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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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weiterzuführen oder zu verkaufen. Das war geradezu ungeheuerlich.
    »Ich verstehe. Die Mitgift ist ein Bettel gegenüber den anderen Werten. Und als Hausherrin kann ich natürlich auch darüber verfügen, wem ich Gastrecht gewähre. Meine Schwägerin befürchtet – zu Recht -, dass ich sie bitten werde, wieder in ihr eigenes Heim zu ziehen.«
    »Ich sehe, Sie beurteilen die Lage nüchtern, gnädige Frau.«
    »Können die Damen ihre Anfechtung durchsetzen?«
    »Vermutlich nicht, aber es wird ein Ringen im Schmutz werden. Wie Sie ja schon bemerkt haben, sind die Themen, die sie gewählt haben, dazu geeignet, Ihren Ruf zu ruinieren, selbst wenn Sie das Verfahren gewinnen.«
    »Mein Ruf... je nun.«
    »Verzeihen Sie, liebe Frau Bevering«, der Jurist stand auf und legte mir väterlich besorgt die Hand auf die Schulter. »Verzeihen Sie mir, wenn ich jetzt, hier hinter verschlossenen Türen und nur unter vier Augen, Ihnen einen Rat geben möchte.«
    »Ich bin für jeden Rat dankbar. Sprechen Sie.«
    »Anton hat mich gebeten, eine... mhm... Änderung in den Papieren vorzunehmen, die nicht völlig sittlich ist. Sie werden in den offiziellen Unterlagen als geborene Annamaria Zeidler geführt. Nicht als Ella Wirth, für die Sie sich ausgewiesen haben.«
    »Ich bin eine geborene Annamaria Zeidler, meine Mutter hieß Birte Zeidler. Ich frage mich nur, woher er das wusste.«
    »Weil ich Erkundigungen für ihn eingezogen habe.«
    Mein Magen krampfte sich zusammen. Dann wusste er natürlich alles über meine komplizierte Lage. Was würde mir daraus erwachsen?
    Der Druck auf meiner Schulter verstärkte sich, dann nahm er die Hand fort.
    »Sie glauben, ich brächte mich selbst in Schwierigkeiten, wenn ich mich auf einen Prozess einließe?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher. Die Damen sind Ihnen nicht wohlgesinnt, sie haben es Anton nie verziehen, dass er Sie geheiratet hat. Schlaginhaufn und Gerlach stehen ihnen zur Seite und werden mit Unrat werfen, wo sie nur können.«
    »Was soll ich tun? Kampflos auf alles verzichten?«
    Jetzt schmerzte mein Magen sogar. Wieder mittellos, wieder fortziehen, nach Arbeit suchen, servil und untertänig hochnäsige Gäste bedienen? Oder schlimmer – die Fabriken?
    »Nicht auf alles, gnädige Frau. Nicht auf alles. Selbst die missgünstigsten Gegner haben ihren Preis. Lassen Sie mich verhandeln.«
    Ich musste ihm zugutehalten, er setzte sich wirklich für mich ein, und vermutlich hatte er ganze Kübel von Galle über sich gießen lassen müssen. Zum Schluss aber lag mir folgendes Angebot vor: Hermine erhielt das Haus, mir wurde Wohnrecht für den Zeitraum des Trauerjahrs gewährt. Die Apotheke würde verkauft, die Hälfte des Erlöses stand mir zu. Desgleichen gehörten mir alle die Dinge, die Anton mir geschenkt hatte, die Vorräte und Gerätschaften, die zur Herstellung meiner Cremes notwendig waren, und selbstverständlich meine »Kakaokasse«.
    »Mehr kann ich wohl nicht erwarten?«, fragte ich, doch zumindest etwas erleichtert darüber, dass ich wenigstens einen kleinen Kapitalstock hatte, um mir ein neues Leben aufzubauen.
    »Nein, leider konnte ich die Damen zu keinerlei weiteren Zugeständnissen überreden. Aber einen Rat habe ich noch für Sie. Sie haben, liebe gnädige Frau, hoffentlich die Rezeptur für Ihre kosmetischen Produkte an sich genommen. Ich würde sagen, sie ist einiges Geld wert. Meine Frau ist hellauf begeistert von Ihrer Mandelölcreme.«
    In dem ganzen Trubel um Beerdigung, Testamentsstreit, Trauer und Angst vor der ungewissen Zukunft hatte ich daran gar nicht mehr gedacht.
    »Die Rezepturen stehen in meinen Büchern. Auch die für die Gesundheitsschokolade. Sie haben recht, ich darf nicht vergessen, sie unter Verschluss zu nehmen.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass der Apotheker, der das Geschäft erwerben möchte, Ihnen dafür einen anständigen Preis bezahlen wird.«
    »Wir werden sehen.«
     
    Melisande besuchte mich zwei Tage später und machte ihrem Zorn über die Erbgeier farbenfroh Luft. Dann fragte sie plötzlich ganz nüchtern: »Willst du wirklich noch ein ganzes Jahr hier, in deinen schwarzen Bombast gehüllt, wohnen bleiben?«
    »Melli, viele Möglichkeiten habe ich nicht. Natürlich werde ich mich nach einer kleinen Wohnung umsehen. Und je schneller ich hier ausziehen kann, desto besser wird es mir gehen. Das Zusammenleben mit den beiden Krähen ist niederdrückend.«
    »Du kannst zu mir ziehen, aber es ist nur ein Zimmerchen.«
    »Ach, Süße, das ist

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