Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
Vom Netzwerk:
nach Jalina. Seine Fingerkuppen glitten über Knochen und zerfasertes Gewebe. Schließlich berührten sie etwas Weiches und Warmes, Haut. Er strich weiter über sie und fühlte Seidenstoff. Kein Zweifel. »Jalina? Könnt Ihr mich hören?«
    Doch es kam eine Antwort. Das Spinnengift musste immer noch wirken.
    Ächzend warf er sich das Mädchen über die Schulter und kletterte aus der Höhle. Sein Schimmel tänzelte ängstlich um die tote Sezierspinne und roch an ihr. Corellius packte ihn an der Mähne und bettete das Efeumädchen bäuchlings auf seinem Rücken, dann schwang er sich selbst hinauf. Hoffentlich finde ich zurück , dachte er, machte sich aber bewusst, dass die Eskorte längst Suchtrupps losgeschickt haben musste. Außerdem war ihr Lagerfeuer die einzige Lichtquelle im Umkreis mehrerer Meilen, im Grunde dürfte er sie nicht verfehlen.
    Den Kopf tief herabgebeugt, um an den Hufspuren den Rückweg zu erkennen, lenkte er den Schimmel über die Sanddünen.

Der Sternenteich
    »Nein … nein … lass mich los!« Jalina trat um sich und wälzte sich auf dem Pferderücken. »Nicht! Es stinkt … alles stinkt!«
    Corellius musste sie festhalten, damit sie nicht hinunter fiel. »Pssscht, alles in Ordnung! Du bist in Sicherheit.«
    Sie hielt inne und blinzelte. »Ich erinnere mich nur noch an Gestank. An ein Stechen. Und an Beine. Haarige, lange Beine. Was … was ist passiert?« Jalina sah ihn so durchdringend an, als würde in seinem Gesicht die Antwort auf ihre Frage verborgen liegen.
    »Ihr wurdet von einer Sezierspinne geraubt. Ich habe Euch aus ihrem Nest geholt«, erklärte er ruhig. Aber seine Stimme war auch das einzige an ihm, das ruhig war. Wo war das Lager? Eigentlich hätten sie schon längst das Feuer sehen müssen. Er suchte nochmals den Horizont ab und machte ein schwaches Glimmen aus. Erleichtert atmete er auf.
    »Ich bin voll von irgendeinem Schleim«, sagte das Efeumädchen. Ihre Stimme klang so dünn und brüchig wie das bunte Glas, das sich die reichen Handelsherren in die Fenster ihrer Paläste setzen ließen. Sie zerwühlte ihre schwarze Lockenmähne. »Und irgendwelche Fäden kleben in meinem Haar. Ich muss baden … ich muss unbedingt baden!«
    »Darf ich Euch darauf hinweisen, dass wir uns derzeit in einer Wüste befinden? Ihr könnt höchstens im Sand baden, wenn Ihr das wollt.«
    »Da hinten ist doch ein Sternenteich!« Sie deutete auf das Glimmen, auf das sie zuritten.
    Er runzelte die Stirn. »Verzeiht mir, Jungfrau, aber das ist das Lagerfeuer Eurer Eskorte. Ich glaube, das Gift der Spinne zeigt noch immer Wirkung. Ihr seid verwirrt.«
    »Der einzige, der hier verwirrt ist, seid Ihr!«, erwiderte sie.
    Wenigstens ihre große Freundlichkeit hat sie durch den Biss nicht eingebüßt . Er spuckte aus. Nicht einmal ein Wort des Dankes für ihre Rettung hatte sie übrig.
    Sie fuhr fort: »Dieses milchige Glimmen ist doch niemals ein Feuer. Das ist ein Sternenteich! Sagt bloß, Ihr habt noch nie von ihnen gehört?«
    »Ich bin Söldner, kein Gelehrter«, brummte er und rammte dem Schimmel die Hacken in die Seiten. Wollen wir doch sehen, wer von uns Recht hat .
    Je näher sie der Lichtquelle kamen, desto klarer wurde ihm, dass er sich geirrt hatte. Es handelte sich tatsächlich um einen leuchtenden Teich, so groß, dass alle ihre Fuhrwerke hineinpassen würden. Goldpalmen und riesige Sträucher Nomadenfarn umgaben ihn. Eine wahre Oase.
    Erst jetzt fiel ihm auf, wie ausgedörrt seine Kehle war. »Gut – gegen einen Schluck zu trinken habe ich nichts einzuwenden. Danach muss ich mich orientieren. Wir müssen unbedingt die Eskorte finden.«
    »Nein!«, schrie Jalina auf – so spitz und laut, dass der Schimmel vor Schreck scheute. »Ihr dürft das Sternenwasser nicht trinken. Es ist giftig!«
    »Aha, aber ihr wollt darin baden?«
    »Es ist nur giftig, wenn es in den Bauch gelangt.«, erklärte sie. »Während meiner Ausbildung habe ich alles gelernt, was über die Flora und Fauna der Leeren Lande bekannt ist. Die Sternenteiche sind ein geografisches Phänomen, das nur hier auftritt.«
    Am Rande der Oase zügelte Corellius das Pferd und schwang sich von seinem Rücken. Er half Jalina aus dem Sattel und band die Zügel um den Stamm einer Palme.
    Während sie auf den Teich zuliefen, sprach die Jungfrau weiter: »Der Teich steht mit den Pflanzen um ihn herum in Symbiose.«
    »Symbiose?«
    »Eine Beziehung. Eine Art Geben und Nehmen.« Sie gluckste. »Ich glaube nicht, dass Ihr viel von solchen

Weitere Kostenlose Bücher