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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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bestimmt alles ganz wunderbar. Danke, Iapis. Es ist ein unglaubliches Zimmer.«
    Der Diener verneigte sich. »Ich habe nur die Anweisungen meines Herrn befolgt. Als er die Nachricht von Demeter erhielt, dass du dich in seinem Reich aufhalten würdest, ordnete er an, dieses Gemach für dich vorbereiten zu lassen.«
    »Aber wenn es irgendetwas gibt, das die Göttin braucht, wird sie mir Bescheid geben, und ich werde es an dich weiterleiten«, mischte sich Eurydike ein.
    »Natürlich, Eurydike. Ich werde mich immer deinem Wissen beugen, was Persephones Bedürfnisse betrifft.«
    Lina merkte, wie geschickt Iapis sein Schmunzeln hinter einem Räuspern verbarg. Seine Stimme klang ehrlich und aufrichtig. Er war wirklich sehr freundlich, fand sie. Lina lächelte ihn dankbar an, er senkte diskret den Kopf.
    »Göttin, wirst du Hilfe beim Ankleiden brauchen?«, fragte Iapis.
    »Oh, nein!«, erwiderte Lina schnell, die mitbekommen hatte, dass Eurydike bereits den Mund geöffnet hatte. »Ich komme wirklich sehr gut allein zurecht. Wenigstens damit«, fügte sie hinzu, als sie Eurydikes enttäuschten Blick bemerkte.
    »Sehr wohl, Göttin. Wenn du dich frisch gemacht hast, brauchst du nur meinen Namen auszusprechen, dann werde ich dich zu Hades geleiten.«
    Lina nickte und lächelte, als würde sie andere Menschen immer auf diese Weise herbeirufen.
    »Bis auf weiteres werde ich die Göttin sich selbst überlassen.« Förmlich verbeugte er sich vor ihr. »Eurydike, dein Zimmer ist nur ein paar Türen weiter. Soll ich es dir zeigen?«
    Das Mädchen wirkte unsicher, Lina tätschelte ihm aufmunternd den Arm.
    »Geh schon. Ich komme zurecht. Wenn ich dich brauche, kann ich dich ja anrufen«, sagte Lina leichthin.
    »Wenn die Göttin deine Hilfe benötigt, braucht sie dich natürlich nur mit einem Wort zu rufen«, bestätigte Iapis.
    Lina atmete erleichtert aus, weil ihr Fehler nicht aufgefallen war. Sie hatte ans Telefonieren gedacht.
    »Nun, wenn du mich wirklich nicht brauchst«, sagte Eurydike.
    »Nein, wirklich, ich komme zurecht. Richte du dich in deinem Zimmer ein«, sagte Lina.
    »Wirst du mich rufen, wenn du mich brauchst?«
    »Aber ja, Kind, ja.« Lina versuchte, geduldig zu sein. In Wirklichkeit wollte sie nur endlich allein sein und ihre Gedanken sammeln.
    »Komm, Eurydike«, sagte Iapis zu dem Mädchen. Das war der letzte Schubser, den die Kleine brauchte, um das Gemach endgültig zu verlassen.
    Als die schwere Tür sich von selbst hinter den beiden schloss, hörte Lina, wie sie sich über »Persephones Bedürfnisse« unterhielten. Fast hätte sie laut gesagt: »Ich brauche einen Drink«, aber sie hatte Angst, dass einer oder beide zurückgeeilt kämen, um ihre Bitte zu erfüllen.

10
    Die Schränke platzten vor Kleidung – wunderschöne, kostbare Seidengewänder in jeder vorstellbaren Farbe, alle in ähnlichem Stil. Weite, lange Röcke, einige mit seitlichen Schlitzen, andere ohne, manche mit hoher Taille und figurformendem Mieder aus feinstem Stoff, der um den Oberkörper gewickelt und in Falten über der Brust drapiert wurde. Sämtliche Gewänder waren elegant und unglaublich weiblich, ein krasser Gegensatz zu Linas sonstiger Kleidung. Zu Hause wählte sie normalerweise bequeme Hausanzüge aus Nicki oder Shorts mit T-Shirt, je nach Wetter. Fürs Geschäft besaß sie mehrere maßgeschneiderte, professionell wirkende Kostüme und Hosenanzüge. Sie hielt sich an neutrale Farben, damit sie die einzelnen Stücke kombinieren konnte. Mit der Hand strich sie genüsslich über das seidige Material und freute sich an der bunten Mischung der Farben. Wann hatte sie angefangen, sich wie eine graue Büro-Maus zu kleiden? Wahrscheinlich ungefähr zu der Zeit, als sie die Hoffnung auf Liebe aufgegeben hatte. Diese Erkenntnis war unangenehm. Lina schob den Gedanken beiseite und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Schränke.
    In den breiten, tiefen Schubladen entdeckte sie eine Fülle hauchdünner Unterwäsche sowie zarte Lederpantoffeln und lange, feminine Nachthemden, die in Linas Augen von einem Stummfilmstar hätten getragen werden können.
    »Nun, sie wurden ja wirklich Leinwandgöttinnen genannt«, flüsterte sie und betastete eine besonders hübsche Stola.
    Im Toilettentisch fanden sich mehr Schminkutensilien und Haarpflegeartikel als in einem Schönheitssalon.
    »So ist es also in der Hölle. Ich muss mir vornehmen, ein richtig böses Mädchen zu werden, wenn ich wieder zu Hause bin«, murmelte Lina und bestaunte eine

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