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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Daniel ...«
    »Mussten früher gehen?« Freya schaut mich an und auf einmal breitet sich Entsetzen auf ihrer Miene aus. »Sind gar nicht erst gekommen? Herrgott noch mal, diese Schweinekerle! Konnten sie nicht wenigstens ein einziges Mal ihre bescheuerte Arbeit weniger wichtig nehmen und zu dir ...« Sie holt tief Luft. »Sorry. Ich weiß. Ist nun mal deine Familie. Leider Gottes.«
    Freya und Mum verstehen sich nicht besonders gut.
    »Ist doch egal«, sage ich schulterzuckend. »Ehrlich. Ich habe sowieso furchtbar viel Arbeit.«
    »Arbeit?« Sie starrt mich fassungslos an. »Jetzt? Bist du verrückt geworden? Hört das denn nie auf?«
    »Im Moment ist es nun mal recht hektisch«, verteidige ich mich. »Nur vorübergehend, natürlich.«
    »>Vorübergehend< sagst du doch immer! Es ist immer >hektisch    »Das ist nicht wahr.«
    »Jahr für Jahr erzählst du mir, dass es bald besser wird. Aber das wird es nie!« Ihre Augen sind mit einem Ausdruck großer, leidenschaftlicher Sorge auf mich gerichtet. »Samantha, was ist nur aus deinem Leben geworden?«
    Ich starre zurück. Autos rasen dröhnend an uns vorbei. Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Eigentlich kann ich mich gar nicht mehr so recht erinnern, wie mein Leben früher war.
    »Ich will Seniorpartner bei Carter Spink werden«, sage ich schließlich. »Das ist mein größter Wunsch. Dafür muss man Opfer bringen.«
    »Und was geschieht, wenn du Seniorpartner bist?«, beharrt sie. »Wird es dann besser?«
    Ich zucke ausweichend mit den Schultern. In Wahrheit habe ich noch nie weiter gedacht. Seniorpartner. Mein größter Traum. Wie ein leuchtender Stern am Himmel.
    »Du bist neunundzwanzig Jahre alt, Menschenskind!« Freya gestikuliert mit einer knochigen, silberberingten Hand. »Du solltest eigentlich in der Lage sein, ab und zu mal was Spontanes zu machen. Dir die Welt ansehen!« Sie packt mich beim Arm. »Samantha, komm mit nach Indien! Jetzt, sofort!«
    »Was?!« Ich stoße ein fassungsloses Lachen aus. »Ich kann doch jetzt nicht nach Indien!«
    »Nimm dir einen Monat frei. Warum auch nicht? Die werden dich schon nicht feuern. Komm mit zum Flughafen, wir kaufen dir ein Ticket ...«
    »Freya, du hast sie nicht mehr alle. Im Ernst.« Ich drücke ihren Arm. »Ich hab dich unheimlich gern, aber du hast sie wirklich nicht mehr alle.«
    Langsam lässt Freya mich los. »Dito«, sagt sie. »Du hast sie nicht mehr alle! Auch wenn du meine Freundin bist.«
    Ihr Handy klingelt, doch sie beachtet es gar nicht. Stattdessen wühlt sie in ihrem bestickten Schulterbeutel herum und fördert ein fein gearbeitetes, wunderschönes silbernes Parfümfläschchen zutage, schlampig in ein rotes Seidentuch eingewickelt.
    »Hier, für dich.« Sie drückt es mir in die Hand.
    »Freya ...« Ich drehe und wende das Fläschchen. »Es ist einfach umwerfend.«
    »Dachte ich‘s mir doch, dass dir das gefällt.« Sie holt ihr Handy raus. »Was?«, faucht sie ungeduldig in den Hörer. »Hör zu, Lord, ich bin gleich da, okay?«
    Freyas Göttergatte heißt mit vollem Namen Lord Andrew Edgerly. Der Spitzname war anfangs ein Witz von Freya, blieb dann aber irgendwie an ihm hängen. Sie haben sich vor fünf Jahren in einem Kibbuz kennen gelernt und in Las Vegas geheiratet. Genau genommen ist sie jetzt Lady Edgerly- aber das will keinem so recht in den Kopf gehen, am allerwenigsten den beiden selbst.
    »Danke, dass du gekommen bist. Danke für das hier.« Ich umarme sie. »Und viel Spaß in Indien.«
    »Werden wir haben.« Freya steigt wieder in ihr Taxi. »Und wenn du nachkommen willst, brauchst du es nur zu sagen. Denk dir was aus - ein Notfall in der Familie ... was auch immer. Gib ihnen meine Nummer. Was immer es ist, ich werde dich decken.«
    »Jetzt geh schon«, sage ich lachend und gebe ihr einen kleinen Schubs. »Ab nach Indien.«
    Die Tür knallt zu, und sie streckt noch mal den Kopf aus dem Fenster.
    »Sam ... viel Glück, morgen.« Sie nimmt meine Hand und schaut mir mit ungewöhnlichem Ernst in die Augen. »Wenn es wirklich dein Herzenswunsch ist, dann wünsche ich dir, dass es klappt.«
    »Es ist mein allergrößter Wunsch.« Ich schaue meine älteste Freundin an und auf einmal fällt das ganze coole Gehabe von mir ab. »Freya - ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich es mir wünsche.«
    »Dann wirst du‘s auch schaffen. Das weiß ich.« Sie küsst meine Hand und winkt. »Und fahr bloß nicht wieder ins Büro!

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