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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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Dingen versteht.«
    »Vielleicht hätte ich das …«, seufzte er und fügte in Gedanken hinzu: Wenn meine Eltern länger gelebt hätten. Wenn der Hof nicht in Flammen aufgegangen wäre. Vielleicht hätte ich eines der Mädchen aus Zinnhausen genommen. Ich hätte die Felder bewirtet und meine Frau hätte mir am Abend Eintopf gekocht. Irgendwann hätten wir Kinder bekommen … vielleicht hätten sie mein rotes Haar gehabt und – wenn ihnen das Glück hold gewesen wäre – das Gesicht ihrer Mutter.
    Sie blieben am Ufer stehen und Jalina sagte: »Das Wasser kann das Sternenlicht in sich aufnehmen, so wie es sonst Pflanzen mit Sonnenlicht tun. Deshalb leuchtet es. Aber der Teich filtert Stoffe aus dem Licht, das den Pflanzen hilft, nicht zu verdorren. Und die Pflanzen geben dem Teich Nährstoffe aus ihren Wurzeln, die ihm helfen.«
    »Komisches Wasser«, brummte Corellius und hielt seine Stiefelspitze hinein. Kreisförmige Wellen gingen von ihr aus und verloren sich auf der weißen Teichoberfläche. Wenigstens das war wie bei allen anderen Gewässern.
    »Wenn Ihr Euch bitte umwenden würdet? « Jalina nestelte an den Schleifen ihres Nachtrocks.
    Das Blut schoss ihm in den Kopf. »Selbstverständlich.«
    Er vertiefte sich in die Betrachtung eines Nomadenfarns, während er hinter sich Stoff rascheln hörte. Stell es dir nicht vor , warnte er sich selbst. Denk nicht einmal dran. Sie soll Jungfrau bleiben.
    »Fertig, dreht euch nur um!«, rief sie schließlich.
    Als er sich umwandte, schwamm sie bereits im Teich. Nur ihr Kopf sah hervor, ihren übrigen Körper verbarg das weiße Sternenwasser.
    »Passt auf, dass Ihr kein Wasser schluckt«, mahnte er sie. »Ich habe Euch nicht vor dieser elenden Spinne gerettet, damit Ihr dann auf so leichtsinnige Weise Euer Leben fortwerft.«
    »Ich gebe mein Bestes«, sagte sie grinsend. »Und habt Dank für Eure edle Tat, mein Söldner. Ihr mögt zwar nicht aussehen wie der strahlende Held meiner Träume, aber wenn es um Tapferkeit geht, steht Ihr ihm in nichts nach.«
    Corellius hockte sich auf einen bankförmigen Felsen am Ufer. »Goldene Rüstungen, rote Federbüsche … Nur weil jemand wie ein Held aussieht, heißt es noch lange nicht, dass er auch einer ist.«
    »Aber so sind die Ritter doch gekleidet. So sehen sie doch aus!«
    »Du weißt gar nichts, Mädchen … Verzeihung, Ihr wisst gar nichts.«
    Sie legte den Kopf in den Nacken und lacht glockenhell. »Belass es ruhig so formlos. Du gefällst mir besser, wenn du dich nicht verstellst.«
    »Wie du willst, Mädchen. Trotzdem weißt du nichts. Du hast keine Kriege miterleben müssen. Im Krieg ist jeder Mann ein Schurke. Je größer seine Macht, desto größer seine Schurkereien.«
    »Was ist mit dem Tapferen Tormund von Tiefglauern? Und Bernic dem Bärentöter? Hilgur Heldentod?«
    »Das sind Geschichten. Geschichten, die sich solche weltfremden Trottel wie Arlot Asht ausdenken!«, begehrte er auf und trat ins Wasser. Jalina kicherte, als einige der Tropfen ihr Gesicht trafen. »Ich habe in Dutzenden Schlachten mitgekämpft und nie einen Hilgur Heldentod gesehen. Nur Soldaten. Soldaten plündern, wenn sie eine Stadt einnehmen. Sie vergewaltigen und morden, wenn sie Dörfer überfallen. Und sie schreien jämmerlich nach ihrer Mutter und versuchen, sich die Eingeweide wieder in den Wanst zu stopfen, wenn er von jemandem aufgeschlitzt worden ist.«
    Aus großen Augen starrte sie ihn an. An wen erinnerten sie ihn nur, so groß und grün? Wenigstens war sie jetzt auch mal still.
    »Du hasst den Krieg und bist trotzdem Söldner«, stellte sie nach langen Momenten des Schweigens fest.
    Er zuckte mit den Schultern. »Es ist das, was Ulme und ich am besten können. Ein Metzger hasst es vielleicht auch, täglich viele Schweine zu schlachten, trotzdem tut er es. Wir alle tun, was unsere Bestimmung ist. Wofür wir gemacht worden sind.«
    Sie zog die Nase hoch. »Und meine Bestimmung ist es, zu sterben.«
    Das stimmt , musste er insgeheim zugeben. Er sagte aber nur: »Du trägst es mit Würde. Viele Menschen würden wohl den Verstand verlieren, wenn sie dein Schicksal teilen müssten.«
    Sie schwamm eine Runde im Teich und dachte anscheinend über seine Worte nach. Als sie wieder bei ihm angelangt war, sagte sie: »Ich bade in Sternenlicht, und ich trage die Efeukrone. Ich mache meine Familie stolz. Alle Menschen sterben.«
    Es klang wie auswendig gelernt.
    »Ich mag diesen ganzen Zirkus nicht, wenn ich ehrlich bin«, sagte er und stand von

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