Göttergetöse
sie sah mich geradewegs an. Anscheinend wußte sie, daß ich hier war. Sie wirkte zwar nicht sonderlich erfreut, aber es war unwahrscheinlich, daß sie mir im Augenblick mehr Ärger machen konnte, als ich schon hatte.
Ich erinnerte mich daran, daß die Leute in TunFaire diese göttlichen Clowns, die um mich herumgetanzt waren, nicht hatten sehen können. »Cat, du kannst diese Dinger doch sehen, oder?«
»Ich sehe Magodor. Sieht sie uns ebenfalls?«
»Nein. Aber sie weiß, daß ich hier bin. Sie hat mir den Sack gegeben und weiß genau, wo er ist.«
»Ach so.« Cat schien das Interesse verloren zu haben. Aha! Mamma war angekommen. Imara wirkte sehr königlich. Ihr schien die Mißbilligung ihrer Göttergenossen kalt am ausladenden Arsch vorbeizugehen.
Der Rest der Shayir und Godoroth trudelte ein. Sie waren in die Gestalten gebannt, in denen sie in der Stadt erschienen waren. Der Ärger um uns herum war fast fühlbar. Meine Kopfschmerzen verschlimmerten sich in rasender Geschwindigkeit. Unter den herumbummelnden Göttern erspähte ich interessante Gesichter. »Cat, kennst du den Typ da?« Ich deutete auf einen großen, gutaussehenden, einäugigen Rauschegoldengel, der weder zu den Godoroth noch den Shayir gehörte.
»Das ist Bogge. Er ist Moms Liebhaber.«
»Bogge? Bist du dir da sicher?« Er sah genauso aus wie Knochenmus, der Zerstörer. »Sie wird ganz schön rumgereicht, was?« Ob ein Gott einen Sterblichen anlog, was seine Identität anging? Oder belog eine Mutter ihre Tochter?
Meine gedankenlose Bemerkung brachte mir einen bösen Blick von Cat ein.
»Was ist mit der Rothaarigen da? Diejenige, die wie eine gewöhnliche Sterbliche aussieht?« Gewöhnlich? Von wegen. Von mir aus konnten alle Frauen so gewöhnlich aussehen. Sie sah aus wie Star, nachdem sie sich auf meine besonderen Vorlieben eingestellt hatte.
»In dieser Gestalt kenne ich sie nicht.« Ihre Stimme klang eine Spur bissig.
»Durch sie bin ich in die ganze Geschichte reingezogen worden. Sie hat mein Haus beobachtet, und ich bin ihr gefolgt.«
»Sie ist weder eine Godoroth noch eine Shayir.«
Stimmt. Aber man kommt so auf Ideen…
Nog ist Unentrinnbar.
Wissen wir doch. Er klebte einem an den Hacken wie ein arbeitsloser Vetter, der alte Nog.
Ich erinnerte mich an eine alte Lady am Eingang einer Gasse und dachte darüber nach, daß man von den Göttern ja nicht verlangte, nur eine Gestalt zu behalten. »Bedeutet der Name Adeth etwas? Magodor hat gesagt, daß eine Adeth versucht hätte, mich in eine Falle zu locken. Ich dachte, sie meinte diese Frau.«
Als Cat antwortete, war sie ziemlich nervös. »Eine der Krone-Göttinnen wird Adeth genannt…« Dann unterbrach sie sich selbst.
»Was? Komm schon, Engelchen, spuck’s aus. Wir brauchen doch keine Spielchen zu spielen.«
»Adeth ist eine Göttin von einem Götterstamm weit im Süden. Ihre Anhänger sind Pelzhändler und Jäger. Sie hatten hier nie genug Gläubige, um einen Platz auf der Straße der Götter zu bekommen.«
Diese Erklärung kam ihr so flüssig über die Lippen, daß sie bestimmt zweimal gereinigt worden war.
»Ich verstehe allerdings nicht«, fuhr sie fort, »warum Primitive wie sie hier hereingezogen werden sollten. Obwohl ihr Name Verrat bedeutet, wenn ich mich recht erinnere.«
»Daran ist heutzutage kein Mangel.« Diese Rothaarige war einfach zu aufgeschickt, als daß sie der Wunschtraum von Pelzhändlern und Fallenstellern hätte sein können, die immer noch Steinwerkzeuge benutzten. Diese Kerle stehen auf bösartige Steine und Bäume und so was. Und Sturmgötter. Sie lieben Götter, die herumstampfen und brüllen und alles mögliche zu Kleinholz verarbeiten.
Heute abend würden sie sich hier wie zu Hause fühlen.
Nog ist Unentrinnbar.
»Dieser Kerl braucht dringend ein Hobby«, knurrte ich. Das Ding tauchte aus einem Tal auf, blieb stehen, drehte sich eine halbe Minute langsam auf der Stelle und schlurfte dann in unsere Richtung.
»Verdammt!« knurrte Cat.
Eine Speerspitze von etwa vier Metern Länge bohrte sich unmittelbar vor Nog in die Erde und hätte ihm fast die Nase abrasiert. Sie war zwar etwas transparent, zeigte aber durchaus Wirkung, als sie aufschlug. Erdklumpen flogen hundert Meter weit durch die Luft. Und Blitze züngelten den Schaft hinunter. Am Rand der Schneide tanzten Funken.
Einer der sehr großen, mächtigen Götter hatte Nog liebevoll verwarnt.
Vierzehn wimmerte laut vor sich hin. Er lag flach auf seinem kleinen, feisten Bauch und
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