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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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vorsichtig auf den Füßen ab. Er versuchte, sein heißes Blut zu bändigen.
    »Der Geist möge sich noch nicht entfernen«, fauchte er, und die Tür zur Schmiede schloss sich, ehe Eurydike forthuschen konnte.
    Eurydike drehte sich langsam zum Gott um, ihre Stimme zitterte. »Es war dumm von mir, hier einfach so hereinzuplatzen. Bitte vergib mir, ich … ich … habe es nicht gemerkt.« Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Sei nicht albern, mein Schatz, es gibt nichts zu verzeihen«, sagte Lina, glättete ihr Haar und versuchte, die Hitze zu ignorieren, die immer noch von ihren Brüsten über ihren Hals bis in die Wangen ausstrahlte. »Ich habe mich nur gerade bei Hades bedankt, weil er mir Orion nachgeschickt hat.«
    Hades neben ihr schnaubte verächtlich. »Ich werde dir den Hengst noch öfter nachschicken müssen.«
    Linas Blick traf den des Gottes, und seine Augen funkelten mit schelmischem Humor und etwas anderem, das eventuell Zärtlichkeit sein mochte. Er strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange, bevor er seine Aufmerksamkeit widerwillig Eurydike zuwandte.
    »Beruhige dich, Kind«, sagte Hades.
    Eurydike sah ihn zweifelnd an.
    Er lächelte ihr aufmunternd zu, die Stimme voll väterlicher Besorgnis: »Aus welchem Grund hast du deine Göttin gesucht?«
    Eurydike schaute von Hades zu Persephone, die ihr beruhigend zunicke. Ihr Gesichtsausdruck wurde entspannter. Zögerlich lächelte er den dunklen Gott an.
    »Iapis hat mich gebeten, Persephone zu holen. Die Leimoniaden rufen nach ihr.«
    »Ja, wirklich?« Obwohl Hades nicht unterbrochen werden wollte, freute er sich doch darüber, dass die Geister in seinem Reich die Göttin nicht einfach nur akzeptierten, sondern auf sie zugingen.
    Eurydike nickte begeistert: »Iapis sagte, sie würden mit ihrer Lese erst dann beginnen, wenn die Göttin dabei sei.«
    Lina schaute von Hades zu Eurydike und suchte schnell Zugang zu Persephones Erinnerungen:
Leimoniaden – nymphenähnliche Geister der Wiesen und Blumen.
Das bedeutete, die Geister der Blumen riefen sie zu einer Versammlung, und Hades und Eurydike schienen sich darüber zu freuen. Lina tat so, als wisse sie, wovon die beiden sprachen. Lese? Was konnten sie bloß lesen? Hektisch befragte sie ihre eingebaute Erinnerungsfunktion.
    Im Olymp sind die Waldnymphen verantwortlich für das Sammeln vieler Dinge: Kräuter für Zaubertränke, Trauben für Wein, Blumen, um die Paläste der Untersterblichen zu schmücken …
    »Es leuchtet doch ein, dass sie sich die Gegenwart der Frühlingsgöttin wünschen«, sagte Hades und unterbrach damit ihren inneren Monolog.
    »Das ist natürlich Persephones Entscheidung«, fuhr er fort, offenbar verwundert über ihr Zögern.
    »Na ja, ich …«
    »Ach, bitte, darf ich zusehen?« Eurydike stürzte vor und ergriff Linas Hand. »Ich habe noch nie gesehen, wie der Nektar für Ambrosia gesammelt wird. Nicht mal eine Nymphe habe ich bisher gesehen – weder aus Fleisch und Blut, noch als Geist.« Die Kleine strahlte die Göttin an.
    Lina lächelte über Eurydikes ansteckende Begeisterung. »Natürlich darfst du zusehen.« Sie spürte eine gewisse Erleichterung. Nektar für Ambrosia zu sammeln, konnte nicht so schwierig sein. Sie würde sich einfach diesen Limonade-Nymphen anschließen und ihnen alles nachmachen.
    »Danke, Persephone!« Eurydike tanzte zur Tür.
    »Darf ich auch zusehen?«
    Lina schaute zu Hades hinüber, verwundert über seine Frage. Schließlich war er der Gott der Unterwelt. Er hatte die Macht, über jeden in seinem Reich zu befehlen; ganz bestimmt musste er nicht um Erlaubnis fragen. Und doch stand er da und tat genau das. Ein schwaches Lächeln umspielte seine vollen Lippen. Schweiß stand auf seiner nackten Haut, verlieh seinen bronzefarbenen Brustmuskeln einen erotischen Schimmer. Lina spürte ein Zucken tief in sich, eine elementare Reaktion auf die männliche Schönheit des dunklen Gottes.
    »Nein, das stört mich nicht«, hauchte sie.
    »Gut. Ich sehe dir nämlich gerne zu«, entgegnete Hades. Dann wiederholte er seine vorherige Geste und berührte sanft die Blume hinter ihrem Ohr. Als er seine Hand zurückzog, streifte er mit den Fingern ihre Wange, eine geflüsterte Liebkosung. Die Göttin erschauderte unter seiner Berührung, doch diesmal sah Hades nur das Spiegelbild seines eigenen Begehrens in ihren Augen.
    »Schnell, Persephone!«, rief Eurydike von der Tür aus, ohne sich zu ihrer Göttin umzudrehen. »Ich kann es nicht

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