Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
östlichen Mauer.
    »Also schön«, seufzte Arden, »dann werfen wir eben einen Blick auf den Kerl. Aber ich finde, schon allein, dass er sich dieses lauschige Plätzchen zur Wohnstatt erkoren hat, zeigt doch, dass er nicht ganz bei Trost ist.«
    »Ich bin ganz Eurer Meinung, Majestät«, stimmte der Offizier zu, »dennoch würde ich es vorziehen, wenn Ihr selbst hört, was er zu sagen hat, denn ich hege keinen Zweifel, dass Ihr seinen Geisteszustand besser beurteilen könnt als ich.«
    Missmutig ritt Arden hinter dem Kommandanten her, bis dieser schließlich vor einem der Pfeiler haltmachte und absaß. Arden konnte zuerst niemanden entdecken, nur ein um den Pfeiler geschlungenes Seil. Fadwen trat hinter den aufragenden Zacken, der an seiner Basis einen Durchmesser von gut einem Schritt besaß, und zerrte dann eine Gestalt hervor, die sich dort verborgen gehalten hatte und an dem Strick festgebunden war.
    »Lass ab und pack dich, Unhold, garstiger. Ich werde dich Anstand lehren, werde ich, wenn du nicht gleich …«, zeterte der Gefangene unter seinen langen grauen Haaren hervor, die sein ganzes Gesicht einhüllten. Dann entdeckte er Arden und brach ab. Der Ärger des verwahrlosten Einsiedlers schien von einem Moment zum anderen verflogen. »Ei, wen haben wir denn da?«, fragte er plötzlich und zwei dunkle Augen blitzten Arden durch das verfilzte graue Haar entgegen.
    Für einen Moment glaubte dieser, ein unverständliches Flüstern zu vernehmen, so als habe der Mann noch mit leiser Stimme weitergesprochen. Doch die Lippen des Eremiten bewegten sich nicht. Arden schüttelte entschlossen den Kopf, was das Wispern augenblicklich zum Verstummen brachte.
    »Ich bin Arden Erenor, König von Citheon«, antwortete Arden naserümpfend. »Und wer bist du, in der Götter Namen?«
    »Erenor, Erenor!« Der zerzauste Mann machte ein paar Hopser, die wohl so etwas wie Freude ausdrücken sollten. »Erenor beehrt mich in meinem Haus, welche Ehre, welche Ehre! Erenor-Ehre! Was führt Euch her, was wollt Ihr? Es ist nicht so viel Platz in meinem Heim, müsst Ihr wissen, wisst Ihr. Ihr müsst bald wieder gehen, müsst Ihr!«
    Arden konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Es werden wohl noch ein paar mehr kommen, um in deinem ›Heim‹ Quartier zu beziehen, und wir werden auch noch ein bisschen bleiben.«
    Der Gefangene begann, in plötzlicher Verzweiflung die Hände zu ringen. Seine Haut, Kleidung und die Lumpen, die er als Schuhwerk um die Füße geschlungen hatte, waren mit grauschwarzem Dreck verkrustet.
    »Das ist schlecht, ganz schlecht, schlimm und schlecht«, beschwerte er sich. »Ich bin gern ein wenig für mich, müsst Ihr wissen, wisst Ihr. Ich habe nicht oft Gäste, nicht oft. Es ist gefährlich, nach draußen zu gehen, gefährlich. Deswegen kommt nie jemand her, niemals, und ich geh nicht raus, nein, und das ist auch gut so, ist es.«
    »Und warum ist es draußen so gefährlich?«, erkundigte sich Arden, der zunehmend das Interesse an der Unterhaltung verlor.
    Unvermittelt duckte sich der Gebundene und starrte entsetzt in den Himmel. »Er wartet!«, kreischte er. »Er sieht. Er wird kommen und euch alle auslöschen, ausrotten mit Stumpf und Stiel. Sein Leib ist Stein, sein Blick ist Furcht, sein Geist ist Feuer. Ihr dürft nicht länger hier bleiben. Er wird kommen und ihr werdet sterben, ja sterben. Glaubt mir, ihr müsst fliehen …«
    Arden hatte genug gehört. Er gab Fadwen ein Zeichen, wendete sein Pferd und ritt davon. Hinter ihm schrie der Verrückte noch immer, inzwischen offenbar vollkommen außer sich vor Angst. Als der Kommandant aufgeschlossen hatte, sagte Arden kopfschüttelnd: »Schafft mir diesen Schreihals bloß von hier fort. Wenn ich etwas nicht brauchen kann, dann ist es ein wahnsinniger Einsiedler, der unser aller Untergang prophezeit. Sperrt ihn irgendwohin, wo ihn niemand mehr hören kann, und zwar, bevor der Rest des Heeres hier eintrifft.«
    »Sehr wohl, Majestät«, antwortete Fadwen. »Das wäre auch mein Vorschlag gewesen. Ich wollte diese Entscheidung allerdings nicht alleine treffen, bevor Ihr selbst feststellen konntet, ob die Worte dieses Gefangenen irgendeine tiefere Wahrheit enthalten, die mir vielleicht verborgen bleibt.«
    »Tiefere Wahrheit?«, schnaubte Arden. »Der Kerl ist so verrückt wie ein tollwütiges Suppenhuhn. Warum sollten wir auch nur ein Wort glauben von seinem Gestammel? Nein, schafft ihn weg und dann vergessen wir diese Angelegenheit. Bring mich jetzt zu meinem

Weitere Kostenlose Bücher