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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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die Kupferglocke inmitten der Kutschentrümmer. Wasser strömte aus den zerschellten Vorratsfässern und Blut aus den zertrümmerten Körpern der Pferde und des Kutschers. Beides versickerte rasend schnell im staubigen Untergrund.
    Nein , dachte er. Nein, nein, nein.

Staub und Zerbrochenes
    Auf dem Wagen war alles gewesen, nicht nur Wasser, sondern auch Dörrfleisch, Trockenbrot und alle andere Nahrung. Ohne sie waren sie verloren.
    »Komm schon, weiter!«, riss Ulme ihn aus seiner Verzweiflung. »Da ist schon das nächste im Anflug.«
    Corellius legte den Kopf in den Nacken. Ein Mauerstück segelte in ihre Richtung.
    Er brauchte gar nichts tun. Sein Schimmel, unruhig durch die Nähe der toten Pferde, preschte los. Hinter ihnen schlug das Trümmerstück ein und wirbelte eine Flutwelle aus Staub durch die Straße.
    Kurz vor dem Westtor der Stadt holten sie die übrige Eskorte ein. Männer und Tiere waren staubverschmiert und japsten nach Luft. Über ihnen schwebte die Anspannung wie ein fauler Geruch.
    Der hintere Teil der Efeukutsche ragte in die Höhed die vordere Radachse war entzweigebrochen. Der Wagenlenker war vom Kutschbock gestürzt und unter den Hufen der Pferde zertrampelt worden. Sein blutüberströmter Leichnam, die Glieder im seltsamen Winkel abgespreizt, lag gleich vor Corellius und Ulme.
    Jalina! , durchfuhr es Corellius. Er glitt aus dem Sattel. »Wo ist sie?«
    »Noch in der Kutsche«, erwiderte Wachhauptmann Galeon, der eines der nervös umhertänzelnden Zugpferde am Zaumzeug festhielt. »Was ist mit dem Vorratswagen?«
    Corellius schüttelte den Kopf, während er auf die Kutsche zulief.
    Wie Kerzenwachs zerlief Galeons Gesicht zu einem Ausdruck des Entsetzens. »Das ist eine Katastrophe!«
    Ein noch viel größeres Desaster wäre es, wenn Jalina etwas zugestoßen war. Er riss die Tür der Kutsche auf. »Bist du in Ordnung?«
    »Co-Corellius?«, erklang ein klägliches Stimmchen aus dem vorderen Teil der Kutsche.
    Durch die zugezogenen Vorhänge herrschte Dämmerlicht. Er konnte nicht erkennen, was mit dem Mädchen passiert war. »Was ist los?«
    »Eine Kommode«, ächzte sie. »Sie ist mir aufs Bein gerutscht.«
    »Warte, ich bin gleich da!«
    Er stieg in die Kutsche und zerrte die Stoffbahnen von den Fenstern. Licht flutete herein, beschien das Federbett, die vor Kleidern überquellende Garderobe und eine Regalwand voller Bücher. Alles erinnerte an das Schlafgemach der Tochter eines Kaufmanns oder eines hohen Konklavemitglieds.
    An der vorderen Wand kauerte Jalina. Die zerschmetterte Kommode begrub ihr rechtes Bein unter sich. Schminktiegelchen waren von dem Schränkchen gerutscht. Ihr ockerfarbener, giftgrüner und sonnengelber Inhalt hatte Flecken auf ihrem einstmals weißen Kleid hinterlassen.
    Draußen grollte das Turmwesen. Etwas krachte ganz in ihrer Nähe, sie mussten sich beeilen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eines der Wurfgeschosse sein Ziel finden würde.
    »Beweg dich nicht, dadurch machst du es nur noch schlimmer.« Er zwängte sich zu ihr durch.
    Aus angstvoll geweiteten Augen sah sie zu ihm auf. Wie verletzlich sie wirkte - noch viel mehr als beim Angriff der Sezierspinne.
    Mit beiden Händen griff er unter die Kommode. Spannte seine Muskeln an. Hob sie hoch.
    Sie war schwerer als gedacht. Seine Unterarme zitterten nach wenigen Momenten. »Zieh dein Bein weg!«, presste er aus aufeinandergebissenen Zähnen hervor.
    Jalina brachte sich in Sicherheit. Stöhnend ließ er das Möbelstück wieder los. »Kannst du laufen?«
    Sie befühlte ihr Knie, sog schmerzerfüllt die Luft ein und schüttelte den Kopf.
    »Nicht schlimm.« Er packte sie in den Kniekehlen und in der Taille, hob sie hoch und stieg mit ihr aus der Kutsche.
    Draußen herrschte weiterhin Chaos. Arlot Asht duckte sich in den Türbogen einer Hausruine, seine Laute an die Brust gedrückt wie einen Säugling. Unter wilden Rufen lösten die Wachen die Zugpferde von der Efeukutsche, um sie an unberittene Eskorteure zu geben. Der Zeremonienmeister Basterro, Mellio und die übrigen Wissenschaftler standen zusammen und starrten aus bleichen Gesichtern auf das Geschehen.
    Corellius seufzte, während er Jalina zu seinem Schimmel brachte. Die Hälfte ihrer Gruppe war so nützlich wie eiternder Fäulnisausschlag.
    Nachdem er Jalina auf den Rücken seines Rosses gesetzt und sich hinter sie geschwungen hatte, rief er: »Aus der Stadt raus, schnell! Dort können wir uns immer noch sammeln.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen,

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