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Göttin der Wüste

Göttin der Wüste

Titel: Göttin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Herr?«
    »Farmer Schindler.«
    Adrian kannte Schindler – ein Deutscher, der vor fünfzehn oder sechzehn Jahren von den Damara ein Stück Land am Ufer des Nossob erworben hatte, etwa hundert Kilometer weiter östlich. Seine Farm lag am Rande der Umab-Wüste, einem westlichen Streifen der Kalahari.
    Von dort also sollte eine Heuschreckenplage drohen? Jetzt wußte Adrian, weshalb sein Vater so abweisend gewesen war.
    »Dies ist nicht die Jahreszeit dafür«, sagte er mit einem Lächeln. »Farmer Schindler sollte das wissen.«
    »Aber Heuschrecken sind da!« rief der San beharrlich. »Habe sie gesehen, mit eigenen Augen!«
    »Das ist unmöglich!«
    »Doch! Nicht unmöglich. Wüste war schwarz von ihnen. Wüste und Himmel und alles! Sie waren überall.«
    Adrian musterte ihn eingehend. Die Erregung des kleinen Mannes wirkte nicht gespielt. Seine Panik war echt, daran bestand kein Zweifel. Vor allen Dingen aber hatte er den langen Weg zurückgelegt, um die Kaskadens und andere Bewohner der Auasberge zu warnen – allein das rechtfertigte, daß man ihm gegenüber freundlich blieb und seinen Worten Gehör schenkte.
    Adrian rief nach einem Diener und gab ihm den Auftrag, das Pferd des San im Stall versorgen zu lassen. Dann wies er ein Dienstmädchen an, in der Küche ein Gedeck für den Boten aufzutragen und ihm eine Mahlzeit zu bereiten.
    »Keine Zeit«, stammelte der San atemlos. »Muß weiter. Muß die anderen warnen. Große Gefahr für Windhuk, liegt genau in Zugrichtung der Schwärme.«
    »Aber wo sollen denn um diese Zeit Heuschrecken herkommen? Die Regenfälle liegen kaum zwei Monate zurück. Selbst in der Wüste sollte es genug Nahrung für sie geben. Sie haben überhaupt keinen Grund, jetzt schon ihre Wanderung zu beginnen.«
    Adrian hatte bisher zwei schlimme Heuschreckenplagen erlebt. Jedesmal waren die Gärten und Weinstöcke danach kahl gefressen, die Savanne zur öden Wüstenei geworden. Ganz zu schweigen von den Feldern der Farmer, die zwischen hier und Windhuk lagen. Die Stadt selbst und die Hochebene am Fuß des Khomas-Hochlandes waren dagegen bislang verschont geblieben.
    »Was ist mit eurer Farm?« fragte er. »Haben die Heuschrecken euch schon erreicht?«
    »Nicht, als ich aufgebrochen bin. Aber jetzt … wer weiß?«
    »Und du bist wirklich sicher, daß es Heuschrecken waren und nicht irgend etwas anderes?« Das war eine dumme Frage. Farmer Schindler lebte lange genug in Südwest, um solche Warnungen nicht unbegründet auszusprechen.
    »Nichts anderes. Heuschrecken. So viele wie noch nie vorher. So, als hätten sich alle Schwärme der Wüste zusammengetan.«
    »Sie kommen direkt aus der Kalahari, sagst du?«
    Der San nickte.
    Adrian runzelte die Stirn. So unglaublich das alles erschien, so sicher war er doch auch, daß etwas an der Sache dran war. Und obwohl er keinen Beweis hatte, daß der San tatsächlich von Schindlers Farm stammte, hatte er das Gefühl, ihm trauen zu können.
    »Gut«, sagte er schließlich. »Ich werde mit meinem Vater sprechen. Wir danken dir und deinem Herrn für die Warnung. Und wir wünschen euch alles Gute.« Er schüttelte dem San die Hand und winkte dann noch einmal das Dienstmädchen heran. »Geh mit ihr in die Küche«, sagte er zu dem San. »Iß etwas Warmes, bevor du weiterreitest. Die Heuschrecken werden ohnehin in ein paar Tagen hier sein, egal ob du hungrig bleibst oder nicht.«
    Der San dankte ihm mit einer zögernden Verbeugung, dann gingen er und die Bedienstete davon.
    Adrian lief die Treppe zur Galerie hinauf, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Titus saß inmitten des langen Saales in einem Sessel und blätterte in einem ledernen Folianten.
    »Vater, ich glaube der Mann hat recht«, rief Adrian ihm schon von weitem entgegen, als Titus aufblickte.
    Sein Vater klappte das Buch zu. Einen Augenblick lang raubte ihm eine Staubwolke den Atem. »Um diese Jahreszeit –«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach Adrian ihn. »Sie haben genug Nahrung dort, wo sie sind. Aber, Vater, dieser Mann hatte Angst! Und Schindler ist gewiß kein Narr.«
    »Wer sagt denn, daß der Kerl wirklich von Schindler kommt?«
    »Glaubst du, die San wollen uns einen Streich spielen?«
    Titus seufzte und erhob sich aus dem Sessel. Mit weiten Schritten kam er auf Adrian zu. »Du denkst tatsächlich, daß er die Wahrheit sagt, nicht wahr?«
    Adrian nickte.
    »Kannst du mir irgendeinen guten Grund dafür nennen?«
    »Nein.«
    »Reine Intuition?«
    »Wenn du es so nennen willst.«
    Aus einem Grund, den nur

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