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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Fehler hatte mich so weit weg geführt.
    Mist. Diese Sache konnte richtig unangenehm werden. Vielleicht mußte ich sogar nach Hause laufen.
    »Die Götter haben ein Geheimnis, Garrett.« Sie gestattete dem Cherub, sich einen Moment in ihre Arme zu schmiegen und zu ruhen. Sie hielt und tätschelte ihn, als wäre er ein Baby. Ihm schien das zu gefallen.
    »Nur eins? Dann ist eine Menge Papier dafür verschwendet worden, sogenannte Heilige Bücher herzustellen, die behaupten, die zehn Millionen Mysterien zu…«
    »Da. Da. Sie machen es schon wieder. Können Sie nicht einfach nur zuhören?«
    Vielleicht hatte ich ja das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, wenn ich schwadronierte. Und ich brauchte jetzt dieses Gefühl. Dringend.
    »Red weiter.«
    Der Cherub zündete einen frischen Joint an, den er aus seiner Windel geholt hatte. Feuer machte er, indem er einfach die Finger aneinander rieb.
    Cat nahm ihm den Joint weg. »Nicht jetzt. Und nicht hier. Garrett, alle Götter, ganz gleich, welchem Tempel sie angehören, welches Dogma sich um sie herum gebildet hat, stammen von einem Stamm ab und haben alle gleich angefangen. Sie haben diesen Ort kurz gesehen. Die Götter sind von dort geflohen, weil er so schrecklich ist. Aber sie können nicht funktionieren und nicht hierbleiben ohne den Glauben, der sie stützt. Oder ohne Macht von der anderen Seite zu beziehen, womit sie allerdings riskieren, neue Schlupflöcher zu öffnen. Wenn sie überhaupt keine Substanz mehr haben, fallen sie zurück auf die andere Seite. Natürlich wollen sie nicht nach Hause.«
    »Du meinst, sie sind alle miteinander verwandt?«
    »Nein. Ist jeder in TunFaire mit dem anderen verwandt? Natürlich nicht. Sie stammen nicht einmal alle von derselben Rasse ab. Sagen wir, es ist wie bei den Menschen, die irgendwann einmal gemeinsam auf der Suche nach einem besseren Leben aufgebrochen sind. Wenn sie es gefunden haben, werden sie vielleicht nicht wieder zurück wollen.«
    »Willst du mir sagen, daß es Flüchtlinge sind?« Die Götter wären Flüchtlinge von irgendwo anders? Würde das nicht einige Aufregung im Traumviertel hervorrufen? Und ist das nicht für einen Nicht-Gott ein gefährliches Wissen?
    Das war kein guter Ort für mich. Mir schwante, daß ich einer der Nicht-Götter war.
    »Cat, du bist süß, und ich liebe dich, aber das ist nicht meine Vorstellung von einem romantischen Rendezvous. Ich habe so die Ahnung, daß meine Chancen weit besser stehen, wenn ich mich in die andere Richtung bewege.« In jede verdammte Richtung, nur nicht in die hier.
    Cat packte meine Hand. Sie war stark. Ich ging weiter in die eingeschlagene Richtung. »Du hast ein Werkzeug«, erklärte sie.
    »Häh?« Also wirklich!
    »Du kannst dich unsichtbar machen.«
    Ach so. »Ja. Aber wenn ich das mache, wissen die Godoroth sofort, wo ich bin.«
    »Und du glaubst, sie würden hier etwas gegen dich unternehmen?«
    »Warum nicht? Sie haben bereits bewiesen, daß sie bescheuert sind. Aber du kennst sie doch selbst. Ich nicht.«
    »Wir sollten unerkannt bleiben. Vorerst.«
    »Das hatte ich im Sinn, als ich vorgeschlagen habe, zu verduften.« Ich wollte zu den Pferden zurückgehen. Dieses Mal, dieses eine Mal wirkten sie wie das kleinere Übel.
    Cat hielt immer noch meine Hand und zeigte kein Anzeichen von Schwäche.
    Wir waren am Rand der Lichter und hatten bis jetzt noch keine Aufmerksamkeit erregt. Schatten und Gestalten huschten auf den Hügeln umher. Hätte man sich nicht denken können, daß ein verwunschener Ort genau so aussehen mußte? Ich erkannte keinen von ihnen. Und nur wenige hatten menschliche Gestalten.
    Immer mehr kamen an, flatterten, flogen, glitten und liefen auf zweihundert Beinen. »Früher oder später wird jemand über uns stolpern.« Ich versuchte erneut, wegzulaufen.
    Habe ich schon Cats ungewöhnliche Kraft erwähnt? Ich kam auch diesmal nirgendwo hin.
    Ich nahm Magodors Strick, dehnte ihn, schlang einen Knoten und machte eine Schlinge, die groß genug für uns beide war. Wir sprangen hinein. »Das könnte vielleicht ein bißchen eng werden«, warnte ich sie.
    Cats Lächeln sagte mir deutlich, daß sie zwar den Teufel im Leib hatte, aber daß sie im Augenblick nicht zum Flirten aufgelegt war. Sie konnte sachlich bleiben, im Gegensatz zu ihrer Mutter.
    Anscheinend konnte ich den Unsichtbarkeitssack so groß machen, wie ich wollte, nachdem ich die Schlaufe gebunden hatte. Außerdem war er so hoch, wie ich den Knoten hielt, bevor ich ihn ganz schloß.

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