Würmer krochen durch das kleine Loch in meinem Sack ins Innere, das der Knoten ließ. Die Stimme in meinem Kopf sorgte dafür, daß ich nicht vergaß: Nog ist Unentrinnbar.
    Der Alte Nog kannte seine Grenzen.
    Und er stank bestialisch. Ich hatte leider keine Chance, ihm unter vier Augen ein paar gute Tips zur Körperhygiene zu geben, denn ich war wie gelähmt, als hätte mich der Schlag getroffen. Ich war zwar hellwach, konnte mich aber nicht rühren. Nog verzog sich aus dem Sack und ließ mich drin. Ich sah weder Hände noch Arme, aber irgendwie packte er mich und zerrte mich auf die Straße zur Jägerin. Sie beugte sich herunter und tastete nach mir. Schließlich erwischte sie meinen Arm, hob mich hoch wie eine Puppe und warf mich über den Hals ihres Streiteinhorns. Dann schrie sie triumphierend auf und zog heftig an den Zügeln. Ihr Einhorn stieg hoch, gewaltige Hufe zerteilten zischend die Luft, und dann galoppierten wir los, während die Hunde zwischen den Hufen des weißen Biestes herumsprangen und Nog, der Unentrinnbare irgendwie neben uns herschwebte. Die Eulen flogen über uns, immer noch auf der Flucht vor den Krähen. Aber sie konnten einen Moment Luft schöpfen und schrien ihre Glückwünsche zu uns herunter. Die Jägerin legte einen Pfeil mit silberner Spitze auf ihren dunklen Bogen beides war einfach so aus dem Nichts materialisiert und schoß. Eine riesige Krähe explodierte einfach in einer Wolke von schwarzen Federn. Das Geschoß flog weiter, beschrieb einen weiten Bogen und kam wieder heimwärts. Mama schnappte es sich im Flug.
    Die Krähen kapierten. Aber sie ließen sich nicht vollkommen abwimmeln. Sie folgten den Eulen, wohin die sich auch wandten, und warteten auf eine günstige Gelegenheit, auf sie hinunterzustoßen und ihnen ein paar Federn mehr aus den gewaltigen Flügeln zu hacken. Die Eulen sahen ziemlich zerrupft aus.
    Allerdings hatte ich durch meine ziemlich unrühmliche Lage leider keine allzugute Aussicht. Jedenfalls war es ein langer Ritt, ganz aus der Stadt hinaus bis in die Regionen, wo die wohlhabenden Besitztümer im Süden anfingen. Dort gefällt es mir nicht besonders. Jedesmal, wenn ich hinkam, geriet ich in Schwierigkeiten. Und auch diesmal sah es nicht aus, als wäre es die Ausnahme. Jetzt steckte ich sogar schon in der Klemme, bevor ich hinkam.
    Wieso merkte eigentlich niemand, daß ich durch die Straßen schwebte?
    Unterwegs gesellten sich die restlichen Shayir zu uns, und einige hatten echte Probleme, das Tempo mitzuhalten. Vor allem dieser unglaublich fette Kahlkopf. Aber keiner seiner Kumpel schien darauf irgendwelche Rücksichten nehmen zu wollen. Eine rüde Sippe, diese Götter.
     
     

 
21. Kapitel
     
    Es war ein großer Besitz, der von Bäumen und einer drei Meter hohen steinernen Mauer geschützt wurde. Bis zum Haus mußte man noch einmal eine Viertelmeile gehen. Am Tor standen Wachen, ganz zeitgemäß, aber das Portal selbst war geöffnet, und sie bemerkten nicht, wie wir hineingingen. Mir wurde klar, daß niemand mich schweben sah, weil ich immer noch in diesem verdammten Unsichtbarkeitssack steckte. Ich erleichterte ihnen nur ihren Job.
    Als wir das Herrenhaus erreichten, war es dunkel. Aus meiner Lage konnte ich nicht viel sehen. Ob ich es bei Tageslicht wiedererkennen würde. Ob ich das wollte? Ob der Tote Mann eine Ahnung hatte, wo ich war und was mir passierte?

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