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Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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das sie für ihren Hunger oder ihr Unglück verantwortlich machen können. Ich fürchte mich vor dem Moment, wenn sie diesen Glauben nicht mehr haben werden.«
    »Was wird dann an seine Stelle treten?«
    Rosanna senkte die Augenbrauen. »Zorn, nichts anderes als lodernder, unerbittlicher Zorn – und er wird Galyrien in Flammen aufgehen lassen.«
    Zwischen ihr und Salus würde sicherlich ein hitziger Streit entbrennen , überlegte Rowen. Er wandte sich um und lief zur Brüstung des Dachgartens. Beim Gedanken an die erneute Kletterei zitterten seine Muskeln schon jetzt. Er blieb noch einmal stehen. »Aber irgendetwas wird sich ändern müssen – so wie jetzt darf es nicht bleiben.«
    »Ordnung und Frieden herrschen in diesen Landen, das ist mehr, als wir verlangen können«, sagte Rosanna, die neben ihn getreten war. Das Licht des Morgenrots verfing sich glänzend in ihrem Haar. Der dünne Nachtrock ließ nur allzu deutlich die Rundungen ihres Körpers erahnen, über die Rowen schon so oft mit den Händen geglitten war.
    »Du siehst nicht, was ich sehe«, entgegnete er. »Die Kinder jagen bereits Ratten und Katzen, weil sie nichts mehr zum Essen haben. Von Tag zu Tag sieht man die Leichenkarren öfter und auf ihnen stapeln sich immer ausgemergeltere Leiber.«
    Darauf sagte Rosanna nichts, presste nur die Lippen aufeinander und klammerte sich an die Brüstung.
    »Dein Vater hat ganze Arbeit an dir geleistet. Du urteilst über diese Welt, ohne sie zu kennen«, sagte Rowen und schwang sich über die Brüstung, nun war er sogar froh darüber, Rosanna nie mehr wiedersehen zu müssen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie tonlos. »So sollte es nicht zwischen uns ausgehen.«
    »Mir auch.« Rowen zwang sich zu einem letzten Lächeln und machte sich an den Abstieg.

In der Mausefalle
    Abgesehen von den Bordellen in Sturzstadt gab es wohl keinen anderen Ort in Sichelstadt, um den sich so viele Gerüchte rankten wie um die Tiefarkaden.
    Dies ist zu einem Großteil in ihrer Entstehung begründet, wie Rowen glaubte. Über die Jahrhunderte hinweg hatte das Tunnelsystem wie ein Geschwür immer weiter gewuchert. Manche Stollen und Schächte waren zugeschüttet worden, unsagbar, was sich in ihnen verbarg. Andere waren hinzugekommen. Geheimgänge, die angeblich vom Onyxpalast aus in jedes Viertel der Stadt führten, Schmuggelstollen und natürlich die Kanalschächte. Aber auch die unterirdischen Mausoleen und Grabkammern der einstigen Alten Monarchen und ihrer Familien waren über die Tiefarkaden zu erreichen und es geschah nicht selten, dass Rowen einem Trupp Grabräuber über den Weg lief.
    Die düstersten und ältesten – und Rowens Meinung nach auch lächerlichsten – Legenden erzählten von Gängen, die so tief in die Erde führten, dass man durch sie in eine unterirdische Nekropole gelangte, Ruinen einer längst vergessenen Welt. Viele hätten sich schon auf der Suche nach ihr in die finsteren Tiefen herabgewagt, wären aber nie zurückgekehrt.
    Rowen fragte sich, wo all die Gerüchte ihren Ursprung hatten.
    Auf seinem Weg zurück ins Mäusenest betete er zu Orchon – ob lebend oder tot war ihm gleich –, dass Marentius' Schergen es in diesem Labyrinth noch nicht aufgespürt hatten.
    Um in das einstige Wasserreservoir zu gelangen, musste er auf allen Vieren durch ein enges, von Algen und allem Erdenklichen bewuchertes Rohr krabbeln. Allzu dick durften seine Häscher also nicht sein.
    Im Vorraum des Reservoirs angekommen, rief er: »Clodia! Domitia! Ich hoffe, ihr habt eure Sachen schon gepackt.«
    Keine Antwort, nur das Tröpfeln des Wassers.
    Eine eiskalte Faust zerquetschte sein Herz wie eine überreife Frucht. So eilends, dass er ins Stolpern kam, rannte er ins Reservoir.
    Niemand war dort. Die Strohsäcke lagen verstreut auf dem Boden, einer von ihnen war aufgeschnitten. Das Regal, in dem sie ihre wenigen Habseligkeiten aufbewahrten, war zertrümmert. Alles machte den Anschein, als hätte sich ein Kampf abgespielt.
    Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein.
    Zu seinen Füßen lag Clodias Stoffpuppe. Erst ihr Anblick machte diesen Moment für ihn vollends zur Wirklichkeit, zu mehr als nur einem Alptraum. Niemals würde seine kleine Schwester freiwillig irgendwohin gehen, wenn sie nicht ihre Puppe dabeihatte.
    Er bückte sich, hob sie auf und drückte sie an seine Brust. Nein, nein – du musst doch deine Puppe dabei haben, Clodia. Was machst du denn ohne deine Puppe?
    Als er mit den Fingern über den Rücken des

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