Göttin der Rosen
du zurück?«
Mikki sah, wie seine Augen sich verdunkelten, und er antwortete: »Wenn Ihr mich ruft, bin ich zur Stelle.«
»Dann werde ich rufen«, versprach sie.
Er verbeugte sich förmlich, gerade als die vier Dienerinnen zu ihnen traten. Es entging Mikki nicht, dass alle vier offensichtlich erleichtert zur Kenntnis nahmen, wie Asterius sich umwandte und in den Schatten des Gartens verschwand, über den sich allmählich die Dunkelheit herabsenkte. Entschlossen verdrängte sie ihren Ärger. Sie hatten heute hart gearbeitet, und alle waren müde. Es wäre wirklich unvernünftig zu erwarten, dass die Frauen in ein paar wenigen Tagen ihre Einstellung Asterius gegenüber änderten. Die anderen Empousas hatten ihren Wächter wie ein Tier behandelt, da war es nur logisch, wenn die Frauen des Reichs dasselbe taten. Mikki würde mit gutem Beispiel vorangehen müssen. Die Frauen waren klug, sie würden es schnell begreifen.
»Seid ihr vier auch so scharf auf ein schönes warmes Bad wie ich?«
Der Abend war noch kühler als der vorangegangene, und der Dampf von den Bädern hüllte alles in einen warmen Nebel. Mikki lehnte sich an den glatten Rand ihres privaten Bades zurück und steckte sich eine Traube in den Mund. Sie war angenehm satt und ein bisschen beschwipst vom Wein. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, mit den Frauen zu Abend zu essen. Sie hatte geplant, schnell zu baden, sich dann in ihr Zimmer zurückzuziehen und noch einmal allein mit Asterius zu speisen, aber die Frauen waren hungrig gewesen – und wer konnte schon schnell baden, wenn die »Wanne« so hinreißend und die Gesellschaft so angenehm war?
Mikki genoss das Zusammensein mit ihren Dienerinnen ehrlich und von Herzen. Nach einem weiteren langen Tag waren die Elementare müde, aber sie jammerten und klagten nicht. Stattdessen redeten sie über die Arbeit, die sie in ihren jeweiligen Bereichen erledigt hatten, und stellten Mikki jede Menge Fragen über die Rosenpflege. Schon wurden für den nächsten Tag neue Pläne geschmiedet. Das Düngen würde weitergehen, aber ein paar Frauen sollten damit anfangen, verwelkte Blüten oder solche, die nicht mehr aufblühen würden, zu entfernen. Mikki erklärte sich bereit, am kommenden Morgen den Elementaren die Schnitttechniken zu zeigen.
»Ich denke, wir haben den schwierigsten Teil von dem bewältigt, was wir tun müssen, um die Rosen wieder gesund zu machen. Morgen werden wir mit dem Düngen sicher fast fertig. Dann konzentrieren wir uns auf das Schneiden der abgestorbenen Blüten und Zweige, und danach müssen wir sie nur noch im Auge behalten und warten.«
»Wie lange wird es dauern, bis die Rosen sich erholt haben?«, fragte Gii.
»Ein guter Dünger braucht nicht lange, bis er wirkt, vor allem, wenn es den Rosen nur an Nahrung mangelt. Eigentlich müssten wir schon bald eine Veränderung erkennen können.«
»Und wenn nicht?«, fragte Floga.
»Dann versuche ich etwas anderes. Ich habe noch mehrere Tricks auf Lager.« Mikki hob ihren nassen, nackten Arm und schwenkte ihn hin und her, bis die jungen Frauen anfingen zu lachen.
»Vielleicht solltet Ihr einen Zauber auf die Rosen legen«, meinte Nera. »Ihr wisst schon – genauso, wie Ihr es machen würdet, wenn eine der Frauen aus dem Reich mit einem Fieber zu Euch kommen würde, das einfach nicht aufhört.«
»Gute Idee«, rief Aeras.
»Könnte bestimmt nicht schaden«, meinte die Feuer-Frau und knabberte an einer Feige.
»Und vielleicht sogar eine Menge nützen«, fügte Gii hinzu.
Auf einmal wünschte sich Mikki, dass sie für ihre neue Aufgabe – ihr Schicksal – ein Handbuch bekommen hätte, denn mit einem Zauber hatte sie keinerlei Erfahrung.
»Das wäre so etwas wie ein Selbstinitiationsritual. Wir vier sind alle dabei, wenn Ihr den heiligen Kreis beschwört, und dann braucht Ihr einfach nur Eurem Herzen zu folgen.« Gii lächelte freundlich. »Ihr werdet schon wissen, was Ihr zu tun habt.«
»Ihr könnt ja mit einem Zauber für etwas anfangen, das Ihr so gut kennt wie die Rosen, dann ist es leichter. Und es ist sowieso nur eine Frage der Zeit, bis die Frauen des Reichs zu Euch kommen und um die üblichen Liebeszauber und so weiter bitten werden«, meinte Floga.
»Sie hat recht, Empousa«, bekräftigte Gii.
»Liebeszauber und so weiter?«, stammelte Mikki.
Areas seufzte wehmütig. »Liebeszauber … ach ja, das ist lange her.«
»Viel zu lange!«, rief Floga.
»Eigentlich«, begann Nera zögernd, »eigentlich hab ich mich gefragt,
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