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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überhaupt keinen Sinn«, murmelte Gordon verirrt. »Es sei denn, er …«
Abu Dun unterbrach ihn, indem er auf einen Punkt in seinem Rücken, ein Stück über ihm, deutete. Zwischen ihnen und der EL CID lagen fast ein halbes Dutzend Schiffe, aber die hoch aufragenden Masten des gewaltigen Schlachtschiffes waren trotzdem gut darüber zu erkennen, ebenso wie die winzigen Gestalten, die ameisengleich in den Wanten emporkletterten und sich an den gerafften Segeln zu schaffen machten. Noch während sie hinsahen, begann sich das Topsegel des Hauptmastes zu entrollen.
»Es sei denn, er hat vor, das Schiff zu entführen«, ergänzte Abu Dun.
    Die bloße Vorstellung war so absurd, dass sie alle, selbst Andrej, für eine kurze Weile einfach dastanden und das riesige Schiff anstarrten. Ein zweites Segel entrollte sich, dann ein drittes, und Andrej meinte ein sachtes Zittern zu erkennen, das durch den Wald aus Masten und Rahen lief. »Aber das ist doch völlig verrückt«, murmelte Bresto. »Damit … er kann sich doch nicht ernsthaft einbilden, damit durchzukommen!«
»Doch«, murmelte Gordon finster. »Er kann. Auf den Schiffen sind praktisch keine Besatzungen. Fast alle Männer sind in der Stadt und feiern. Verdammt!« Er fuhr mit scharfer Stimme fort: »Wer von Bord gehen will, sollte das jetzt tun. Wir laufen aus.« Ohne eine Antwort abzuwarten, wirbelte er auf dem Absatz herum und verschwand im Sturmschritt. Andrej und Abu Dun tauschten einen bedeutungsvollen Blick, und Rodriguez wandte sich zu Bresto um. »Lieutenant?«
»Ich kann so wenig zurück wie Ihr, Colonel«, sagte Bresto leise. »Wer würde mir schon glauben, dass ich nichts von seinen Plänen wusste, nachdem ich …« Er brach ab und wusste plötzlich nicht mehr, wohin er schauen sollte.
»Für de Castello spioniert habt?«, half ihm Rodriguez, den Satz zu beenden.
Bresto starrte ihn an und schwieg.
»Mach dir nichts draus, mein Junge«, fuhr Rodriguez fort. »Hätte ich Angst vor de Castellos Spionen gehabt, dann hätte ich dich nicht zu meinem Adjutanten gemacht.«
Es dauerte einen Moment, bis Bresto allmählich zu begreifen begann und blass wurde. »Soll … soll das heißen, dass Ihr von Anfang an …«
»Warum geht Ihr nicht unter Deck und seht nach, ob Ihr Gordons Leuten helfen könnt, Lieutenant?«, unterbrach ihn Rodriguez sanft, aber doch in offiziellerem Ton. »Ganz egal, was der gute Don Miguel auch über seine Mannschaft behauptet, meiner Meinung nach ist es kaum mehr als eine Bande von Piraten, die ein wenig Aufsicht gebrauchen können.«
Diesen Wink verstand Bresto sofort. So hastig, dass er beinahe über seine eigenen Füße gestolpert wäre, eilte er davon, und Rodriguez wandte sich wieder an Andrej. »Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht von Bord gehen wollt? Es könnte unangenehm werden.«
»Ich wollte schon lange einmal in die Karibik«, erklärte Abu Dun todernst. »Es soll dort sehr schön sein.« »Und man sagt, es herrscht ein enormer Bedarf an schwarzen Arbeitskräften«, fügte Rodriguez nicht minder ernst hinzu. Dann folgte er seinem Adjutanten und Gordon, und Andrej und Abu Dun blieben allein auf Deck zurück
»Und wie kommen wir jetzt auf die EL CID?«, fragte Abu Dun, während er abermals zu dem gewaltigen Kriegsschiff herübersah. »Wir hätten uns gleich an Bord schleichen sollen.«
»Ganz unauffällig, indem wir uns unter die Soldaten mischen, meinst du?«, fragte Andrej. Er maß Abu Duns hünenhafte Gestalt mit einem spöttischen Blick. »Ja, eine wirklich originelle Idee. Und du bist bescheiden wie immer. Beanspruchst du die fünfhundert mit Musketen bewaffneten Soldaten für dich allein, oder erweist du mir die große Ehre, dir helfen zu dürfen?«
Abu Dun tat das, was er immer tat, wenn ihm Andrejs Spott zu beißend wurde. Er ignorierte ihn. »Das alles ergibt keinen Sinn. Selbst wenn du recht hast – und ich glaube es nach wie vor nicht – und de Castello ist Loki: Was will er mit einem Schiff mit einer Besatzung von fünfhundert britischen Marinesoldaten?«
Andrej sah nachdenklich zur EL CID hin. Jetzt war deutlich zu erkennen, dass sich das Schiff bewegte, wenn auch noch sehr langsam. Doch das würde nicht mehr lange so bleiben. Nahezu alle Segel waren gesetzt, und Andrej wusste, dass diese riesigen Linienschiffe zwar nur schwer und mit sehr viel Geduld in Fahrt zu bringen waren, aber dann nicht nur eine erstaunliche Geschwindigkeit erreichten, sondern auch praktisch nicht aufzuhalten waren. Überall auf den anderen Schiffen

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