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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Citpriesterschaft waren bei den Menschen aus Skardoskoin, die den Großteil der in Andobras einlaufenden Seeleute ausmachten, äußerst unbeliebt. Die Gründe dafür waren mannigfaltig, aber ganz wesentlich zur Unbeliebtheit der Citkirche trug ihre Aufgabe bei, in den besetzten Nordprovinzen die erdrückend hohen Steuern einzutreiben. Die Priester des Sonnengottes und ihre Gehilfen hatten die Beamten ersetzt, die bisher für Jorig Techel von Haus zu Haus gegangen waren, um die vierteljährlichen Abgaben einzufordern. Nach dem Machtwechsel in Tilet hatten viele Skardoskoiner auf eine Besserung gehofft, aber stattdessen waren die Kirchendiener eher noch rücksichtsloser als zuvor der Statthalter König Jorigs und dessen Tross von Steuereintreibern.
    Aber mit dem Gold aus dem Tempelschatz konnten sie dann doch noch einige Matrosen umstimmen, wenngleich sich auch Barat über die dafür benötigte Summe bitterlich beschwerte. Für so viel Geld, so grummelte er, könne man ja schon beinahe ein ganzes Schiff kaufen. Aber letztlich händigte er Rai dennoch zähneknirschend die geforderte Menge an Goldmünzen aus. Doch auch ohne diese überhöhten Ausgaben für die Reise nach Seewaith begann der Tempelschatz inzwischen bedenklich zur Neige zu gehen. Bald schon würde man nicht mehr auf diesen finanziellen Rückhalt zurückgreifen können. Es hofften jedoch alle, dass dies auch in Kürze nicht mehr notwendig sein würde, schließlich hatte Andobras in Bezug auf seine Selbstversorgung schon weit reichende Fortschritte gemacht. Deshalb hatte Barat letzten Endes auch nachgegeben.
    So war die Mannschaft nach beinahe sechzig Tagen endlich vollständig gewesen. Alles Weitere wie Verpflegung und dergleichen mehr ließ sich dann vergleichsweise rasch beschaffen. Und dann war der Tag der Abreise auch schon gekommen. Die Insel zeigte sich einmal mehr von ihrer ungastlichen Seite und hüllte sich bis fast zur Wasseroberfläche in ein graues Wolkenkleid, aus dem es unablässig herabnieselte. Trotzdem waren nicht nur Barat, Erbukas und Kawrin am Kai erschienen, um sich zu verabschieden, sondern auch ein Großteil der Minenflüchtlinge und Städter, die ihren drei Helden – denn nichts anderes waren Meatril, Targ und der junge Rai für die Andobrasier – einen gebührenden Abschied bereiten wollten.
    »Pass auf dich auf«, sagte Erbukas, als er Rai mit festem Griff die Hand schüttelte. »Möge dein Licht niemals verlöschen.« Ein wenig Wehmut stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er Rai mit diesem traditionellen Bergmannsgruß Lebewohl wünschte.
    »Gib nur acht, dass der alte Barat nicht zu viele schiefe Häuser plant«, feixte Rai, um die Stimmung ein wenig aufzuhellen.
    Barat, dem diese vorlaute Bemerkung natürlich nicht entgangen war, packte Rai mit einer Hand im Genick und zog ihn zu sich heran. Doch was zunächst ein wenig wie der ungestüme Angriff eines Ringers ausgesehen hatte, endete in einer wortlosen Umarmung der beiden. Auch wenn Barat seine Trauer durch Ruppigkeit zu überspielen versuchte, war es doch offensichtlich, dass ihm die Trennung sehr zu Herzen ging. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen verlor er kein weiteres Wort und ging zu Meatril und Targ hinüber, um ihnen die Hand zum Abschied zu reichen.
    »Grüß Seewaith von mir«, meinte Kawrin, als er zu seinem Tileter Freund trat.
    Rai schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich schade, dass du uns nicht begleiten kannst. Seewaith ist doch auch deine Heimatstadt und eine solche Gelegenheit, gemeinsam dorthin zu reisen, bietet sich vielleicht nie wieder.«
    »Lass mal gut sein, Rai«, winkte Kawrin ab. »Ich habe nicht das geringste Interesse daran, herauszufinden, ob ich in Seewaith inzwischen wieder geduldet werde. Falls nicht, wäre es nämlich gut möglich, dass die Silbergilde mich diesmal nicht mit dem Leben davonkommen lässt. Zusätzlich würde ich dann auch noch alle anderen, die mich begleiten, in Gefahr bringen. Ich glaube, diese ›freie Insel‹ hier ist genau der Ort, an dem mich Bajula haben will, und du hast ja ein paar fähige Streiter an deiner Seite, die auf dich aufpassen.« Er kam etwas näher und flüsterte Rai grinsend ins Ohr: »Außerdem will ich dir ja nicht bei deiner Eroberung in die Quere kommen.« Er deutete mit dem Kopf in Seliras Richtung, die eingehüllt in einen Regenumhang am Kai darauf wartete, an Bord gehen zu können.
    Rai schnitt eine Grimasse. »Also, ich glaube, bevor ich bei der irgendetwas erobere, erstürme ich eher im

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