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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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also ins Land der Lebenden zurück. Ein vertrautes Brennen breitete sich in seiner Brust aus. Sie verließ ihn, ohne sich von ihm zu verabschieden? Das wollte er nicht glauben. Er würde es erst glauben, wenn er sie zur Rede gestellt und sie es ihm ins Gesicht gesagt hatte. Mit der Geschwindigkeit eines Gottes folgte Hades dem dunklen Weg, der ihn in die irdische Welt und zur Göttin des Frühlings führen würde.
     
     
    Lina holte tief Luft und öffnete die Augen. Sie konzentrierte sich auf die Erntegöttin und fuhr mit den Händen dreimal über das Orakel.
    »Demeter, wir müssen reden«, sagte sie.
    Die Kugel begann sich zu drehen, und fast augenblicklich erschienen Demeters erhabene Gesichtszüge.
    »Wenn eine Tochter nach ihrer Mutter ruft, sollte ihre Stimme eher einladend als grimmig sein«, sagte Demeter und schwächte ihren Tadel mit einem angedeuteten mütterlichen Lächeln ab.
    »Ich wollte nicht respektlos sein, aber ich fühle mich wirklich ziemlich grimmig«, sagte Lina.
    Demeter runzelte die Stirn. »Was liegt dir auf dem Herzen, Tochter? Ich habe nur positive Berichte über deine Arbeit gehört. Die Geister freuen sich darüber, dass die Frühlingsgöttin sich in der Unterwelt aufhält.« Und das stimmte. Seit die Göttin, die jeder für Persephone hielt, in der Unterwelt angekommen war, hatten die Verwandten der Toten aufgehört, Demeter mit ständigen Flehbitten zu belästigen. Dafür war die Zahl der Dankesopfer angestiegen. Die Sterbliche musste sich da unten hervorragend schlagen und die Rolle der Göttin überzeugend spielen. Demeter konnte sich nicht vorstellen, was ihr Sorgen bereitete.
    »Die Dinge haben eine unerwartete Wendung genommen.«
    Demeters Stirnrunzeln wurde tiefer. »Erzähl mir nicht, dass du enttarnt wurdest.«
    »Nein! Alle glauben noch immer, dass ich Persephone bin.« Lina hielt inne, kaute auf ihrer Unterlippe. »Aber mein Problem hat etwas damit zu tun.«
    »Erkläre dich«, sagte Demeter.
    »Ich habe mich in Hades verliebt, und er liebt mich auch. Ich muss ihm sagen, wer ich wirklich bin, und herausfinden, wie ich diesen Schlamassel lösen kann«, brach es aus Lina heraus.
    Demeters Blick wurde zu Stein. »Du spielst mir nicht gerade irgendeinen sterblichen Streich?«
    Lina seufzte. »Nein, das ist wirklich nicht lustig.«
    »Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass Hades und du ein Liebespaar seid?«
    »Ja.
    »Dann hat der Gott mit deinen Gefühlen gespielt.« Demeter schüttelte traurig den Kopf. »Das ist meine Schuld. Ich habe eine Sterbliche den Launen eines Gottes preisgegeben. Vergib mir, Carolina Francesca Santoro, ich hatte nicht die Absicht, dir Schmerzen zu bereiten.«
    »Nein«, widersprach Lina. »So ist das nicht. Er hat mich nicht ausgenutzt.
Wir
haben uns verliebt – ineinander.«
    »Verliebt? Ineinander?« Demeters Stimme wurde eisig. »Wie soll das gehen? Hades glaubt, dass du Persephone bist, die Göttin des Frühlings! Er hat keine Ahnung, dass er sich mit einer sterblichen Frau eingelassen hat. Denk doch nach, Carolina! Wie kannst du nur glauben, dass du es bist, die er liebt?« Sie gab einen verächtlichen Laut von sich, und ihre edlen Gesichtszüge verzogen sich. »Liebe? Bist du wirklich so naiv? Unsterbliche lieben anders als Sterbliche. Bestimmt hast du auch in deiner Welt Geschichten von den Ausschweifungen unsterblicher Liebe gehört.«
    Lina hob trotzig das Kinn und kniff die Augen zusammen. »Ich bin kein Kind mehr. Sprich nicht mit mir, als wäre ich so wankelmütig und launisch wie ein unerfahrenes Mädchen. Ich kenne den Unterschied zwischen Liebe und Lust. Ich weiß, wann ein Mann mich benutzt, so wie ich auch weiß, wenn er es ehrlich mit mir meint. Die Lektionen waren hart, aber meine Erfahrungen haben mich den Unterschied gelehrt.«
    »Dann solltest du es besser wissen«, sagte Demeter.
    Linas Gesicht brannte, als hätten die leise gesprochenen Worte der Göttin sie getroffen. »Du kennst ihn nicht. Er ist nicht wie der Rest von euch.«
    »Nicht wie der Rest der Unsterblichen? Das ist naiver Unsinn. Er ist ein Gott. Der einzige Unterschied zwischen Hades und den anderen ist, dass er zurückgezogen lebt und die Toten wichtiger nimmt als die Lebenden.«
    »Und auch das macht ihn so anders.« Lina holte tief Luft; sie wollte Hades’ Vertrauen nicht missbrauchen, aber sie musste Demeter überzeugen. »Ich bin die einzige Göttin, die er je geliebt hat.«
    Die Erntegöttin kniff die Augen zusammen. »Das hat er dir erzählt? Dann

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