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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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eingehämmert.
    Das Werk Orchons , dachte Corellius. Ein Mahnmal.
    »Westheim«, knurrte Galeon, der gleich hinter ihm und Ulme ritt, »den meisten Leuten aber besser bekannt als Die tote Stadt .«
    »Viele Handelsrouten kreuzten sich hier«, führte Mellio weiter aus, der sein erbarmungswürdiges Pferd wieder zu ihnen an die Spitze des Zuges trieb. »Gewürze, edle Stoffe, Waffen … In der Zeit der Alten Monarchen gehörte die Westprovinz zu den reichsten von ganz Galyrien. Davon hatten in der Stadt selbst aber nur die Handelsbarone etwas. Damals unterlag Westheim dem Vogt der Westwindfestung, der sich an Zöllen und Tarifen gütlich tat. Diese Kosten haben die Kaufleute natürlich gleich von den Löhnen ihrer Arbeiter abgezogen.«
    »Jetzt schwirrts mir im Schädel.« Ulme machte große Augen. »Was solls mit der Vergangenheit, heute ists ja sowieso alles Staub und Schutt.«
    Sie gelangten in den Schatten der Stadtmauer. Die Torflügel, so hoch wie vier Männer, waren aus den Angeln gerissen worden. Wie zwei Leichen lagen sie zu den Füßen der Pferde, von der Sonne ausgetrocknet und morsch.
    Einen Moment lang genoss Corellius den kühlenden Schatten der Mauer. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Unterarmen, die allerdings nicht von der Kälte rührte. Ihm behagte die Ruinenstadt nicht – Tausende Menschen, an einem einzigen Tag ausgelöscht. Solche Orte mied man, wenn man konnte.
    »Wann hat eine Eskorte ein letztes Mal die Stadt passiert?«, fragte er.
    Mellio schürzte überlegend die Lippen, bis er sagte: »Das muss vor mehr als zweihundert Jahren gewesen sein, wenn ich mich nicht irre. Die damalige Eskorte wurde von Massiy Ka-Borg angeführt. Ironischerweise ist der auch ein Söldner gewesen.«
    »Aber nicht so ein Söldner wie Corellius hier«, keckerte Galeon. »Ka-Borg hat man den Söldner der Schwachen genannt. Hat sich von Witwen und Waisen mit unnützem Kram wie Gänseblümchen oder Gedichten bezahlen lassen, um für sie gegen Diebe, Wucherer und Banditen zu kämpfen. Ich glaube, Blümchen sind nicht gerade die Währung, die euch anspricht, Adanor!«
    »Von ihnen wird man so schlecht satt«, brummte er. »Hat Ka-Borgs Eskorte irgendwelche Aufzeichnungen zu der Stadt gemacht?«
    »Sie haben sie umrundet, sind also gar nicht erst hinter den Mauern gewesen.«
    »Höchstwahrscheinlich aus gutem Grund«, flüsterte Corellius halb zu sich selbst.
    Ulme machte große Augen. »Umrunden wir sie dann auch?«
    Gerade als Corellius sagen wollte, dass ihm das ebenfalls am liebsten wäre, erklang hinter ihnen die krächzende Stimme des Zeremonienmeisters: »Wir haben schon zu viel Zeit verloren. Orchon kennt keine Geduld! Und der kürzeste Weg führt nun einmal durch die Stadt.«
    Sie wandten sich um. Basterro stand auf der Sitzbank der Efeukutsche, die Arme ausgebreitet. In seiner wehenden Robe strahlte er sogar so etwas Ähnliches wie Würde aus.
    »Mit Verlaub, Herr Zeremonienmeister«, sagte Corellius, »aber das da ist eine verlassene Ruinenstadt inmitten der Leeren Lande. So ein Ort wäre mir schon außerhalb dieser Gegend nicht geheuer. Aber hier … Wir wissen nicht, was dort drin in den letzten Jahrhunderten vor sich gegangen ist.«
    »Gemäuer sind verwittert, Ungeziefer hat sich breitgemacht und Staub sich über die Straßen gelegt – das ist es, was in den letzten Jahrhunderten dort vor sich gegangen ist«, krähte Basterro. »Alles andere ist nur Gebilde Eures Aberglaubens.«
    »Fragt sich nur, was für Ungeziefer sich dort breitgemacht hat«, murmelte Corellius und sagte dann lauter: »Gut, reisen wir durch die Stadt. Aber dafür, dass ich für die Sicherheit dieser Unternehmung zuständig bin, genießt mein Wort recht wenig Beachtung.«
    Basterro gab einen Laut von sich, der genauso gut ein Lachen oder ein Husten sein konnte. »Wir wissen beide nur zu gut, dass Ihr nicht aufgrund Eurer Fähigkeiten hier seid.«
    »Sturköpfiger Kauz!«, brummte Corellius und ritt an die Spitze der Gruppe. »Keine unnötigen Halte innerhalb der Stadt! Wir werden nicht mehr Zeit als nötig innerhalb dieser Ruine verbringen.«
    Sie durchquerten den Torbogen und gelangten auf die Hauptstraße von Westheim. Narben gleich, zogen sich Risse durch das Pflaster. Berge aus Schutt versperrten den Weg, wie es vor langer Zeit die Fuhrwerke der Händler getan haben mussten. Zu beiden Seiten reihten sich die Palastruinen auf, die Corellius an Grabmäler denken ließen.
    »Selbst eine große Streitmacht würde Monate brauchen,

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