Göttin der Wüste
hältst mich zum Narren, oder?«
»Überhaupt nicht. Mit jeder Karawane, die unser reizendes Städtchen verläßt, verläßt mich auch ein Sack mit Gold, das von einem Vertrauten in Zesfontein für mich in der Bank deponiert wird.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Alle zwei Wochen ein Sack voll Gold ?«
»Ein kleiner«, sagte er lächelnd.
»Aber wenn doch die Männer, die hier leben, kein Geld haben, wie –«
»Sie nicht«, unterbrach er sie, »aber die Archäologen.«
»Welche Archäologen?«
»Einige Stunden südlich von hier gibt es eine Ausgrabungsstätte. Größer, als du dir vorstellen kannst.« Sein Tonfall wurde triumphierend. »Und was glaubst du wohl, wer all diese Leute mit Lebensmitteln und allem anderen beliefert?«
Sie sah ihn einige Sekunden lang zweifelnd an. »Von hier aus?« fragte sie und konnte ihm noch immer nicht recht glauben.
Elias schüttelte den Kopf, aber seine Stimme klang nach wie vor wie die eines Pokerspielers, der einen Trumpf nach dem anderen ausspielt. »Da unten leben Hunderte von Menschen. Mein Geschäft ist viel zu klein, um sie alle zu versorgen. Ich arbeite mit Lieferanten zusammen, die alles Nötige von Zesfontein aus besorgen. Alle Bestellungen gehen über mich – und alle Zahlungen. Die Herren Wissenschaftler vertrauen mir. Und, glaub mir, Cendrine, es ist nicht leicht, hier unten jemanden zu finden, dem man vertrauen kann.«
Sie nickte ihm anerkennend zu. »Du bist ein viel besserer Kaufmann, als ich dachte.«
»Verstehst du jetzt, warum ich hier bin? Südwest kann ein Paradies für Geschäftsleute sein – wenn man nur weiß, wie man’s anstellen muß.«
»Diese Archäologen … weißt du, woran sie arbeiten?«
»Sie graben die halbe Wüste um. Im Grunde tun sie nichts anderes als jeder räudige Schatzsucher hier aus dem Dorf – sie suchen Wracks und das, was darin begraben liegt.« Er rieb die letzte Tasse trocken und stellte sie zu den anderen. »Das ist zumindest die offizielle Erklärung.«
»Und die inoffizielle?«
Elias senkte die Stimme, als vermute er draußen vor dem Fenster einen Spion. »Diese Leute suchen nicht irgendein Schiff, sondern ein ganz bestimmtes. Eine ägyptische Galeere, die angeblich bei der ersten Umrundung Afrikas unterging, gleich hier vor der Küste. Voll mit Gold, das für den Pharao bestimmt war.«
Cendrine lehnte sich gegen die Küchenwand. »Phönizisch«, brachte sie mühsam hervor.
»Bitte?«
»Es war eine phönizische Galeere, keine ägyptische.«
»Du weißt davon?« fragte er überrascht.
Sie versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen. »Ich habe darüber gelesen.«
Verwundert suchte er ihren Blick, doch sie wich ihm aus. »Auf jeden Fall«, fuhr er dann fort, »sind sie überzeugt, am richtigen Ort zu suchen. Sie haben es schon an allen möglichen anderen Plätzen versucht, aber hier, so sagen sie, wollen sie fündig werden. Selkirk ist vom Erfolg überzeugt.«
» Selkirk? « entfuhr es ihr schrill.
Er trat auf sie zu, die Stirn gerunzelt und mit deutlicher Sorge in den Augen. »Cendrine, was ist los mit dir? Verschweigst du mir irgendwas?«
»Hast du gerade Selkirk gesagt?«
»Natürlich, ja. So heißt die Gesellschaft. The Selkirk Company. Engländer zum größten Teil, aber auch ein paar Deutsche und Holländer.« Sein Lächeln wirkte fahrig und war von Unruhe überschattet. »Wenn es um das Geld anderer geht, verstehen die Kerle sich plötzlich ganz großartig.«
Cendrine gab sich große Mühe, ihre Ruhe zu bewahren. »Gibt es dort auch einen Lord Selkirk? Ich meine, einen Mann, der tatsächlich diesen Namen trägt?«
Elias schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kenne die ganze Geschäftsführung der Company. Soweit ich weiß, haben sie sich nach jemandem benannt, der das Unternehmen ins Leben gerufen hat.«
»Kannst du mich dorthin bringen?«
»Cendrine, was –«
»Tust du’s, oder muß ich einen deiner Freunde aus dem Dorf anheuern?«
»Kannst du mir nicht wenigstens verraten, was das soll? Was hast du mit diesen Leuten zu tun?«
»Nichts. Glaube ich zumindest.« Sie holte tief Luft, dann ergriff sie seine Hand und rang sich ein Lächeln ab. »Bitte, Elias. Das ist alles ziemlich kompliziert. Es hat mit meiner Stellung in Windhuk zu tun. Es wäre wichtig für mich, daß ich mit einem dieser Archäologen sprechen kann.«
»Das klingt nicht so, als wolltest du mir auch nur ein Wort mehr darüber erzählen, stimmt’s?«
Sie gab ihm einen Kuß auf das Grübchen in seinem Kinn. »Später
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