Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
ziemlich groß ist. Aber dann muss ich eben eine Weile suchen. Außerdem kann dir das doch sowieso egal sein.«
    »Ich … du … ich weiß nicht, was ich sagen soll«, stammelte Rai.
    »Dann sag doch einfach mal nichts«, schlug sie mit grimmiger Miene vor. »Deine ewige Besserwisserei geht mir nämlich gehörig gegen den Strich.« Daraufhin machte Selira auf dem Absatz kehrt und verschwand wütend unter Deck.
    »Was ist denn mit ihr los?«, erkundigte sich Meatril erstaunt, der gerade wieder vom Heck des Schiffes zurückgekehrt war, wo er kurz mit dem Kapitän gesprochen hatte.
    Rai massierte seine Schläfen. »Das fragst du den Falschen«, stöhnte er. »Für mich ist sie ein wandelndes Rätsel. Wahrscheinlich ist sie das komplizierteste Mädchen, das sich finden lässt.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Meatrils Gesicht. »Oh, da gibt es noch zwei, drei andere weibliche Personen, die mindestens ebenso schwierig sind, das kannst du mir glauben.«
    Rai sah zu dem Ecorimkämpfer auf. »Ach ja? Sprichst du von dieser Daia, wegen der du nicht nach Seewaith zurückwillst?«
    Überrascht begegnete Meatril dem fragenden Blick des kleinen Tileters. »Ja, auch«, entgegnete er wortkarg.
    Rai nickte verständnisvoll. »Sie scheint dir ja etwas Schlimmes angetan zu haben, wenn du deswegen nicht einmal mehr heimkehren willst.«
    Der Schwertkämpfer starrte aufs Wasser hinaus. »Eigentlich bin ich in Nordantheon zu Hause«, entgegnete er und wich damit Rais Frage aus. »Aber du hast recht, die Kriegerschule in Seewaith ist tatsächlich zu so etwas wie meiner zweiten Heimat geworden.«
    Rai bezähmte seine Neugier und beschloss, nicht noch weiter in den melancholisch gestimmten Ecorimkämpfer zu dringen. Sie hatten noch eine weite Reise vor sich, da würde sich sicherlich noch einmal eine Gelegenheit ergeben, um zu erfahren, was zwischen Meatril und seiner Daia vorgefallen war. Aber es gab noch etwas anderes, das ihn interessierte:
    »Und was ist mit Shyrali?«
    »Was soll mit ihr sein?« Meatril gab sich ahnungslos.
    »Hmm, na ja, wie soll ich sagen …« Rai suchte nach den passenden Worten. »Sie scheint ein Auge auf dich geworfen zu haben, oder etwa nicht?«
    Meatril reagierte nur mit einem Achselzucken.
    »Sie ist sehr hübsch«, meinte Rai.
    »Das ist sie«, bestätigte Meatril mit gesenktem Kopf. »Aber Schönheit ist vergänglich und von solchen Dingen gibt es in meinem Leben im Moment genug. Ich will etwas, das bleibt.«
    »Gibt es so etwas denn überhaupt?«, fragte Rai mit großer Ernsthaftigkeit. »Ich meine, irgendwann ist doch alles einmal vorbei, oder?«
    Meatril musterte den jungen Tileter von der Seite. »Ich denke, dass es ein paar Dinge gibt, die stark genug sind, alles zu überdauern. Aber nicht jeder findet zu seinen Lebzeiten etwas von solcher Stärke, sei es nun Liebe oder Freundschaft, Tapferkeit oder Weisheit. Manche scheinen auch gar nicht zu wissen, nach was es sich zu suchen lohnt, und streben stattdessen nach irgendwelchen Nichtigkeiten. Ich will nicht zu diesen Unglücklichen gehören.«
    Rai dachte eine Weile über Meatrils Worte nach. »Aber wenn das so ist, wie du sagst, findest du es dann nicht ungerecht, dass manche so früh in Xelos’ Hallen abberufen werden? Sie haben doch gar nicht genug Zeit, um zu erfahren, auf was es wirklich ankommt.« Er zögerte, weil ihm in diesem Moment bewusst wurde, dass er damit unabsichtlich gerade in die Wunde gebohrt hatte, die Meatril durch Eringars Tod erlitten hatte.
    Die Antwort des Ecorimkämpfers ließ entsprechend lange auf sich warten und das Mahlen seiner Kiefer verriet, dass es ihm nicht leicht fiel, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. »Das Leben ist nicht gerecht und die Götter noch weniger«, sagte er tonlos. »Aber für mich ist es ein kleiner Trost, dass gerade Eringar sehr gut wusste, was wirklich zählt im Leben. Seine Ehre war ihm immer sehr wichtig und das beinhaltete für ihn die Treue zu seinen Freunden ebenso wie Großmut, Mitgefühl und Respekt gegenüber seinen Feinden. Seine Ehre stellte er sogar über seinen Stolz und er machte nie den Fehler, diese beiden Begriffe zu verwechseln. Denn Stolz ist eigennützig, Ehre dagegen nicht.« Meatril verstummte für einen Moment. »Was dem Ganzen allerdings einen äußerst bitteren Beigeschmack verleiht«, setzte er mit versteinerter Miene hinzu, »ist die Tatsache, dass gerade sein Ehrgefühl ihm bei der Auseinandersetzung mit Megas zum Verhängnis wurde.« Er umklammerte mit

Weitere Kostenlose Bücher