Goettin - Das Erwachen
Kilometer würde er schon noch durchhalten. Dann würde er auf ihr Angebot todsicher zurückkommen.
Kapitel 23
„Sie haben ihr Ziel erreicht.", sagte die Frauenstimme des Navis und Lee lenkte den Wagen in die Tiefgarage. Die Fahrt hatte lange gedauert und sie konnte es kaum erwarten, wieder stehen zu können. Liam hatte ihr ohne zu Zögern sein Auto geliehen. Sie seufzte ein bisschen, als sie den Motor abstellte. Sie liebte es einfach dieses Auto zu fahren, auch wenn ihr langsam der Hintern einschlief. Wenigsten war der brennende Muskelkater von der sehr heftigen und langen Liebesnacht vor zwei Tagen verschwunden. Liam hatte ihr nicht zu viel versprochen. Er hatte sie wirklich die ganze Nacht hindurch kaum zu Atem kommen lassen. Erst war es fordernd und leidenschaftlich gewesen. Je müder sie wurde, desto sanfter und langsamer war sein Rhythmus geworden. Schließlich waren sie in der Löffelchenstellung eingeschlafen, als die Sonne sich wieder zeigte. Sie fand es schön, wenn Liams Instinkte übernahmen und er sie nahm. Da sie sich die beiden letzten Tage aber kaum rühren konnte und jede Bewegung gebrannt hatte, achtete sie nun noch mehr darauf, ihre Pille wirklich zu nehmen. Außerdem war noch ein anderes Problem aufgetaucht. Liam hatte zwar wie versprochen Kondome besorgt, aber sie hatte ihn in dieser Nacht mehrfach daran erinnern müssen, sie auch zu benutzen. In der verzwickten Lage mit jemandem, der sie entführen wollte und dafür über Leichen ging, war eine Schwangerschaft das Letzte, was sie wollte. Außerdem wusste sie immer noch nicht, ob sie überhaupt Kinder haben wollte. Egal, ob mit Liam oder ohne ihn. Sie wusste aus seinen Gedanken, dass er unbedingt Kinder haben wollte. Noch so ein Punkt, der ihr früher oder später Probleme bereiten würde. Seufzend ging sie durch die Tiefgarage zum Treppenhaus.
Im Aufzug drückte sie den Knopf, den Liam auch gedrückt hatte, aber nichts geschah. Sie versuchte es noch einmal, hatte aber wieder keinen Erfolg. Sie runzelte die Stirn und sah sich verwirrt um. Offensichtlich musste man die Fahrt in dieses Stockwerk mit einem Schlüssel freigeben. Dann würde sie eben laufen, beschloss sie. Als sie einen Schritt zur Tür machte, schloss sie sich und der oberste Knopf leuchtete nun. Sie sah sich schnell um und entdeckte die Überwachungskamera. Josh hatte sie gesehen und er holte sie gerade zu sich hoch, vermutete sie.
Die Fahrstuhltür glitt auf und sie ging auf die Tür zu. Nachdem sie geklingelt hatte, öffnete ihr eine Frau mittleren Alters in der Uniform des Hotels. „Guten Tag." grüßte sie Lee freundlich und trat einen Schritt zu Seite um sie einzulassen. „Guten Tag." grüßte Lee zurück und trat in die Halle. Aus dem Büro kam Josh auf sie zu. Er hatte einen maßgeschneiderten Anzug an, der seine drahtige Figur gut betonte. Sie musste es wissen. Bei ihrem ersten Treffen war nicht viel der Fantasie überlassen gewesen. Er wirkte neben Liam zwar klein und schmächtig. Nun musste sie das aber revidieren. Durch den anthrazitgrauen, glatten Stoff sah sie muskulöse Schultern. Seine braunen Augen funkelten freundlich zu ihr hinunter und mit seinem Lächeln im Gesicht sah er aus, als wäre er gerade vom Cover einer Zeitschrift gestiegen. Wie ein junger, sehr erfolgreicher Geschäftsmann bewegte er sich auf sie zu. Lee wurde bewusst, wie falsch manchmal der erste Eindruck war. Als er ihr im Mai halb nackt und verärgert begegnet war, hatte er bei ihr den Eindruck erweckt, ein versnobter, gelangweilter Adelssohn zu sein. „Danke, Frau Hofer, das ist dann alles. Bitte lassen sie in den nächsten Stunden keine Anrufe durchstellen und verschieben sie den 22-Uhr-Termin auf Morgen." sagte Josh, umarmte Lee kurz und lächelte sie an. „Sehr gerne, Herr Gray.", antwortete Frau Berger hinter ihr. „Komm rein, Kleines." Er machte eine einladende Handbewegung in Richtung Büro. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen ihm ein paar Vorwürfe, wegen der Sache mit ihrer Mutter zu machen, aber seine herzliche Art wirkte entwaffnend. „Danke. Sorry, dass du den Termin verschieben musst, aber die Autobahn war völlig verstopft." erklärte sie und ging auf sein Büro zu. Erst als sie fast an der Tür war, viel ihr ein kleines Detail auf. Sie blieb so abrupt stehen, dass Josh gegen sie lief. Sie drehte sich und er zog verwundert die Augenbrauen hoch. „Das ist dein Hotel!", sprach sie ihre Erleuchtung aus. Josh nickte nur und lachte ein wenig. Dass er das bisher nicht
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