Göttin des Lichts
macht. Was soll ich dann bis in alle Ewigkeit tun? Ich habe kein Reich wie deine Schwester. Ich habe keinen Job, Apollo. Ich habe nichts, bis auf das, was mir durch die Ehe zu dir zusteht.«
Sie sah Verständnis in seinen Augen aufblitzen.
»Es wäre ein neuer Käfig«, sagte er langsam. »Ich bin nicht Duane, aber das würde kaum etwas ändern. Für dich wäre es trotzdem ein Käfig, zwar größer und prachtvoller, aber …«
»Aber trotzdem ein Käfig.«
Er ergriff erneut ihre Hand. »Dann bleibe ich bei dir.«
Pamelas Augen weiteten sich, und sie schüttelte vehement den Kopf. »Nein! Das kannst du nicht! Du bist Apollo, der Gott des Lichts. Du kannst deine Welt nicht verlassen – nicht für immer –, das weißt du. Was würde mit den Leuten dort passieren? Würdest du sie nicht zur ewigen Finsternis verdammen?«
»Die Sonne findet ihren Weg über den Himmel auch ohne mich. Meine Pferde kennen den Pfad, den mein Sonnenwagen nehmen muss, sie folgen ihm oft ohne meine Führung.«
»Apollo, es wäre nicht richtig. Du kannst den Olymp nicht verlassen. Du kannst kein sterblicher Mann werden.«
»Ich war diese Woche ein sterblicher Mann. Dann kann ich es doch auch für eine Lebensspanne bleiben.«
»Und wie lange wäre das? Wie du dich vielleicht erinnerst, bist du diesmal schon am ersten Tag gestorben!«, stieß sie frustriert hervor. »Egal, was du deiner Schwester oder Eddie oder dir selbst einredest – ich war da. Ich musste es mit ansehen. Du hast mein Leben gerettet, und dann hättest du beinahe deins verloren. Wenn Hermes nicht aufgetaucht wäre, wärst du jetzt tot.« Sie atmete tief durch und umklammerte seine Hand mit zittrigen Fingern. »Das könnte ich nicht noch mal ertragen, Apollo. Ich könnte dich nicht noch mal sterben sehen.«
»Sch…« raunte er und zog sie in seine Arme. »Es muss einen Weg geben. Wir müssen ihn nur finden.«
»Aber wie?«, schluchzte sie gegen die Wärme seiner Brust.
»Ich werde unser Anliegen meinem Vater vorbringen und darum bitten, dass er mir erlaubt, in deiner Welt zu leben.«
»Was, wenn er nein sagt?«
»Ich weiß es nicht, aber Demeter und Persephone haben einen Kompromiss gefunden, also können wir das auch.« Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob sanft ihr Gesicht an. »Ich werde mich nicht von meiner Seelenverwandten trennen lassen. Das schwöre ich dir, Pamela.«
Und dann hatte er sie so leidenschaftlich geküsst, dass sie immer noch seine Lippen auf ihren spüren konnte, als sie jetzt im Hof stand. Sie erschauerte und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Papiere, die sie in den Händen hielt. Es war Freitag. In ein paar Stunden würde die Sonne untergehen, und Apollo und Artemis würden durch das Portal auf den Olymp zurückkehren. Vielleicht würde sie ihren Geliebten nie wiedersehen. Der Schmerz, den dieser Gedanke durch ihren ganzen Körper zucken ließ, war ihr persönliches Gift.
»Pamela?«
Sie sah von ihrem Aktenkoffer auf und begegnete Artemis’ Blick. Die Göttin sah aus, als hätte sie die letzte Nacht auch nicht viel geschlafen, und obwohl ihr Gesicht dank der Magie von modernem Make-up strahlte, konnte Pamela die dunklen Ringe unter ihren Augen sehen.
»Du siehst müde aus«, meinte Pamela.
»Meine Gedanken lassen mich nicht schlafen.«
»Was für Gedanken?«
»Ich mache mir Sorgen um dich. Und um Eddie.« Die Göttin sah zu dem Autor hinüber, der auf seine übliche einnehmende Art mit einem der Arbeiter plauderte. »Jetzt, wo die Dämmerung immer näher rückt, freue ich mich gar nicht mehr so sehr darauf, eure Welt zu verlassen.«
Pamela lächelte sie an. Artemis war immer noch sehr stolz und herrisch, aber ihre Beziehung zu Eddie hatte sie eindeutig besänftigt. Sie war herzlicher, weniger wie kalter, perfekter Marmor und mehr wie eine reale Frau.
»Ich werde dich vermissen, Artemis.«
»Dann komm mit uns«, erwiderte die Göttin zu Pamelas Erstaunen. »Wenn dir der Olymp langweilig wird, dann kannst du mich in meinem Reich besuchen. Die Frau meines Bruders ist in meinen Wäldern immer willkommen.«
»Das kann ich nicht«, flüsterte Pamela, auch wenn sie die Worte der Göttin tief berührten. »Ich gehöre dort nicht hin.«
»Du gehörst zu Apollo«, entgegnete Artemis entschieden.
»Wenn ich mit ihm gehe, werde ich mich selbst verlieren. Irgendwann wäre nichts mehr von mir übrig, was er lieben könnte.«
Artemis neigte den Kopf und betrachtete Pamela eindringlich. »Du bist sehr weise, meine
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