Goettin in Gummistiefeln
annehmen.«
Verblüffte Stille.
»Danke«, wiederhole ich höflich. »Und ... äh ... danke auch für den Champagner.«
»Meint sie das ernst?«, fragt jemand aus dem Hintergrund. Ketterman und Elldridge wechseln stirnrunzelnde Blicke.
»Samantha«, sagt Ketterman und tritt vor, »Sie mögen ja woanders eine gute Stelle gefunden haben, aber Sie sind eine Carter-Spink-Anwältin. Hier haben Sie gelernt, hier haben Sie gearbeitet. Hier gehören Sie her.«
»Wenn es eine Frage des Geldes ist«, wirft Elldridge ein, »ich bin sicher, wir können Ihnen das bezahlen, was Sie gegenwärtig ...« Sein Blick sucht Guy. »Bei welcher Anwaltsfirma ist sie eigentlich?«
»Wo immer Sie auch sind, ich werde mit dem Seniorpartner reden«, sagt Ketterman sachlich. »Oder dem Personalchef, wer auch immer zuständig ist. Wir kriegen das schon hin. Sie müssen mir nur die Nummer geben.« Er holt seinen BlackBerry raus.
Mein Mund zuckt. Ich kann das Kichern kaum noch unterdrücken.
»Es gibt keinen Personalchef«, erkläre ich geduldig. »Und auch keinen Seniorpartner.«
»Keinen Seniorpartner?«, fragt Ketterman empört. »Wie das denn?«
»Ich habe nie gesagt, dass ich noch als Rechtsanwältin arbeite.«
Alle gucken mich an, als hätte ich behauptet, die Welt wäre eine Scheibe. Ich habe noch nie solch verwirrte Gesichter gesehen.
»Sie ... Sie sind nicht mehr als Anwältin tätig?«, stottert Elldridge schließlich. »Als was denn?«
Ich hatte gehofft, dass es nicht dazu kommen würde. Andererseits, warum sollten sie es nicht erfahren?
»Ich arbeite als Haushälterin.« Ich grinse.
»Als >Haushälterin« Elldridge schaut mich verwirrt an. »Ist das die neue Bezeichnung für Troubleshooter? Also, ich komme mit all diesen lächerlichen neuen Bezeichnungen einfach nicht mehr mit.«
»Sie sind jetzt auf der ausführenden Seite tätig?«, sagt Ketterman. »Ist es das, was Sie meinen?«
»Nein, das meine ich nicht«, erkläre ich geduldig. »Ich bin Haushälterin. Ich mache die Betten. Ich koche. Ich putze.«
Alle sind wie erstarrt, ganze sechzig Sekunden lang. Gott, ich wünschte, ich hätte einen Fotoapparat dabei. Diese Gesichter.
»Sie sind ... ich meine ... wirklich eine Haushälterin?«, stottert Elldridge schließlich.
»Mhm.« Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. »Und es macht mir Spaß, und ich bin glücklich und zufrieden. Aber jetzt muss ich weg. Ich danke Ihnen«, sage ich zu Ketterman, »dass Sie mir zugehört haben. Keiner sonst war dazu bereit.«
»Sie lehnen unser Angebot ab?«, fragt Oliver Swan ungläubig.
»Ich lehne Ihr Angebot ab.« Ich zucke bedauernd mit den Schultern. »Sorry. Und Tschüs.«
Als ich den Raum verlassen habe, merke ich, dass mir die Knie zittern. Und ich drauf und dran bin, hysterisch zu werden. Ich habe abgelehnt. Ich habe eine Sozietät bei Carter Spink abgelehnt.
Was zum Teufel wird Mutter dazu sagen?
Bei dem Gedanken wäre ich am liebsten in hysterisches Gelächter ausgebrochen.
Ich bin zu aufgewühlt, um den Lift zu nehmen, und laufe deshalb die Treppe hinunter. Meine Schritte klappern laut auf den Steinstufen.
»Samantha!« Guys Stimme hallt plötzlich von oben zu mir herunter.
Also ehrlich. Was will der noch?
»Ich gehe!«, brülle ich zurück. »Lass mich in Ruhe!«
»Du kannst nicht gehen!«
Ich höre, wie er die Treppe runterrast, deshalb gebe ich ebenfalls Gas. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte - was gibt es sonst noch zu bereden? Mit laut klappernden Absätzen laufe ich die Stufen hinunter, wobei ich mich am Geländer festhalte, um nicht ins Stolpern zu kommen. Aber Guy holt trotzdem auf.
»Samantha, das ist doch verrückt!«
»Nein, ist es nicht!«
»Ich kann nicht zulassen, dass du deine Karriere in den Sand setzt, bloß weil ... weil du beleidigt bist!«, ruft er.
Ich wirble empört herum und falle dabei fast die Treppe runter. »Ich mache das doch nicht, weil ich beleidigt bin!«
»Ich weiß, du bist sauer auf uns!« Guy springt keuchend neben mich. »Und sicher tut es dir gut, uns mit der Geschichte von der Haushälterin eins vor den Latz zu knallen ...«
»Aber ich arbeite tatsächlich als Haushälterin! Und ich gebe euch keinen Korb, weil ich sauer bin. Sondern weil ich den Job nicht haben will.«
»Samantha, du wolltest die Partnerschaft doch mehr als alles auf der Welt!« Guy packt mich am Arm. »Das weiß ich ganz genau! Du hast dich all die Jahre dafür abgerackert. Das kannst du doch jetzt nicht so einfach wegwerfen! Dafür ist es zu
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