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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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deutlicher verstand er auch, was Asht da zum Klang seiner Laute sang:
    » Der eine ist groß, der andere klein,nur eines scheinen beide nicht zu sein:
    klug und schön, schön und klug.
    Aber was sie können, ist Mord und Betru… «
    Endlich hatte sich Corellius bis zur ersten Reihe vorgekämpft. Was er sah, brachte das Blut in seinen Adern zum Kochen. Fester umklammerte er den Schwertgriff.
    Ulme saß im Schneidersitz vor dem erloschenen Lagerfeuer und stierte aus leeren Augen in die kalte Glut. Arlot Asht tanzte um ihn herum wie ein Derwisch, sprang vom einen Bein auf das andere, vollführte Pirouetten und schnitt Grimassen.
    Das Breitschwert geschultert trat Corellius vor.
    Als Asht ihn erspähte, hielt er mitten in der Bewegung inne; die Laute verstummte wie ein Singvogel, dem ein Jäger einen Pfeil in die Brust gejagt hatte.
    Gebannte Stille legte sich über die Anwesenden. Irgendwo hustete jemand. Schließlich war es Ulme, der als Erster seine Sprache wiederfand: »Corellius! Endlich! Ich … ich weiß nicht, was hier los ist.«
    Der Riese stand auf und trottete mit glänzenden Augen auf ihn zu. Was würdest du nur ohne mich tun? , dachte Corellius und verzog den Mund für einen Moment zu einem Lächeln. Es verschwand sogleich, als er sich Asht zuwandte. »Was soll das hier, Schreiberling?«
    Asht hielt die Laute hinter dem Rücken versteckt, als könne er damit sein Lied vergessen machen. Er stammelte: »Ich … nun, wir haben Euch nicht so früh zurück erwartet. Die Leute sind besorgt gewesen und ich wollte sie … nun … aufheitern.«
    Und plötzlich ist er gar nicht mehr so wortgewandt . Corellius ließ das Schwert von seiner Schulter gleiten und nahm es in beide Hände. »Wollen wir mal sehen, ob du genauso schlecht kämpfen kannst, wie du singst!« Er spuckte dem Dichter vor die Füße.
    »Ich … ich bin nur mit Pfeil und Bogen vertraut gemacht worden!«, rief Asht mit zitternder Stimme. »Nicht mit dem Schwert!«
    »Dann wirst du jetzt deine erste Übungsstunde erhalten.« Corellius sah in die Runde »Irgendjemand hier soll ihm ein Schwert geben.« An den Schreiberling gewandt sagte er dann: »Du musst es am stumpfen Ende halten.«
    Ein junger Wächter mit rotem Bartflaum an den Wangen zog sein Schwert – einen rostigen Einhänder – und lief auf Asht zu. Bevor er es ihm aber übergeben konnte, rief eine brüchige Stimme: »Haltet ein mit dem Wahnsinn!«
    Der Zeremonienmeister Basterro war aus der Kutsche der Jungfrau getreten. Vor Wut war sein Gesicht rot angelaufen, was ihm allerdings endlich mal etwas Farbe verlieh.
    »Es ist in Ordnung!«, meldete sich Galeon zu Wort, der auf seinem Ross durch die Menge ritt. »Hier muss jemandem eine Lektion erteilt werden.«
    »Kein Mann richtet die Waffe gegen einen anderen Mann der Eskorte – das verstößt gegen unser Brauchtum!« Basterro wedelte beschwörend mit den Händen.
    »Und darf ein Mann der Eskorte ungestraft über einen anderen spotten?«, rief ihm Corellius zu.
    Das brachte den Tattergreis ins Stottern. »Das … ähm … das müsste ich nachschlagen.«
    »Tut Euch keinen Zwang an. Heute erweitern wir das Brauchtum schlichtweg ein bisschen«, knurrte Corellius. »Ich werde den Geck schon nicht töten. Ihm nur ein wenig wehtun.«
    Der Wächter brachte den restlichen Weg bis zu Asht hinter sich und überreichte ihm das Schwert, nachdem dieser seine Laute beiseitegelegt hatte. Das Gewicht der Waffe riss den schmächtigen Kerl beinahe zu Boden. Allein das genügte schon, um die anderen Eskorteure in schallendes Gelächter ausbrechen zu lassen.
    »Soll ich überhaupt noch anfangen?«, rief Corellius. »Oder ist dir dein Schwert schon Gegner genug?«
    »Ich … Ich …« Asht gelang es, das Schwert hochzuheben, aber seine Arme zitterten stark. Ein leichter Hieb gegen die Klinge würde bereits genügen, um es ihm aus der Hand zu schlagen. Flehend sah der Dichter zu Corellius herüber.
    Dafür ist es jetzt zu spät, mein Freund …
    Lässig schlenderte er auf seinen Gegner zu, die Schwertspitze neben sich durch den Sand ziehend. Er hat gemerkt, dass Ulme nicht der Hellste ist – nur deshalb hat er es gewagt, über ihn herzuziehen. Niemand tat seinem Schildbruder etwas zuleide, erst recht nicht ein dahergelaufener Geck, der nur mit Worten, nicht aber mit Taten aufwarten konnte.
    Asht versuchte, so etwas wie eine Grundstellung einzunehmen, was aber eher aussah, als würde er sich für seine Tanzpartnerin auf einem Hofball bereit machen. Tanz mit mir,

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