Göttin des Frühlings
glitzernde Lidschattenkollektion.
Das nächste Wunder war das Badezimmer. Die Wanne glich eher einem Pool, sie war bereits bis zum Rand mit verlockend dampfendem Wasser gefüllt. Lina merkte, wie schmutzig sie sich von der Reise fühlte. Sie wollte kurz baden, sich umziehen, ihr Make-up auffrischen, dann würde sie Iapis oder Eurydike oder beide rufen, dachte sie seufzend, und sich zu der kleinen Mahlzeit mit Hades geleiten lassen. Was isst man eigentlich in der Hölle?, fragte sie sich, als sie durch das große Badezimmer schlenderte.
»Hoffentlich irgendwas mit Ambrosia«, sagte sie zu einer Sammlung bunter Glasflaschen in unterschiedlichen Formen und Größen, die auf einem Marmorsims standen. Nacheinander zog Lina die Stopfen heraus und schnupperte anerkennend an den öligen Düften, bis sie einen fand, der nach Lilien roch und ihr besonders gefiel. Dieses Badeöl goss sie in die Wanne. Von einem anderen Sims nahm sie einen Kamm und steckte damit die Haarpracht auf ihrem Kopf fest. Schnell entkleidete sie sich, stieg in das herrlich heiße Wasser und ließ sich mit einem wohligen Seufzer der Zufriedenheit vorsichtig in die Wanne sinken. Ewig hätte sie dort bleiben können, doch sie rief sich in Erinnerung, dass Hades auf sie wartete. Auf keinen Fall wollte sie, dass Iapis einfach so ins Zimmer platzte. Lina verkürzte das herrliche Baderitual ein wenig und nahm sich vor, bald ein richtig langes Bad zu genießen.
Als sie aus dem Wasser stieg, suchte sie nach einem Handtuch und entdeckte schnell eins im Regal neben dem riesigen Spiegel.
Lina erstarrte, erschrocken über ihr Spiegelbild. Nein, es war nicht
ihr
Spiegelbild, mahnte sie sich. Es zeigte Persephone, und sie war wahrhaft eine Göttin. Natürlich hatte Lina längst bemerkt, dass ihr Körper anders war. Natürlich hatte sie gewusst, dass sich ihre Seele im Körper einer jüngeren, schöneren Frau befand. Aber sie hatte ja nicht geahnt …
Ihre lange Hand hob sich, um über Persephones perfekte Wangenknochen zu streichen. Dieses Gesicht war umwerfend. Leuchtend violette Augen wurden von dichten schwarzen Wimpern und geschwungenen Brauen gerahmt. Ihre Lippen – Lina berührte sie – waren voll und so rot wie ihre Wangen. Die glühten nämlich schamrot, als Linas Blick am Rest ihres nackten Körpers nach unten glitt. Persephone war ein Vollweib. Ihre Brüste waren fest und rund, so perfekt wie ihr übriger Körper. Linas Hand strich vorsichtig über eine der beiden samtenen Erhebungen. Die rosa Brustwarze reagierte sofort und wurde hart, ein süßes Kribbeln durchfuhr ihren Körper, und Lina merkte, dass ihre lieblichen Lippen sich überrascht öffneten und sie leicht aufstöhnte. War diese Haut hypersensibel, oder war es einfach nur so lange her, dass Lina sich sexuelle Gefühle gestattet hatte? Hatte sie den Schauer der Erregung vergessen?
Was war eigentlich mit Persephones Liebesleben? War die Göttin noch Jungfrau? Oder hatte sie verschiedene Liebhaber? Mit diesen Fragen im Kopf musterte Lina den fremden Körper. Die Göttin war schlank, aber nicht hager. Ihre Taille war schmal, die Hüften wölbten sich schwungvoll und sexy nach außen. Sie hatte lange, wunderschön geformte Beine; dazwischen war ein Dreieck aus weichen Locken. Linas Hand berührte das einladende V.
Schuldbewusst riss sie die Augen auf. Sie schüttelte den Kopf und lachte ihr Spiegelbild nervös an.
»Himmel nochmal. Ich muss mit diesem Körper leben. Ich darf mich nicht schämen, ihn anzusehen.« Lina griff zu dem Handtuch und begann, sich energisch abzutrocknen. Dabei erkundete sie jeden Teil »ihres« Körpers genauer. »Oder sonst was damit zu tun.« Doch als sie ein neues Kleid aussuchte und sich geistesabwesend das lange wirre Haar kämmte, jagten sich die Fragen in ihrem Kopf.
Was für ein Leben hatte Persephone geführt? Sie musste einen Liebhaber gehabt haben – mindestens einen. Wie sollte sie mit diesem Körper enthaltsam gewesen sein? War das der wahre Grund, warum Demeter diesen Tausch organisiert hatte? Vielleicht wollte sie ihre Tochter von einem unerwünschten Verehrer fernhalten. Lina seufzte und rieb sich die Stirn. Es war zu schnell zu viel passiert. Sie hatte keine Ahnung, ob auch Götter schlafen mussten, auf jeden Fall war sie erschöpft. Sie musste den Imbiss hinter sich bringen, damit sie zurück in ihr Gemach gehen und sich gründlich entspannen konnte.
Sie räusperte sich und rief: »Iapis! Ich bin jetzt bereit für die Erfrischung.«
Keine
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