Goettin - Das Erwachen
sich aus seiner geduckten Haltung und ging langsam auf die Lichtung zu.
Als er an seiner Hose ankam, verwandelte er sich. Pino stand so, dass der Wind Lees Geruch nicht zu ihm wehte. Deshalb hatte er offenbar nicht auf ihren veränderten Duft reagiert. Manchmal hatte Lee einfach mehr Glück als Verstand, fand Liam. „Die Anderen sind etwa fünf Kilometer nördlich.", sagte er leicht hin, während er sich anzog. Erst dann sah er zu Pino. Dieser wirkte heute wie ein Flummi auf Speed. Kein Wunder, dass er Lee damit auf die Nerven gegangen war. Da er so schnell wie möglich mit Lee alleine sein wollte, machte er nicht viel Aufhebens darum. „Nun hau schon ab!" Pino erstarrte, bis er ihm aufmunternd zu nickte. Dann riss er sich fast die Klamotten vom Leib und schoss an Liam vorbei. Da er sich nun wieder auf das Wesentlichen konzentrieren konnte, stieg die Erregung in ihm auf. Nicht wie vorhin, dass er kaum noch Herr der Lage war. Aber doch so stark, dass er nun so schnell wie möglich mit ihr in seinem Bett sein wollte. Lee saß auf dem Baumstamm und sah ihn erwartungsvoll an. G eht’s dir besser? Fragte sie vorsichtig. Er packte sie und trug sie zielstrebig zu seinem Auto. Ihr Duft und ihr Körper ließen ihn die Verletzung vergessen. Morgen früh, wenn ich dich die ganze lange Nacht wieder und wieder bis zur Besinnungslosigkeit geliebt habe, wird es mit besser gehen. Prophezeite er ihr knurrend. Als er nun auch noch ihre Erregung roch, bereute er den Spruch sofort und schluckte. Vielleicht sollte er auch noch ein paar Lehrstunden in Diplomatie nehmen.
Als sein Auto in Sicht kam, atmete Liam schwer. Das hatte nichts damit zu tun, dass er Lee trug und auch nichts damit, dass er die Strecke gerannt war. Er war nicht im Geringsten müde. Hätte er sich an seine eigene Aussage gehalten und sie nicht fest an sich gepresst getragen, wäre er sicher nicht außer Atem gewesen. Nun bezahlte er für seiner Selbstüberschätzung und Ungeduld. Er hechelte wie die Karikatur eines notgeilen, alten Sack, die er im Moment auch war.
Als er Lee ein paar Meter vor seinem Auto absetzte, konnte er nicht anders als erleichtert aufzuatmen. Sofort vergrößerte Lee den Abstand zu ihm. Sein Problem war ihr sicher nicht verborgen geblieben. Er konnte nicht anders, als seinen Oberkörper vorzubeugen und sich mit den Händen an den Dachbogen seinen Autos festzuklammern. Er musste sich für einen Moment sammeln, bevor er mit Lee in einem kleinen, geschlossenen Raum, wie seinem Auto, sitzen konnte. „Schaffst du es?" Lee stand auf der anderen Seite des Autos und sah ihn aufmerksam an, als er aufsah. Er räusperte sich und nickte. „Gib mir eine Minute."
Das, was seine Disziplin am Meisten untergrub, war die Tatsache, dass er überhaupt nichts gegen eine Schwangerschaft von Lee hatte. Im Gegenteil! Allein die Vorstellung mit Lee ein Baby zu haben, Vater werden zu können, machte ihn glücklich. Sie hatte sich klar dazu geäußert und Liam wollte es respektieren, dass ein Kind für sie im Moment nicht zur Diskussion stand. Das wollte er wirklich. Aber sein eigener unbedingter Wunsch nach einer Familie und die Tatsache, dass sie im Moment empfänglich war, waren wie eine Garantie für eine Katastrophe.
Lee war bereits ins Auto eingestiegen und er konnte endlich wieder durchatmen. Sein Wolf war nach dem Lauf besänftigt und er wurde schnell wieder ruhiger. Durch so eine Situation hatte er damals Isa geschwängert. Dieses Mal würde er es besser machen. Seufzend ließ er die Flügeltüre aufgleiten und setzte sich zu seiner wartenden Freundin ins Auto. „Soll ich dir helfen?", fragte Lee leise, als er die Tür schloss. „Kannst du im Moment nicht.", antwortete er und wollte mit einer zittrigen Hand das Auto anlassen. „Ich kann dich auch befriedigen, ohne wirklich mit dir zu schlafen.", wand sie ein. Liam zögerte und sah Lee dabei zu, wie sie mit der Zunge über ihre Lippen fuhr. Er wusste nicht, ob es eine bewusste oder eine unbewusste Geste war, aber die Idee, dass Lee ihn hier und jetzt Oral befriedigen konnte, brachte ihn dazu das Auto doch nicht anzumachen. Er stand einfach unglaublich darauf, wenn sie es tat. Es ärgerte ihn immer ein wenig, dass er nicht in der Lage war ihr dieselben Empfindungen mit der Zunge zu bescheren, wie sie bei ihm. Trotzdem schüttelte er den Kopf. „Es ist nicht gesagt, dass es mir danach besser und nicht schlechter geht.", antwortete er, als den Wagen anließ und den Motor aufheulen ließ. Die paar
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