Göttergetöse
tobte in der Hölle ja auch ein Schneesturm und die Teufel liefen Schlittschuh.
Dean steckte den Kopf in das Zimmer des Toten Mannes. »Mr. Ahrm ist unterwegs hierher.«
»Morpheus?« Es war eine Weile her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Morpheus Ahrm, meinen zuweilen besten Kumpel. Er versuchte, die soziale Leiter hinaufzuklettern, was anscheinend bedeutete, daß er seine alten Gefährten von seinen Schuhsohlen abkratzte.
»Kennen wir einen anderen Ahrm?« Dean mochte Morpheus nicht. Allerdings mag Dean nur wenige außer seinen heiratsfähigen Nichten und seinen Freundinnen Tinnie und Maya. Morpheus mag jedoch kaum jemand, denn der gute alte Morpheus ist das, was diskrete, freundliche Menschen einen Gewaltverbrecher nennen.
In der wirklichen Welt ist Morpheus Ahrm als berüchtigter Killer verschrien.
Der sich hinter Täuschungen und Illusionen versteckt.
Bitte erwarte Mr. Ahrm an der Haustür, Dean. Und bring ihn dann sofort hierher. Ich bin sicher, daß die Neuigkeiten, die er für uns hat, höchst aufschlußreich sind.
36. Kapitel
Morpheus Ahrm ist halb Mensch, halb Dunkelelf. Seine Elfenseite dominiert. Weil er es so will. Seine menschliche Seite scheint ihm peinlich zu sein. Was ich ihm nur schwer verdenken kann.
Er ist klein und schlank und sieht so verdammt gut aus, daß man ihn eigentlich einsperren und den Schlüssel wegwerfen sollte. Dann hätten wir anderen wenigstens eine kurze Atempause. Manchmal sind wir beide die besten Freunde. Manchmal macht er Sachen wie zum Beispiel, mir einen sprechenden Bussard zu schenken, der von einem kleinen Dämon besessen ist, der Durchfall im Schnabel verursacht.
»Mr. Ahrm«, sagte Dean und führte Morpheus in das Zimmer des Toten Mannes.
»Igitt«, sagte ich. Das hatte ich schon immer mal sagen wollen. Aber bisher hatte ich noch nie die Gelegenheit dazu bekommen. »Haben deine Jungs einen Schneider überfallen?«
Er war todschick gekleidet. Sogar mausetodschick. Er trug einen Dreispitz mit silbernen Ecken, einen schweren, leuchtendrot, schwarz und silber gesäumten Mantel über seinem weißen Hemd mit Spitze und Rüschen an Brust und Handgelenken, hielt einen zierlichen Schwertstock in der Hand, hatte eine elegante cremefarbene Hose an und unglaublich glänzende Schuhe mit großen, silbernen Schnallen. Man konnte sogar die Andeutung eines schwarzen Schnurrbartes sehen.
»Einige hochkarätige Oberstadtheinis müssen für diesen Mantel gestorben sein.«
Morpheus zog seinen weißen Seidenhandschuh aus, holte ein parfümiertes Spitzentüchlein heraus und hielt es sich unter die Nase. Er schnüffelte und beäugte Cat neugierig, als frage er sich, ob etwas zwischen ihr und mir lief. Diese Linie übertreten wir beide niemals.
»Jetzt übertreibt er es aber wirklich, oder?« fragte ich den Toten Mann.
Ein Mann muß tun, was ein Mann tun muß. Der Sarkasmus des Toten Mannes hätte die Fensterläden klappern lassen, wenn es in seinem Zimmer ein Fenster gegeben hätte.
Morpheus hielt mit. Natürlich konnte er von uns Bauern nicht erwarten, daß wir seinen verfeinerten, kultivierten Rang zu schätzen wußten. »Ich habe, wie Ihr gewünscht habt«, sagte er zu dem Toten Mann und wedelte dabei mit dem verdammten Tuch herum, als käme er aus der Weststadt, »diesen Platz inspiziert, den Ihr benannt habt. Dabei habe ich mir eine wunderschöne…«
Nog ist Unentrinnbar.
Diesmal war es stärker. Nog war dicht dran. Und sein Gedanke berührte nicht nur den Toten Mann und mich. Morpheus wurde blaß.
»Das ist nicht nur ein anderer Loghyr. Der hier ist ein verdammter saurer, armseliger Gott, der auf dem letzten Loch pfeift, und dessen Spezialität es ist, Leute aufzuspüren. Und im Augenblick sucht er mich.«
Cat hatte ihn auch aufgeschnappt. Sie ging nervös auf und ab. »Ich muß hier weg, Garrett. Wenn Nog mich hier findet…«
Dean, führe die junge Dame bitte in den kleinen Salon. Miss Cat, ich möchte einen Moment unter vier Augen mit Ihnen sprechen, bevor Sie gehen. Vorher jedoch muß ich mit den beiden Gentlemen konferieren.
»Wie kann ich Sie erreichen?« fragte ich Cat, also glaubte ich, daß der Tote Mann wirklich vorhatte, sie gehen zu lassen.
»Ich werde Sie finden.«
»Klar, natürlich. Dann viel Glück. Und benehmen Sie sich.«
Sie schnitt mir eine Grimasse und folgte dann Dean. Dabei vergaß sie, Vierzehn mitzunehmen. Das mußte doch was zu bedeuten haben.
Nog wurde langsam schwächer, aber er ließ keinen Zweifel daran,
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